Hamburg. Erschütterndes Ergebnis einer Umfrage unter Einzelhändlern. Verband fordert Strompreisdeckel und weitere Maßnahmen.

Nachwehen der Corona-Krise, sinkende Kauflaune wegen der hohen Inflationsraten, Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel: der Einzelhandel im Norden befindet sich in einer extrem schwierigen Lage. Nach einer aktuellen Umfrage des Handelsverbands Nord sehen sich bereits 51 Prozent aller Einzelhändler in Norddeutschland (Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) in ihrer Existenz gefährdet.

Der Verband schlägt deshalb Alarm und verlangt einen umfangreichen Maßnahmenkatalog von Bund und Ländern. So müsse die Gasumlage zwingend gestoppt, das Energieangebot maximal ausgeweitet, der Strompreis temporär gedeckelt und die Stromsteuer auf das EU-Minimum abgesenkt werden. Zudem dürfte sich der Strompreis nicht länger an den besonders teuren Gaskraftwerken orientieren.

Einzelhandel Hamburg: Viele Händler mit hohen Schulden

„Der Einzelhandel war während der Pandemiejahre durch staatliche Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung wie beispielsweise Geschäftsschließungen, Zugangsbeschränkungen und Hygieneschutzauflagen in seiner Geschäftsausübung massiv beeinträchtigt“, sagte Verbandspräsident Andreas Bartmann. Die Geschäftsinhaber müssten heute noch „existenzbedrohende Umsatzausfälle und Frequenzverluste verarbeiten“. Die meisten hätten während der Hochphase der Pandemie massiv Eigenkapital verloren und Schulden aufgebaut. Insbesondere die steigenden Energiekosten würden die Händler nun an ihre finanzielle Belastungsgrenze bringen.

„In einzelnen Branchen, insbesondere dem innerstädtischen Nonfood-Handel, liegt der Umsatz immer noch um bis zu 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Allmählich geht den Händlerinnen und Händlern die Puste aus, und wir brauchen dringend staatliche Maßnahmen, die explizit dem Handel zugutekommen“, ergänzte Verbands-Hauptgeschäftsführer Dierk Böckenholt.

Einzelhandel Hamburg: Ministerpräsidenten sollen es richten

Bartmann schaut nun konkret auf die Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche. Er erwarte von der Treffen „deutliche Signale und schnelle Lösungen“ und eine zügige Abstimmung zwischen Bund und Ländern über das weitere Vorgehen. „Ein langes Tauziehen um Finanzen darf es nicht geben, denn das Problem wird in den kommenden Monaten noch größer.“ Viele Unternehmen würden die Kostenexplosion erst in den kommenden Monaten mit dem Auslaufen bestehender Energieversorgungsverträge zu spüren bekommen.