Hamburg. Der Streik der Lufthansa-Tochter geht weiter. Warum Hamburg stärker betroffen ist als andere Städte. Diese Rechte haben Passagiere.

Auch am Dienstag wird der Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter Eurowings erhebliche Auswirkungen auf den Betrieb am Hamburger Flughafen haben. Inzwischen sind gemäß der Internetseite des Airports 58 Flüge gestrichen, je 29 Abflüge und Ankünfte, und damit genauso viele wie am Montag. Eurowings gibt die Anzahl der Betroffenen mit 10.000 Passagieren in der Hansestadt an.

Flughafen Hamburg: 72 gestrichene Eurowings-Flüge am Mittwoch

Doch der Höhepunkt der Flugausfälle ist damit noch nicht erreicht. Der Warnstreik der Eurowings-Piloten wird sich am dritten Tag besonders stark in Hamburg auswirken. Laut Homepage des Flughafens sind für den morgigen Mittwoch jeweils 36 Abflüge und Ankünfte gestrichen – das ist der Tageshöchstwert an den drei Streiktagen. Am Montag und Dienstag waren jeweils 29 Starts und Landungen betroffen.

Gecancelt wurden deutsche Ziele wie Stuttgart, Düsseldorf und München, internationale Drehkreuze wie Paris und London, aber auch touristische Destinationen wie Palma de Mallorca, Venedig, Olbia und Gran Canaria. Nur jeweils acht Abflüge und Ankünfte sollen am Mittwoch stattfinden.

Hamburg vom Eurowings-Streik besonders betroffen

Der Helmut-Schmidt-Flughafen ist damit überproportional von den Streichungen getroffen. Rund 80 Prozent der geplanten Verbindungen fallen aus. Eigentlich will die Lufthansa-Billigtochter etwa die Hälfte ihrer Flüge trotz des Arbeitskampfes durchführen. „Es ist korrekt, dass Hamburg deutlich stärker getroffen wird als andere Flughäfen“, sagte Eurowings-Sprecher Florian Gränzdörffer auf Anfrage. Allerdings gelte dies auch für andere große Eurowings-Standorte wie Düsseldorf und Köln/Bonn.

Der Grund liegt in der Struktur des Unternehmens und den vor Ort stationierten Jets. In Fuhlsbüttel sind es 16 Flugzeuge. In normalen Zeiten fliegen sie von Hamburg aus zu den Zielen und zurück zu ihrer Basis. Die in diesen Städten stationierten Crews sind bei Eurowings Deutschland angestellt – und nur dieser Unternehmensteil ist vom Streikaufruf der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit betroffen.

Als Schwestergesellschaft gibt es noch Eurowings Europe. Kleinere Flughäfen wie Münster werden über dieses Unternehmen bedient. Heißt: Die Flieger kommen beispielsweise aus Stockholm oder Prag und fliegen später dorthin zurück. Zudem könne von Tag zu Tag das Angebot der Wetlease-Partner, bei denen Flugzeuge mitsamt Crew gemietet werden, und anderer Airlines der Lufthansa-Gruppe, mit denen man kooperiere, variieren, sodass mehr Flüge ausfallen.

Eurowings verzweifelt an Streik-Forderung

Die Piloten fordern nicht mehr Geld, sondern bessere Arbeitsbedingungen. Als Konsequenz des Streiks will Eurowings die Flottenstärke 2023 von geplanten 81 Fliegern um fünf reduzieren. Der geplante Aufbau von mindestens 200 Stellen in Cockpit und Kabine werde mit sofortiger Wirkung gestoppt, hieß es.

Der Eurowings-Finanzchef der Airline, Kai Duve, sagte am Montag, nach dem jüngsten Angebot sei das Unternehmen an die Grenze des wirtschaftlich Machbaren gekommen. Er forderte die Pilotengewerkschaft Cockpit auf, auf dieser Basis an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir müssen jetzt sprechen, bis dahin wird es kein neues Angebot geben.“ Der Streik koste die Firma jeden Tag einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Das gefährde Arbeitsplätze.

Eurowings-Streik: Viele Flugausfälle in Hamburg auch am Dienstag

In dem Tarifkonflikt geht es nicht um die Gehälter der Piloten, sondern um die aus Sicht ihrer Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zu hohe Arbeitsbelastung. Die VC fordert unter anderem 14 zusätzliche freie Tage, Eurowings ist zu zehn zusätzlichen Tagen bereit.

Um Mitternacht hatte der dreitägige Pilotenstreik begonnen. Eurowings ging davon aus, dass am Montag insgesamt nur 230 von 400 Flügen stattfinden können.

Reisende stehen am Morgen auf dem Flughafen Hamburg an einem Check-In-Schalter an. Am Flughafen Hamburg fallen viele Starts von Flugzeugen der Airline aus, weil deren Piloten für bessere Arbeitsbedingungen in einen dreitägigen Streik getreten sind.
Reisende stehen am Morgen auf dem Flughafen Hamburg an einem Check-In-Schalter an. Am Flughafen Hamburg fallen viele Starts von Flugzeugen der Airline aus, weil deren Piloten für bessere Arbeitsbedingungen in einen dreitägigen Streik getreten sind. © Bodo Marks/dpa

Eurowings-Streik: Diese Rechte haben Passagiere

Eurowings-Passagiere müssen sich auf Probleme einstellen. Die Lufthansa-Tochter geht davon aus, dass trotz des Streiks der Pilotinnen udn PIloten mehr als die Hälfte der geplanten Flüge stattfindet. Welche Rechte haben Fluggäste, wenn es hakt?

Allgemein gilt: Bei Verspätungen und Annullierungen aufgrund eines Pilotenstreiks bestehen Ansprüche auf Ersatzbeförderung, Verpflegung, Unterbringung und teilweise auch auf Ausgleichszahlungen nach der EU-Fluggastrechteverordnung in Höhe von 250 bis 600 Euro.

Zwei Optionen bei Flugausfällen

Fällt der Flug aus oder verspätet sich um mehr als drei Stunden, muss die Airline eine alternative Beförderung anbieten - sei es durch eine Umbuchung auf andere Flüge oder etwa die Umwandlung des Tickets in eine Bahnfahrkarte (vor allem bei innerdeutschen Flügen).

Wenn ein Flug storniert wird, haben Passagiere neben der Ersatzbeförderung durch die Airline noch eine zweite Option: Das Geld zurückverlangen. Dann müssen sie sich aber in jedem Fall selbst darum kümmern, wie sie ans Ziel kommen.

Hilfreiche Websites und Apps

Im Detail können Passagiere ihre Rechte etwa auf den Websites der Verbraucherzentralen oder der Stiftung Warentest nachlesen. Beim Prüfen von Ansprüchen kann die kostenfreie Flugärger-App der Verbraucherzentrale NRW helfen. Das Europäische Verbraucherzentrum bietet ein browserbasiertes Selbsthilfe-Tool bei Flugproblemen.

Ist der Flug Teil einer Pauschalreise, ist der Reiseveranstalter und nicht die Airline der erste Ansprechpartner.