Langenrehm. Der Bauunternehmer aus Langenrehm trennt sich von unzähligen Flächen im Landkreis Harburg, hat dafür Schlösser und Ackerland erworben.
- Investor Steffen Lücking verkauft zahlreiche Grundstücke im Landkreis Harburg.
- Lücking will sich jetzt in einem anderen Kreis engagieren.
- Der Bauunternehmer hat ein Kaufangebot für die Pella Sietas Werft abgegeben.
Steffen Lücking war in Fleestedt und Maschen, in Tostedt, Seevetal und Buchholz aktiv, hatte große Pläne für gewaltige Flächen. Jetzt schmeißt er alles hin. Der Bauunternehmer aus Langenrehm zieht sich aus sämtlichen Geschäften im Landkreis Harburg zurück. Nach Abendblatt-Informationen hat der Investor den größten Teil der in seinem Besitz befindlichen Grundstücke in der Region verkauft. „Ich habe die Schnauze voll“, sagte er dem Abendblatt. „Mir reicht’s. Was hier abgeht, ist unmöglich.“
Wie berichtet, gab es in der Vergangenheit große Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen sowie lange Verzögerungen in den Planungsprozessen. Immer wieder stieß Lücking mit seinen ambitionierten Plänen in Politik und Verwaltung auf Widerstand. Widerstand, den er nicht nachvollziehen könne und der bisweilen sehr persönlich gewesen ist. Viele der geplanten Projekte scheiterten. Lücking musste sich Sätze anhören wie diese: „Der Lücking hat eh zu viel Kohle, man solle ihn enteignen.“
Grundstücke im Landkreis Harburg: Lücking verkauft viele Areale
Und: „Der spendet doch nur, um seinen Namen aufzupolieren.“ Sätze, die den dreifachen Vater bereits im vergangenen Frühjahr dazu bewogen haben, große Flächen in Fleestedt zu verkaufen. Kurze Zeit später zog er sich aus Buchholz zurück. Zeitgleich erwarb er neue Areale, unter anderem das ehemalige Schulungsgelände des Deutschen Rings in Jesteburg.
Auch in seinem Heimatdorf Langenrehm hatte er bis zuletzt immer neue Grundstücke aufgekauft. „Jetzt gehört ihm nur noch der Hof, auf dem er selbst zuhause ist“, sagt Axel Krones, Ortsbürgermeister von Ehestorf/Alvesen. Das habe Lücking ihm in einem Gespräch unter vier Augen bestätigt. Er sei mit der Politik vor Ort nicht einverstanden, die ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt habe, so Krones weiter.
Lücking hat Schloss Weißenborn in Sachsen gekauft
Das Geld aus den Verkäufen hat Steffen Lücking in Projekte außerhalb des Landkreises gesteckt. „Ich habe unter anderem das Schloss Weißenborn in Sachsen gekauft“, bestätigt Lücking. Auch das Jagdschloss Ressen bei Magdeburg sowie das Schloss Lahnau östlich von Chemnitz ist nach Abendblatt-Informationen in Lückings Eigentum. Darüber hinaus hat er weitere landwirtschaftliche Flächen in Sachsen erworben.
Jüngster Coup des Investors ist die Abgabe eines Gebots zum Kauf der insolventen Werft Pella Sietas. „Mein Anliegen ist es, die Werft vor der endgültigen Zerschlagung zu retten“, sagt Steffen Lücking. „Ich möchte nicht nur die gesamte Insolvenzmasse übernehmen, sondern auch das Grundstück der Werft erwerben, um das Traditionsunternehmen als ein Weltkulturerbe für die Gesellschaft zu erhalten.“
Wie berichtet, plant Lücking gemeinsam mit anderen Mittelständlern, die restlichen rund 20 Arbeitsplätze in Hamburg-Neuenfelde zu erhalten, sowie den Werftbetrieb mit neuen, kleinteiligen Konzepten für die Sportboot- und Traditionsschifffahrtsszene fortzuführen. Auch die Fertigung der gerade für Niedersachsen genehmigten, zulassungsfreien privaten Windkraftanlagen mit einer Nabenhöhe von bis zu zwölf Metern ist vorgesehen.
Sinnlose Diskussionen im Landkreis Harburg?
„Ich werde meine Energie von nun an in sinnvolle, zukunftsträchtige Projekte stecken und nicht mehr mit sinnlosen Diskussionen im Landkreis Harburg vergeuden“, so Lücking. „Ich engagiere mich nun in einem anderen Kreis, wo ich mit anderer Stimme reden kann.“ Auch über Langenrehm wolle er sich aus diesem Grund nicht länger unterhalten.
Für den Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten und die Anwohner von Langenrehm kommt der Rückzug von Steffen Lücking völlig unerwartet. Diese hatten sich noch am Mittwoch zu einem Workshop über die Zukunft von Langenrehm im Dorfgemeinschaftshaus Emsen getroffen, um unter professioneller Anleitung gemeinsam ein Konzept für die Bebauung eines rund 10.000 Quadratmeter großen Areals im Ort zu erarbeiten - Eigentum von Steffen Lücking.
Investor Lücking: „Brauche solche Veranstaltungen nicht mehr“
Dieser wollte auf dem Areal an der Langenrehmer Dorfstraße zwei Gebäude mit je fünf Wohnungen, zwei Gebäude mit je sieben Wohnungen sowie ein Einzelhaus bauen. Investitionssumme: 23 Millionen Euro. Politik und Verwaltung lehnten die Pläne ab, kippten den Bauplan und wollen nun einen neuen aufstellen, dessen Grundlage die Bürger mit ihren Ideen im Workshop schaffen sollen.
Unter professioneller Anleitung simulierten die Langenrehmer auf einem drei mal drei Meter großen Luftbild ihres Dorfes mit Holzklötzen und Klebestreifen mögliche Bebauungen. Am Ende waren sich die Beteiligten einig. Nicht mehr als 22 Wohnungen sollen auf dem Areal entstehen, verteilt auf Mehrfamilienhäuser mit vier bis sechs Wohneinheiten.
Steffen Lücking interessiert das alles nicht mehr. Er ließ über Ortsbürgermeister Krones verkünden, dass er sämtliche Grundstücke verkauft habe. Wie es nun in Langenrehm weitergeht? Lücking will sich dazu nicht mehr äußern. „Ich brauche solche Veranstaltungen nicht mehr“, sagt er. Am Mittwochabend? Da sei er in Sachsen gewesen und habe ein Schloss gekauft.