Bad Homburg. Bei Fresenius läuft es nicht rund, der Konzern musste zum wiederholten Mal seine Ergebnisziele senken. Jetzt kommt ein neuer Chef.
Nach turbulenten Zeiten soll ein neuer Chef den Medizin- und Krankenhauskonzern Fresenius aus der Dauerkrise führen. Der Aufsichtsrat bestellte den amtierenden Lenker der Fresenius-Tochter Kabi, Michael Sen, mit Wirkung zum 1. Oktober 2022. Sen soll zudem kommissarisch die Aufgabe als Vorstandsvorsitzender von Fresenius Kabi weiterführen, bis seine Nachfolge geregelt ist.
Sen ist seit April 2021 im Vorstand von Fresenius für die auf Flüssigmedizin und biopharmazeutisch hergestellte Nachahmermedikamente spezialisierte Tochter Kabi verantwortlich. Zuvor war der Betriebswirt Mitglied des Vorstands von Siemens. Zwischen 2015 und 2017 war er Finanzchef beim Energiekonzern Eon.
Personalie kommt nicht überraschend
Fresenius-Aufsichtsratschef Wolfgang Kirsch lobte den 1968 geborenen Sen in einer Konzernmitteilung als für den Leitungsjob bestens qualifizierten Manager, er sei „versiert in der Gestaltung und Umsetzung von Transformations- und Veränderungsprozessen“. Kirsch und der Aufsichtsrat seien fest davon überzeugt, dass der Vorstand unter Sens Führung dem Fresenius-Konzern „frische Impulse für unsere Wachstumsstrategie“ geben werde.
Der Personalwechsel kommt nicht überraschend: Der scheidende Konzernchef Stephan Sturm hatte nach mehrmaligen Gewinnwarnungen in den vergangenen Jahren erst kürzlich auch die Ziele für 2022 zurechtgestutzt. Dies brachte wohl auch für den Aufsichtsrat das Fass zum Überlaufen, der Sturm trotz anhaltender Probleme die Treue gehalten hatte. Der Manager verlasse das Unternehmen „im guten Einvernehmen“, hieß es nun.
Fresenius-Aktie hat an Wert verloren
Fresenius machen nach zwei ohnehin schwierigen Pandemiejahren aktuell die stockenden Lieferketten und die steigenden Kosten zu schaffen. Zudem litt die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) unter der hohen Übersterblichkeit von Blutwäsche-Patienten mit Corona, zuletzt kam noch Personalmangel hinzu. Im Frühjahr 2021 läuteten Fresenius und FMC milliardenschwere Umbauprogramme ein, die in den nächsten Jahren zu Ergebnisverbesserungen führen sollen. FMC kündigte den Abbau von 5000 Jobs an.
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Auch an der Börse stehen beide im DAX notierten Unternehmen seit Längerem massiv unter Druck. So hat die Fresenius-Aktie seit Mitte 2017 rund zwei Drittel an Wert verloren, das FMC-Papier büßte in derselben Zeit mehr als die Hälfte ein.
Personalie: Kabi soll gestärkt werden
Bereits unter Sturm hatte der Fresenius-Konzern die Suche nach möglichen Investoren für eine Minderheitsbeteiligung an der Kliniktochter Helios eingeläutet. Auch ein Börsengang scheint möglich. Kabi soll hingegen durch Übernahmen weiter gestärkt werden, erste Zukäufe wurden bereits verkündet. Im Vorstand wird Sen künftig begleitet von der neuen Finanzchefin Sara Hennicken. Bekannt ist zudem, dass FMC zum 1. Oktober mit Carla Kriwet als neuer Chefin startet. Sie leitete einst für knapp zwei Jahre die Deutschland-Zentrale von Philips in Hamburg.