Hamburg. Kindern wird es gern zur Einschulung geschenkt. Welche Sparpläne dagegen besser sind – und worauf Eltern getrost verzichten können.
Die Schuleinführung setzt Eltern und Verwandte in Bewegung. Was brauchen die Kinder für den neuen Lebensabschnitt? Früher steckte in jeder Schultüte ein Sparbuch. Doch das bringt heute kaum noch Zinsen. Dabei haben die Kinder spätestens zum Ende der Schulzeit viele Wünsche. Führerschein? Kostet 2000 Euro. Nach dem Abitur erst mal chillen? Drei Monate Australien schlagen mit 6000 Euro zu Buche. Oder benötigt der Nachwuchs eher Versicherungen als Geldgeschenke? Das Abendblatt klärt unter Verbraucheraspekten die wichtigsten Fragen zur Einschulung.
Geld und Schulanfang – gehört das noch zusammen?
Unabhängig von Geldgeschenken „macht es spätestens mit Schulbeginn Sinn, die Kinder näher an das Thema Geld heranzubringen“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn sie noch kein Taschengeld bekommen, sollte auch das mit dem Schulbeginn erfolgen. Es ist wichtig, dass die Kinder selbst Erfahrungen mit Geld sammeln können, auch wenn die Eltern manchen Kauf eher skeptisch sehen“, sagt die Verbraucherschützerin.
Brauchen die Kinder ein eigenes Konto?
Ein Girokonto ist noch nicht nötig. „Aber ein Sparkonto oder ein Sparbuch ist empfehlenswert, um Geldgeschenke zunächst darauf einzahlen zu können“, sagt Klug. Konten für diese Zielgruppe sind bei den meisten Banken kostenlos.
Wie kann man für Kinder sparen?
Commerzbank, Hamburger Volksbank und Hamburger Sparkasse (Haspa) bieten zwar noch klassische Sparangebote für Kinder mit einem Zins an (siehe Grafik unten). Andere, wie etwa die Targobank, haben solche Angebote allerdings inzwischen eingestellt. Aber der Zinsertrag bleibt in jedem Fall wegen der Höchstbeträge überschaubar und die hohe Inflationsrate von aktuell 7,5 Prozent erledigt den Rest. Auf solchen Konten kann etwas Geld angespart werden, die langfristige Anlage sollte allerdings mehr Chancen auf eine Rendite bieten, die die Inflation zumindest ausgleicht.
Gibt es heute überhaupt noch klassische Banksparpläne?
Nur wenige Geldinstitute bieten sie noch immer an. Die Haspa hat das ZielSparen mit monatlichen Beträgen ab 25 Euro und einer Laufzeit von drei bis 25 Jahren im Angebot, aber die Zinssätze zwischen 0,25 Prozent und 0,80 Prozent sind sehr niedrig. Bei der Deniz Bank, die auch eine Filiale in Hamburg hat, gibt es einen Sparplan ab 50 Euro monatlich. Die Verzinsung beträgt immerhin 1,05 Prozent. Die Laufzeit liegt bei fünf bis zehn Jahren.
Cosmos Direkt, der Direktversicherer der Generali-Gruppe, bietet einen Sparplan ab 25 Euro monatlich, der in den ersten drei Jahren eine steigende feste Verzinsung von 0,50 bis ein Prozent hat. Ab dem vierten Jahr gibt es eine flexible Verzinsung, die aktuell bei 0,90 Prozent liegt. Der Vorteil: Das Guthaben kann innerhalb eines Monats gekündigt werden. Denn in einer Phase steigender Zinsen sollte das Geld nicht zu langfristig angelegt werden, sonst kann man nicht in höher verzinsliche Angebote zu einem späteren Zeitpunkt umschichten.
Ergeben solche Anlagen noch Sinn?
Auch die Sparpläne bringen nur eine magere Rendite. Wirtschaftlich ergeben sie wenig Sinn. „Aber es müssen auch die Vorstellungen derer berücksichtigt werden, die in den Sparplan einzahlen“, sagt Klug. „Manche Großeltern werden auf eine sichere Anlage drängen und nicht bereit sein, das Geld in einen Fondssparplan zu investieren.“ Solche Vorstellungen muss man akzeptieren. Es gibt aber auch Vorteile: Die Einlage ist sicher, es entstehen keine zusätzlichen Kosten, und das Geld steht zur Verfügung, wenn es für das Kind benötigt wird – ohne Kursrisiken wie bei anderen Anlagen. So kann etwa für den Führerschein angespart werden.
Wem gehört das Geld?
Geld, das auf den Namen des Kindes angelegt ist, gehört dem Kind. Die Eltern verwalten es zwar, für sich selbst nutzen dürfen sie es jedoch nicht. Sobald das Kind 18 wird, kann es mit dem Geld machen, was es will. Die Eltern oder Großeltern haben dann keinen Zugriff mehr, auch wenn sie die Einzahlungen geleistet haben.
Welche Sparformen bringen deutlich höhere Rendite?
Im langfristigen Vergleich sind Aktien die ertragsstärkste Anlageklasse. Mit einem ETF- oder Fondssparplan können auch schon Kinder davon profitieren. ETF steht für Exchange Traded Funds und bedeutet börsengehandelter Indexfonds. Sie zeichnen sich durch deutlich niedrigere Kosten als aktiv gemanagte Aktienfonds aus.
Welche Aktienfondsprodukte sind empfehlenswert?
Die Stiftung Warentest rät zu ETF, die einen breit gefassten Aktienindex abbilden, etwa den MSCI World mit 1600 Aktien aus 23 Industrieländern. Solche ETF gibt es von Anbietern wie Comstage, Invesco oder iShares. Noch breiter aufgestellt ist der MSCI ACWI All Country World, der außer Aktien aus Industriestaaten auch Schwellenländeraktien enthält. Entsprechende Sparpläne, meist schon ab einer Monatsrate von 25 Euro, können bei den meisten Banken abgeschlossen werden, die auch ein kostenloses Depot bieten. Besonders kostengünstig sind dafür Direktbanken wie die Comdirect, DKB oder ING.
Welche Renditen sind mit solchen Anlagen voraussichtlich erzielbar?
Aktuell leiden beide Indizes unter der Börsenschwäche. Im ersten Halbjahr hat der MSCI World 13,3 Prozent verloren und der MSCI ACWI All Country World 12,9 Prozent. Aber es geht um eine langfristige Anlage, und ein Zeitraum von zehn oder elf Jahren ist dafür gut geeignet. Wer konservativ mit vier bis fünf Prozent Rendite für einen solchen Zeitraum kalkuliert, sollte kaum enttäuscht werden. Der MSCI World brachte seit 1970 eine durchschnittliche Rendite von 7,6 Prozent pro Jahr, wenn man die Dividenden mit einberechnet, ermittelte der Dividendenexperte Christian W. Röhl. Allein an der Kursentwicklung gemessen ergibt sich eine Rendite von 5,4 Prozent.
Ob die Ölkrise in den 1970er Jahren, der Schwarze Freitag 1987, die Lehman-Pleite 2008 und die Corona-Pandemie – all diese Ereignisse sind in diesem Durchschnittswert enthalten. Das Abendblatt hat errechnet, zu welchen Ergebnissen eine Rendite von fünf und sieben Prozent führt, wenn über elf Jahre bis zum 18. Lebensjahr monatlich 50 Euro oder 200 Euro eingezahlt werden. Bei der kleineren Sparrate könnten am Ende 8495 Euro (bei fünf Prozent Rendite) stehen oder 9528 Euro (sieben Prozent). Die höhere Sparrate von 200 Euro, die vielleicht von mehreren Verwandten gemeinsam aufgebracht wird, kann zu einem Ergebnis von 33.981 Euro (fünf Prozent) oder 38.110 Euro (sieben Prozent) führen.
Nur kann man diese Ergebnisse wegen der Kursschwankungen nicht genau zum 18. Geburtstag erwarten. „Wenn es etwa schon nach sieben oder neun Jahren gut gelaufen ist, sollte man das Ersparte in eine sichere Anlageform wie ein Festgeld oder Tagesgeld umschichten“, sagt Verbraucherschützerin Klug. Wenn es der Europäischen Zentralbank aber nicht gelingt, die Geldwertstabilität wieder herzustellen, geht viel Kaufkraft vom Ersparten verloren.
Brauchen auch Kinder schon eigene Versicherungen?
„Bevor Eltern überhaupt über einen speziellen Versicherungsschutz für ihre Kinder nachdenken, sollten sie prüfen, ob sie selbst ausreichend versichert sind, was die existenziellen Risiken betrifft“, sagt Klug. „An erster Stelle steht eine ausreichende Haftpflichtversicherung“, sagt die Verbraucherschützerin. „Dann kommen in der Wichtigkeit eine Berufsunfähigkeitsversicherung zur Absicherung der Arbeitskraft der Eltern und eine Risikolebensversicherung.“ Nur wenn dann das Haushaltsbudget überhaupt noch weiteren Spielraum für Versicherungsbeiträge lässt, kann man über Versicherungen für Kinder nachdenken. In der Schule sind die Kinder über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert.
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Welche Versicherungen eignen sich zur Absicherung der Kinder?
Erste Wahl ist die wenig bekannte Kinderinvaliditätsversicherung (KIV), die auch nur von wenigen Versicherern angeboten wird. Sie zahlt bei Invalidität in Folge einer Krankheit oder eines Unfalls. „Die Versicherungsleistung muss eine angemessene Rentenleistung vorsehen und so hoch sein, dass zumindest ein Elternteil beruflich für das Kind kürzertreten könnte – auch, wenn das Kind erwachsen wird.
Denn beeinträchtigte Kinder können oftmals auch später kein eigenes Einkommen generieren“, sagt Bianca Boss, Vorständin des Bundes der Versicherten. „Die Kinderinvaliditätsversicherung ist zwar teurer als eine Unfallversicherung, bietet aber auch ein höheres Absicherungsniveau“, ergänzt Klug. Die Unfallversicherung sei nur zweite Wahl. Denn drei Viertel der Behinderungen entstehen nicht durch Unfälle, sondern aufgrund einer schweren Erkrankung. Ab einer Behinderung von mindestens 50 Prozent zahlen die Versicherer in der Regel die vereinbarte Leistung.
Auf welche Versicherung können Eltern getrost verzichten?
„Hände weg von Rentenversicherungen, die auch schon für Kinder angeboten werden“, sagt Verbraucherschützerin Klug. „Diese Verträge sind sehr teuer, wahnsinnig unflexibel und völlig unlukrativ.“ Das gelte ebenso für Verträge, die von den Anbietern als Ausbildungsversicherungen bezeichnet werden. Wer für ein Kind sparen will, sollte das immer losgelöst von Versicherungsverträgen tun.