Hamburg. Umfrage in Hamburg und im Umland zeigt, wie groß der Druck auf die Verkäufer mittlerweile ist. Kaufinteressenten fordern Nachlässe.

Die Preisentwicklung von Immobilien in Hamburg sieht düster aus. Inzwischen haben Kaufinteressenten erkannt, dass die in Inseraten geforderten Kaufpreise nicht mehr akzeptiert werden müssen. 81 Prozent der Kaufinteressenten sollen bereits merken, dass es um Immobilien weniger Wettbewerb gibt. Sie geben vermehrt vom Listenpreis stark abweichende Kaufangebote ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Maklernetzwerkes Hausgold unter seinen Mitgliedern in Hamburg und dem Umland, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

Demnach äußern 91 Prozent der Kaufinteressenten immer häufiger Zweifel an der zukünftigen Preisentwicklung und befinden sich in einem „Abwarte-Verhalten“. 82 Prozent der Makler sollen in den nächsten sechs Monaten mit fallenden Preisen rechnen.

Immobilien Hamburg: Nachfrage sinkt, Preise fallen

Noch vor einem Jahr war an eine solche Entwicklung nicht zu denken. Zu den aufgerufenen Angebotspreisen gaben Kaufwillige zum Teil Offerten ab, die über der Kaufpreisforderung lagen, um möglichst den Zuschlag zu bekommen. „Waren es erst nur die Luxusimmobilien, sehen wir mittlerweile, dass auch am unteren Ende des Preis- Spektrums die Nachfrage deutlich nachlässt“, sagt Sebastian Wagner, Geschäftsführer und Gründer von Hausgold.

Gründe seien zum einen die genannte Skepsis hinsichtlich der Immobilienpreisentwicklung, was die Nachfrage nach Immobilien reduziere und die Preissensibilität seitens der Käufer beeinflusse. „Zum anderen haben auch die erschwerten Finanzierungsmöglichkeiten einen entscheidenden Einfluss auf die Nachfrage.“

Immobilien Hamburg: Bank-Veto nach Kaufangebot

Nach der Umfrage sagen 64 Prozent der Makler, dass Kaufinteressenten immer häufiger an der Finanzierungszusage der Banken scheiterten, nachdem die Interessenten bereits ein Kaufangebot abgegeben hätten. Das liegt an den gestiegenen Zinsen für Immobilienkredite und verschärften Berechnungen der Banken für die Lebenshaltung. Aufgrund der hohen Inflation von rund zehn Prozent planen sie größere Haushaltsbudgets ein, was die Mittel für die Abbezahlung des Kredits reduziert.

„Immobilienkäufer sehen sich aktuell mit deutlich gestiegenen Finanzierungsraten konfrontiert: Während Käufer für eine Immobilie von 450.000 Euro noch im Januar 2022 bei circa 20 Prozent Eigenkapital monatlich knapp 1000 Euro zahlen mussten, sind es jetzt rund 2000 Euro, also doppelt so viel“, sagt Lucie Lotzkat, geschäftsführende Gesellschafterin bei von Poll Finance, einem Finanzierungsvermittler der gleichnamigen Maklerkette.

Immobilien Hamburg: Preise für Eigentum purzeln

Der Rückgang der Immobilienpreise ist inzwischen auch amtlich. Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) wertet Immobilienkaufverträge aus. Danach sind in Hamburg die Preise für Eigentumswohnungen im dritten Quartal um 0,84 Prozent gesunken, verglichen mit dem Vorquartal. Einfamilienhäuser verbilligten sich nach diesen Angaben um 0,94 Prozent.

Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp).
Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp). © Lotte Ostermann | Lotte Ostermann

„Der jahrelange Aufwärtstrend bei Wohnimmobilienpreisen ist zu Ende“, sagt vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. „Nachdem die Preise für Wohnimmobilien mehr als zwölf Jahre lang gestiegen sind, sind sie nun erstmals wieder leicht gefallen.“