Hamburg. Hamburg nimmt neues Schiff mit Pflug zur Wassertiefeninstandhaltung in Betrieb. US-Botschafterin tauft es auf den Namen „Chicago“.

Schöner kann eine Taufe nicht sein: Es ist warm und die Sonne glitzert auf dem Wasser, als am Donnerstagnachmittag die Festgäste an der Überseebrücke eintreffen. Das Taufkind ist schon da und wurde mit bunten Wimpeln nett zurechtgemacht. Es handelt sich um ein neues Planierschiff, dass die Flotte Hamburg in Zukunft verstärken soll. „Ich taufe Dich auf den Namen Chicago“, ruft die US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutmann, die als Taufpatin für den Anlass extra aus Berlin angereist ist.

Dann lässt sie eine Flasche Champagner am Schiffsrumpf zerschellen und im Hafen tuten die Hörner. Der Chef der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, freut sich, er kann nun ein für die Hafenverwaltung wichtiges Schiff nach 24 Monaten Bauzeit in Empfang nehmen. Denn genau das ist die „Chicago“ für Hamburg – wichtig!

Hafen Hamburg: Planierschiffe gegen den Schlick

Planierschiffe spielen eine große Rolle bei der Wassertiefeninstandhaltung des Hamburger Hafens. Und der Hafen hat bekanntlich ein Problem damit, dass er immer wieder verschlickt. „Planierschiffe können kleine Schlickhügel glätten und sie ziehen Sedimente aus den engen Hafenbecken in Bereiche, in denen sie dann leicht von Saugbaggern aufgenommen werden können“, erklärt Karsten Schönewald. Geschäftsführer der Flotte Hamburg. Die „Chicago“ verfügt dazu über einen riesigen Schlickpflug am Heck, den sie über den Grund zieht und so die Sedimente mitnimmt.

Auch wenn das bei der Hitzler-Werft in Lauenburg gebaute Schiff vor allem aus Stahl besteht – allein die große Winde soll die Kraft von sechs Elefantenbullen haben – , so macht es doch technisch etwas her. Werden Mindertiefen im Hafen festgestellt, bekommt das Schiff die Daten elektronisch übermittelt, ebenso die Daten dazu, wie viel Schlick es entfernen muss, damit die gewünschte Wassertiefe wieder hergestellt ist. So kann eine Person alleine das Schiff führen. Alles andere regelt der elektronisch gesteuerte Pflug. „Der Bedarf ist groß. Wir werden das Schiff ab morgen zwölf Stunden jeden Tag im Einsatz haben, auch sonntags“, sagt Schönwald.

Peter Tschentscher begleitete die US-Botschafterin

Hamburgs Hafenbehörden stehen beim sogenannten Sedimentmanagement gehörig unter Druck. Seit Jahren verzeichnet man an der Elbe niedrige Oberwasserabflüsse. Jährlich werden fünf bis sieben Millionen Kubikmeter Schlick aus den Hafenbecken und der Elbfahrrinne auf Hamburger Gebiet ausgebaggert, das sind umgerechnet zwei bis 2,8 Millionen Tonnen Trockensubstanz. Die Verschlickung nimmt zu – und die herkömmlichen Verklappungsstellen reichen nicht mehr aus, um die wachsenden Mengen aufzunehmen. Mit Scharhörn in der Außenelbe, hatten die Behörden ein neues Schlickfallgebiet ausgemacht. Doch die Lösung scheiterte am politischen Widerstand aus Niedersachsen. „Wir wollen Euren giftigen Schlick nicht“, heißt es von dort.

So verwundert es nicht, dass Bürgermeister Peter Tschentscher /SPD), der die US-Botschafterin zur Taufzeremonie begleitete, in seiner Rede zunächst einen Seitenhieb austeilte und betonte, dass der Hamburger Hafen sauber sei, und wenn Sedimente belastet seien, dann kämen sie vom Oberlauf der Elbe aus Tschechien. Dann ging Tschentscher auf die enge Verbundenheit mit Hamburgs Partnerstadt Chicago ein, die dem Planierschiff ihren Namen geliehen hat.

Hafen Hamburg: Schiff leitet einen Strategiewechsel ein

Mit der Anschaffung der 25 Meter langen und 8,5 Meter breiten „Chicago“ leitet die HPA einen Strategiewechsel im Schlickmanagement ein: Bisher hat sie bei der Wassertiefeninstandhaltung ausschließlich auf die Arbeit von Fremdfirmen zurückgegriffen, die sich ihre Leistung teuer bezahlen lassen.

„Künftig nehmen wir das selbst in die Hand und machen heute dazu einen entscheidenden Schritt“, sagte HPA-Chef Jens Meier. Das neue Schiff, dessen Baukosten bei sieben Millionen Euro lagen, verfügt über einen Plug-In-Antrieb. Es kann zwei Stunden vollelektrisch fahren, erst danach müssen die Motoren zugeschaltet werden.