Elmshorn. Manfred Vondran spricht über seine Ziele für Kölln, die Pläne für den Haferland-Shop in Hamburg – und die drei Buchstaben des Erfolgs.

Seit nunmehr 200 Jahren sitzt der Haferflockenhersteller Peter Kölln am Standort Elmshorn. Und seit August hat das Traditionsunternehmen mit Manfred Vondran einen neuen Chef. Der Anbieter von Frühstücksprodukten wie Müsli und Porridge, aber auch Speiseölen wie Mazola, ist ein Familienunternehmen in siebter Generation, erzielt 145 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt etwa 400 Mitarbeiter. Vondran hat bisher im Management bei Storck und Bahlsen gearbeitet, der 57-Jährige lebt mit seiner Familie in der Lüneburger Heide.

Als Ausgleich zu seinem Beruf schwingt sich der Betriebswirt und Bäcker entweder auf sein Pferd oder sein Motorrad. Über den Ausbau des Werks, mäßige Öko-Test-Ergebnisse und den neuen Haferland-Shop in Hamburg spricht Vondran in seinem ersten Interview in dieser Position.

Neuer Chef, neue Ziele, dieses Motto gilt oft bei Führungswechseln. Gilt das auch für Sie?

Manfred Vondran: Ja, ich stehe dafür, dass wir den Standort hier in Elmshorn modernisieren und ausbauen.

Was heißt das im Detail?

Vondran: Die Produktion wird erweitert, die Kapazitäten werden dadurch ausgebaut, bei Haferflocken, Müsli und Porridge. Wir investieren in neue Anlagen aber auch, um die Verpackungen zu optimieren, sodass wir etwa mit weniger Papier für dieselbe Menge auskommen. Dazu kommen mehr Lagermöglichkeiten. Und es geht darum, unsere Nachhaltigkeitsstrategie am Produktionsstandort Elmshorn weiter auszubauen und voranzutreiben.

Wie viel investieren Sie?

Vondran: Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nicht über konkrete Zahlen sprechen. Wir intensivieren die Investitionen am Standort.

Sie stärken damit das Werk in Elmshorn?

Vondran: Ja, wir bauen ausschließlich hier auf der bestehenden Fläche aus, auch um mit neuer Gebäudetechnik Gas, Strom und Wasser zu sparen.

Sie lösen an der Spitze bei Kölln Christian von Boetticher ab, der die Leitung nach dem Tod von Hauptgesellschafter Hans-Heinrich Driftmann auf dessen Wunsch übernommen und 2015 einen Zehn-Jahres-Vertrag erhalten hatte. Sollte dann jetzt nicht dessen Tochter Friederike Driftmann die Führung übernehmen? Was wird aus diesen Plänen für die Hauptaktionärin?

Vondran: Friederike Driftmann arbeitet als Volljuristin bei Katjes International, sie ist jetzt in Düsseldorf. Es gibt derzeit keinen Zeitplan, wann sie hier operative Verantwortung übernimmt.

Ihr Vertrag bei Peter Kölln ist unbegrenzt?

Vondran: Ja, mein Ziel ist es, hier bis zu meinem Ruhestand zu bleiben.

Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?

Vondran: Mein Führungsstil ist direkt, ich habe eine offene Tür. Jeder Mitarbeiter kann zu mir kommen, ohne Termin. Es geht mir darum, nicht nur Briefe zu schreiben, die Nähe zu den einzelnen Beschäftigten ist mir wichtig. Ich bin ein Teamplayer, klar und direkt. Man kann es so sagen: Der Erfolg hat drei Buchstaben: Tun.

Angesichts steigender Rohstoffkosten und der Inflation bleibt auch genug zu tun. Wie schlägt sich Kölln als vergleichsweise teurere Marke, während viele Kunden im Laden zu günstigeren Handelsmarken greifen?

Vondran: Wir sind unter den Markenherstellern Marktführer bei Haferflocken, Müsli und Porridge. Diese Position konnten wir zuletzt sogar ausbauen. Die Handelsmarken sind in Summe größer, aber wir bei Kölln haben durch den Zuwachs dieser günstigeren Anbieter keine Einbußen erlitten.

Leiden Sie unter Rohstoffknappheiten?

Vondran: Beim Hafer sind die Rohstoffe gesichert, wir sind eingedeckt. Allerdings sind die Preise massiv gestiegen, denn sie sind auch gekoppelt an den Weizen- und Roggenpreis. Dadurch liegen die Preise für Hafer auf einem Allzeithoch – 50 bis 60 Prozent über dem Preis von vor einigen Jahren.

Sind Sie von den großen Lieferländern Ukraine und Russland abhängig?

Vondran: Nein. Wir beziehen 60 Prozent unseres konventionellen Hafers aus Norddeutschland, den Rest aus Finnland. Das ist auch ein Punkt der Nachhaltigkeit. Früher haben wir den Großteil der Ware aus Skandinavien importiert, jetzt haben wir regionale Vertragspartner – vor allem beim Bio-Hafer, der zu 100 Prozent aus Deutschland kommt. Wir kooperieren dabei mit den Landwirten. Dazu haben wir strategische Verträge mit einer zweistelligen Zahl von Höfen in der Region. Die Böden hier sind prädestiniert für Hafer, der viel Regen braucht und weniger künstlichen Dünger als andere Getreidearten.

Bei den Kosten sind Sie dennoch abhängig vom Weltmarktpreis?

Vondran: Ja, wir haben die Preise im Vorfeld nicht mit den Landwirten vereinbart. Diese richten sich nach dem Weltmarkt, nach dem aktuellen Börsenpreis für Hafer.

Sie haben auch Speiseöle mit Marken wie Mazola, Livio und Biskin im Sortiment. Wie ist hier die Lieferfähigkeit?

Vondran: Bei den Ölen hat sich die Verfügbarkeit etwas entspannt, trotz hoher Nachfrage. Allerdings hat der Ukrainekrieg dazu geführt, dass die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben worden sind, denn 80 Prozent der Rohstoffe für Sonnenblumenöl kommen aus dieser Region, auch wenn wir unsere Rohwaren noch nie aus der Ukraine bezogen haben. Wir setzen bei Raps und Sonnenblumen auf den Anbau aus EU-Ländern wie Italien, Österreich und Frankreich.

Wie entwickeln sich die Preise bei Speiseölen für die Endverbraucher?

Vondran: Die Preise bleiben bei Fetten weiterhin sehr hoch, wir gehen davon aus, dass sie 2023 stabil bleiben.

Seit September hat Ihr Haferland-Shop in der Hamburger Altstadt geschlossen. Die Schaufenster Ihres Flagship-Stores, wo Sie Müslimischungen und Ihre Markenwelt präsentiert haben, sind abgeklebt. Was passiert in dem Laden an der Steinstraße?

Vondran: Wir erarbeiten zusammen mit einem Partner gerade ein neues Konzept für Hamburg. Angestrebter Termin für die Eröffnung der Ladenfläche ist das Frühjahr 2023. Wir werden zu gegebener Zeit gerne bekannt geben, was wir vorhaben, aber dafür ist es aktuell noch zu früh. Nur so viel: Das Geschäft bleibt am Standort, und wir werden mit unserem Partner ein innovatives, nachhaltiges Konzept für vegane Ernährung auf den Weg bringen.

Haferflocken liegen einerseits im Trend, als gesundes Lebensmittel. Andererseits haben kürzlich die Experten von Öko-Test bei einem Warentest etlichen Produkten schlechte Noten gegeben. Bei manchen Herstellern gab es Beanstandungen, es ging um Schimmelpilzgifte, Pestizide und Mineralölbestandteile. Ihre Bio-Schmelzflocken haben mit einem „befriedigend“ abgeschnitten, es wurden auch hier Rückstände von Schimmelpilzen nachgewiesen.

Vondran: Die Ergebnisse des von Ihnen angesprochenen Tests können wir nicht nachvollziehen, da unsere Proben aus derselben Charge diese Werte nicht bestätigen. Wir nehmen das Thema aber ernst und arbeiten permanent an unseren Sicherheits- und Qualitätsstandards, um unsere Produkte kontinuierlich zu verbessern.

Einige Verbraucher beklagen, dass Müslis oft zu viel Zucker enthalten. Wie stehen Sie zu dem Thema?

Vondran: Ziel ist es bei uns, Zucker und Fett weiter zu reduzieren, dabei müssen wir unsere Verbraucher in puncto Geschmack aber weiterhin auch mitnehmen. Und wir bieten Müsli-Mischungen ohne Zuckerzusatz sowie mit weniger Zucker an, zum Beispiel unser Schokomüsli mit 30 Prozent weniger Zucker oder das ganz neue klassische Knuspermüsli mit 50 Prozent weniger Zucker.