Hamburg. Ein erster Kunde des Programms „Livesaver“ ist schon gefunden. Künftig könnte nach Notfällen der Cityairbus NextGen zum Einsatz kommen.
Das Lufttaxi von Airbus soll vier Personen Platz bieten, mit 120 Kilometer pro Stunde in 150 bis 450 Meter Höhe fliegen und vollelektrisch angetrieben werden. Noch ist es Zukunftsmusik. Erst Anfang des nächsten Jahres soll mit dem Zusammenbau des ersten Cityairbus NextGen (nächste Generation) in Donauwörth begonnen werden – doch das erste Anwendungsbeispiel steht schon fest.
Die erste Einsatzmission für die städtischen Fluggeräte soll im Rettungsdienst sein, sagte Airbus-Managerin Balkiz Sarihan auf einer Veranstaltung in München bei der Vorstellung des Programms „Lifesaver“.
Zwar seien die bisher eingesetzten Helikopter von ihrer Kraft, Reichweite, Kapazität und Zuladung den „eVTOLs“ – elektrisch angetriebenen senkrecht start- und landenden Fluggeräten – überlegen. Aber durch die Elektrifizierung können diese emissionsfrei fliegen und sollen mit maximal 70 Dezibel (etwa Staubsaugerlautstärke) verhältnismäßig leise starten und landen.
Airbus: Cityairbus NextGen stößt im Ausland auf Interesse
Das eröffne neue Einsatzmöglichkeiten in Städten und passe gut in die vom Flugzeugbauer vorgegebene Strategie der Dekarbonisierung, so Sarihan: „Der Cityairbus NextGen wird unser erstes vollelektrisches Produkt sein, das wir in den Markt schicken.“ Selbst betreiben wolle man die Fluggeräte nicht, man sieht sie als Erweiterung des Technologie- und Business-Portfolios. In Bayern wird seit einigen Monaten an der Integration der Start- und Landeplätze in die Stadt- und Flughafenstruktur sowie an der intermodalen Verbindung geforscht.
Aber auch im Ausland stößt das Projekt auf Interesse. Estland will nun als erster Staat im ersten Halbjahr 2023 das „Lifesaver“-Programm starten. „Als ein digitales Land wollen wir immer den nächsten Schritt gehen“, sagte auf der Airbus-Veranstaltung Joonas Vänto, Direktor der estländischen Investment-Agentur. 99 Prozent des Papierkrams könne in der Balten-Republik digital erledigt werden.
„Es haben so viele Elemente miteinander zu tun“
Estland sei zwar ein kleines Land, aber mit mehr als 50 Prozent Wald und gut 2000 Inseln gebe es viele schwer erreichbare Orte, an denen es natürlich auch zu medizinischen Notfällen kommen könne. „Mit ,Lifesaver‘ wollen wir Wege finden, Menschen schneller retten zu können“, sagte Vänto.
Geplant sei, dass sich das neue System über den gesamten Staat erstrecke. In einem ersten Schritt werde das bestehende Rettungssystem überprüft und geschaut, wie die Zusammenarbeit mit der Digitalisierung kombiniert werden könne.
„Es haben so viele Elemente miteinander zu tun“, sagte Airbus-Innovationsmanager Hubertus Groepper. Nach dem Alarm müssten die Rettungskräfte benachrichtigt werden, die medikamentöse Versorgung müsse sichergestellt werden, verschiedene Transportmöglichkeiten auf dem Land-, Wasser- und Luftweg zum Krankenhaus geklärt werden.
Estland hat noch keines der Lufttaxis bestellt
Wie viele Cityairbusse Estland für das Programm brauche, sei noch nicht klar, sagte Vänto. Bisher habe man bei Airbus auch noch keines der Lufttaxis bestellt.Neben dem Rettungsdienst sieht Airbus als weitere Anwendungsfelder für die Lufttaxis zunächst den Ökotourismus (wegen der Emissionsfreiheit) und Shuttleservices.
Irgendwann einmal könnte es regelmäßig stattfindende Punkt-zu-Punkt-Taxiverkehre geben, um zum Beispiel vom Flughafen in die Innenstadt zu kommen. Aber, so Managerin Sarihan: „Das wird noch nicht morgen der Fall sein.“
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Einen Fall von gestern hakte der Konzern ab. Mit den Strafbehörden in Frankreich einigte man sich auf die Zahlung von 15, 8 Millionen Euro, um einer möglichen Verfolgung wegen Korruptionsverdachts bei Verkäufen von Hubschraubern, Flugzeugen und Satelliten in Libyen und Kasachstan zu entgehen. Airbus hatte 2020 wegen solcher Praktiken in anderen Fällen 3,6 Milliarden Euro Strafe gezahlt.