Hamburg. Hamburger Kaufleute werben für gemeinsames Vorgehen der Geschäfte. Auch angesichts des Fachkräftemangels könnte das förderlich sein.
Angesichts der Gaskrise kommt zum Thema Energiesparen ein Vorschlag aus der Hamburger Kaufmannschaft. „Wann endlich denkt der Einzelhandel über reduzierte Öffnungszeiten nach? Thema Energiekosten und Fachkräftemangel!“, hatte Cord Wöhlke in den sozialen Medien gefragt. Der geschäftsführende Gesellschafter der Drogeriekette Budnikowsky, der sich seit langem auch in der Handelskammer engagiert, bringt diese Anregung in die Branche, um sie zu einem gemeinsamen Handeln zu motivieren.
„So etwas geht immer nur in der Gemeinschaft, etwa in bestimmten Straßen“, argumentiert Wöhlke. Es schaue immer ein Geschäft auf das andere, hier seien auch die nationalen Ketten gefragt.
Gaskrise: Supermärkte nicht von Änderungen betroffen
Zustimmung zu der Idee kommt von Andreas Bartmann, Präsident des Handelsverbands Nord: „Es zeichnet sich eine breite Entwicklung ab, die Öffnungszeiten nachhaltig zu reduzieren“, sagte Bartmann, der auch Geschäftsführer des Outdoor-Ausrüsters Globetrotter ist.
Natürlich müsse man dabei zwischen den Nahversorgern wie Supermärkten und Drogerien und dem klassischen Einzelhandel etwa mit Textilien unterscheiden. Wer nach einem späten Feierabend noch schnell das Abendessen besorgen möchte, verzichte wohl ungern auf das abendliche Einkaufen. Anders als bei Waren des täglichen Bedarfs sähe es bei Schuhen oder Schmuck aus. Hier wäre ein Kernbereich zwischen 10 und 19 Uhr sinnvoll. „Auch, weil wir dann im Einschichtbetrieb arbeiten können“, sagt Bartmann, auf diese Weise müssten die Läden weniger Verkäufer vorhalten.
Energiesparen löst Diskussion im Handel aus
Für Wöhlke hängen die Themen Energiesparen und Personalnot ebenfalls zusammen. „Wenn Beschäftigte arbeitnehmerfreundlichere Arbeitszeiten haben, entscheiden sie sich eher für den Handel“, sagt Wöhlke, der sich als Mitglied im Plenum der Handelskammer auch im Bereich Fachkräftemangel engagiert. Das Thema Energiesparen im Handel wird derzeit heiß diskutiert.
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Nach einem aktuellen Verordnungsentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums sollen ab September das dauerhafte Offenhalten von Ladentüren in Geschäftsräumen des Einzelhandels untersagt werden. Werbeanlagen dürfen demnach von 22 bis 6 Uhr nicht beleuchtet sein. Bartmann bemängelt, dass das Ausschalten von Lichtquellen bei der Energiebilanz kaum einen Unterschied bringe, weil der Großteil des Handels bereits auf sparsame LED-Beleuchtung umgestellt habe.
Gaskrise: Heizung hat für Läden kaum Relevanz
Die Frage des Offenhaltens der Türen kommentiert der Handelsprofi ebenfalls: Im Winter habe die Heizung in den Läden keine hohe Relevanz, „das machen für uns die Kunden“, sagt Bartmann mit Blick auf die Wärme, die Menschen abstrahlten. Es sei eher problematisch, im Sommer bei geschlossenen Eingängen die Hitze aus den Shops herauszubekommen. Bei kalten Außentemperaturen sei es aber angebracht Türen geschlossen zu halten.