Hamburg. Hamburg verliert weitere Linie an Konkurrenten. Terminalbetreiber HHLA reagiert skeptisch. Was das für den Hafen bedeutet.

Der Hamburger Hafen verliert schon wieder einen Containerdienst an die deutsche Konkurrenz. Die Reederei Hapag-Lloyd kündigte am Dienstag eine Anpassung der Liniendienste ihrer Schifffahrtsallianz (The Alliance) an, die ab April kommenden Jahres in Kraft treten wird. Für Hamburg bedeutet die Anpassung der Schifffahrtslinien, dass der Hafen einen Liniendienst abgeben muss. Der Fernostdienst FE 2 wird künftig Wilhelmshaven ansteuern.

Es ist das zweite Mal in diesem Jahr dass die Hamburger Traditionsreederei eine Verlagerung eines Liniendienstes aus der Hansestadt ankündigt. Bereits im Sommer hatte Hapag-Lloyd seinen neu eingeführten Schnellexpress CGX (China-Germany-Express) von Hamburg zum Tiefwasserhafen am Jadebusen abgezogen. Damals hieß es, das geschehe temporär. Hintergrund war ein großer Containerstau im Hamburger Hafen, der zu erheb­lichen Verzögerungen bei der Abfertigung und langen Wartezeiten für die Schiffe führte.

Hafen Hamburg: CGX fährt künftig nach Wilhelmshaven

Dieser Stau ist nun aufgelöst, doch der CGX fährt auch künftig nach Wilhelmshaven. Hapag-Lloyd hat für das kommende Jahr seine Hafenanläufe festgelegt und Le Havre durch Antwerpen ersetzt. Eine Rückkehr des Dienstes nach Hamburg steht nicht im Fahrplan. Dass jetzt also ein zweiter Dienst aus der Hansestadt abgezogen wird, ist für den Hafen schmerzlich.

Hapag-Lloyd begründet die Netzwerkanpassung der Allianz mit dem Ziel, eine möglichst umfassende Hafenabdeckung zu gewährleisten und die Zufriedenheit der Kunden zu steigern. Eine der wichtigsten Änderungen sei der Einsatz größerer Schiffsneubauten im Asien- und Nordeuropaverkehr. Die Einführung einer modernen Flotte von treibstoffeffizienten Schiffen mit einer Kapazität von 23.500 Standardcontainern und mehr werde die älteren Tonnagen ersetzen.

„Es werden sogar mehr Mengen kommen als bisher“

Für den Hamburger Hafen ergebe sich durch die Umstellung kein Umschlagverlust, betonte eine Sprecherin. „Es werden sogar mehr Mengen kommen als bisher.“ Zwar werde der FE 2 abgezogen, dieser habe aber im Gesamtaufkommen der Ladung, die die Allianz nach Hamburg bringt, die geringste Rolle gespielt. „Gleichzeitig wird der FE 3 aufgerüstet. Dieser wurde bisher von den kleineren 15.000-TEU-Schiffen bedient. Künftig werden auf dieser Linie die neuen Großschiffe mit bis zu 24.000 TEU eingesetzt.“ Das würde also mehr Ladung für Hamburg bedeuten.

Beim Hamburger Hafenkonzern HHLA, wo die Schiffe der Allianz abgefertigt werden, besteht trotz dieser Ankündigungen Skepsis. „Wir haben die Netzwerkänderungen zur Kenntnis genommen. Wie sich diese genau auswirken, müssen wir erst einmal abwarten“, sagte ein Unternehmenssprecher.

Vor etwas mehr als einem Jahr hatte die Reederei Hapag-Lloyd 30 Prozent am JadeWeserPort in Wilhelmshaven erworben. Schon damals mutmaßten Hafenexperten, dass dies zu einer Ladungsverlagerung von Hamburg weg führen könnte.

Hafen Hamburg: Jansen wollte Hamburg treu bleiben

Der Grund dafür ist, dass der seit 2012 in Betrieb befindliche Tiefwasserhafen von seinen möglichen Umschlagkapazitäten weit entfernt ist. Damals beschwichtigte Hapag-Lloyds Vorstandschef Rolf Habben Jansen: Sein Unternehmen, an dem die Stadt Hamburg knapp 14 Prozent hält, bleibe dem Hamburger Hafen treu. Zur The Alliance gehören neben Hapag-Lloyd, die japanische Ocean Network Express (ONE), die taiwanesische Reederei Yang Ming und
Hyundai Merchant Marine aus Südkorea.