Hamburg. Deutschlands größte Privatkundenbank stellt ihre IT zum Jahreswechsel komplett um – und das ist längst noch nicht alles.
- Die Postbank stellt zum Jahreswechsel ihre IT-Systeme um
- Kunden befürchten Probleme unter anderem beim Bezahlen mit Kreditkarte
- Was sich außerdem 2023 für Postbank-Kunden ändert
Diese Sätze von der Postbank sollen offenbar beruhigend wirken: „Sie haben es schon gehört: Unsere Technik zieht auf eine neue IT-Plattform um. Das läuft automatisch ab und Sie werden es größtenteils gar nicht bemerken.“ So heißt es auf den Internetseiten des Geldinstituts.
Doch ganz abgesehen davon, dass solche IT-Umstellungen bei Banken und Sparkassen in den vergangenen Jahren häufig eben nicht störungsfrei abliefen, sondern erheblichen Ärger hervorriefen, werden viele Postbank-Kunden über den letzten der eben zitierten Sätze nur den Kopf schütteln können. Denn schon seit Wochen schickt ihnen Deutschlands größte Privatkundenbank im Zusammenhang mit dem IT-Umzug per Post Informationen dazu sowie Anweisungen, was nun zu tun ist.
Postbank-Kunden steht Kreditkarten-Ärger bevor
Tatsächlich gibt es für zahlreiche der mehr als zehn Millionen Kunden des Instituts durchaus Handlungsbedarf. Zum Beispiel für all jene, die ein Tagesgeld- oder ein Sparkonto haben, weil diese zum 1. Januar 2023 eine neue Kontonummer (IBAN) bekommen. Auch die Wertpapierdepots erhalten eine neue Kennung.
Zudem können „aus technischen Gründen“ die gemäß Wertpapierhandelsgesetz erforderlichen Angaben des Kunden über seine Anlageziele und seine Risikotragfähigkeit nicht übertragen werden, sie müssen noch einmal neu gemacht werden. „Daher fragen wir Ihre aktuelle persönliche Situation neu ab – entweder in der ersten persönlichen Beratung oder im ersten Online-Kontakt“, teilt die Postbank mit.
Wertpapier-Kunden müssen Angaben zu den Anlagezielen wiederholen
Im Wertpapierbereich wird zum Jahreswechsel auch gleich noch eine Preiserhöhung wirksam: Bisher war es günstiger, Kauf- oder Verkaufsaufträge telefonisch zu erteilen, als sie über die Filiale abzuwickeln. Das ändert sich nun.
Eher beunruhigend wirken offensichtlich die Ankündigungen für Kreditkartennutzer. Weil das Girokonto sowie die Freigabeverfahren schon zum Jahreswechsel auf eine andere IT-Plattform umziehen, die Kreditkarten aber erst im April, kann das sogenannte BestSign-Verfahren zur Freigabe von Zahlungen mittels Fingerabdruckscanner oder Gesichtserkennung voraussichtlich erst ab April 2023 genutzt werden, heißt es von der Postbank.
Kunden sind wegen der Kreditkarten-Umstellung besorgt
Wie man der Facebook-Seite des Instituts entnehmen kann, weckt dies in der Kundschaft Befürchtungen, mit der Karte womöglich nicht bezahlen zu können. „Ihr lasst Eure Kunden über den Jahreswechsel ohne funktionierende Visacard im Ausland sitzen, was mache ich wenn ich jetzt schon im Ausland bin???“, schreibt da ein Nutzer.
Das Social-Media-Team der Postbank versucht, ihn zu beruhigen: „Sie können, wie gewohnt, Geld abheben und im Handel bezahlen. Es ändert sich nur etwas bei den Bezahlvorgängen mit Ihrer Kreditkarte bei Einkäufen im Internet“. Dazu sei vorübergehend eine Registrierung auf der dafür eingerichteten Internetseite kreditkarten.postbank.de notwendig. Der Zugang dazu werde mit einer PIN freigeschaltet, die man verschlüsselt per Brief erhalte, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.
Es scheint ganz so, als sei der Postbank schon klar, dass ihre Anschreiben an die Kunden für Verunsicherung sorgen können. So hat man im Internet eine Seite mit mehr als 120 Fragen und Antworten zu den verschiedenen Produktbereichen eingerichtet. Allerdings wird eine Frage, die sich viele Kunden stellen dürften, eher ausweichend beantwortet – nämlich die Frage nach dem Grund der umfassenden Systemumstellung.
Ein kleines technisches Problem gibt es für iPhone-Nutzer schon jetzt
„Es ist Zeit, nach so vielen Jahren, neue und zeitgemäße Strukturen zu schaffen, die auf aktueller Technologie basieren“, schreibt die Postbank dazu. Das ist aber allenfalls die halbe Wahrheit. Tatsächlich steht der IT-Wechsel in engem Zusammenhang mit der Integration der Postbank in das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. Nach Angaben des Deutsche-Bank-Chefs soll die Zusammenführung der IT die jährlichen Kosten um rund 300 Millionen Euro senken.
Allerdings hat sich das intern als „Project Unity“ bezeichnete Vorhaben als komplexer und langwieriger als erwartet erwiesen – und es wird zudem wohl nicht die Erwartungen aller Kunden erfüllen. „Gibts dann endlich Apple Pay wenn ihr schon die Server der Deutschen Bank nutzt?“, fragt einer von ihnen per Facebook. Auch hierauf gibt es eine ausweichende Antwort: „Apple Pay steht derzeit exklusiv der Deutschen Bank zur Verfügung. Aktuell prüfen wir aber, ob wir diesen Service auch für Kundinnen und Kunden der Postbank anbieten können.“
Postbank-Kunden befürchten schwere Störungen
So mancher von ihnen wird dem Jahreswechsel mit Unbehagen entgegenblicken. Schließlich waren einige der sogenannten IT-Migrationen bei Banken in den vergangenen Jahren von Problemen begleitet – zum Beispiel bei der Sparda-Bank Hamburg Ende 2020 oder bei der Apotheker- und Ärztebank, wo es zu wochenlangen schweren Störungen kam.
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Eine kleine Panne gibt es bei der Postbank schon im Vorfeld. Manche Kunden stießen darauf, als sie per Smartphone den neuen Konditionen im Wertpapiergeschäft zustimmen wollten. „Leider gibt es bei dem QR Code auf dem Anschreiben ein technisches Problem, wenn der Scan mit einem älteren iPhone durchgeführt wird“, räumt die Postbank ein. „Verwenden Sie hierfür einfach den QR-Code auf dem Antwortschreiben, das Sie ebenfalls per Post erhalten haben.“