Hamburg. Haspa ist überraschend Vorreiter und zahlt für Festgeld bundesweiten Spitzensatz. So hoch steigen Zinsen bei der Hamburger Bank.
Die Zinswende erreicht jetzt auch die Sparer. Sie können auf ein Ende der Strafzinsen und steigende Zinsen für ihre Spareinlagen hoffen, wenn sie sie langfristig anlegen. Vorreiter für diese Entwicklung ist überraschenderweise die Hamburger Sparkasse (Haspa), wie eine Umfrage des Abendblatts bei Geldinstituten in Hamburg zeigt.
Während viele Geldinstitute noch auf eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) warten, hat die Haspa die Zinsen für Sparanlagen bereits Ende April spürbar angehoben, wie das Institut auf Nachfrage mitteilte. Bei einem Anlagezeitraum von drei Jahren stiegen die Zinsen von 0,20 auf 0,70 Prozent pro Jahr.
Haspa leitet Zinswende für Sparer ein
Für fünf Jahre legte der Zins auf 1,10 Prozent zu. Das ist weit über dem Durchschnittswert von 0,38 Prozent, wie ihn die FMH-Finanzberatung für vergleichbare Sparanlagen ermittelte. Für eine zehnjährige Anlage steigt der Zinssatz sogar von 0,70 auf 1,70 Prozent. Die Anhebung in dieser Größenordnung in einem Schritt ist ungewöhnlich.
Eine zehnjährige Bundesanleihe hat nur eine Rendite von 1,08 Prozent. Der Durchschnittswert für zehnjährige Spar-Anlagen beträgt 0,58 Prozent und wer auf Vergleichsportalen nachschaut, wird für diesen Anlagezeitraum keinen höheren Zins – selbst bei ausländischen Banken – finden. Die höchsten Konditionen liegen dort bei 1,50 Prozent, das beste Angebot mit deutscher Einlagensicherung beträgt 1,25 Prozent. „Mit der Zinserhöhung beim Festzinssparen möchten wir unseren Sparern attraktive Konditionen bieten und tragen damit zudem der aktuellen positiven Zinsentwicklung Rechnung“, sagt eine Haspa-Sprecherin.
Zinspolitik: EZB nimmt Kurs auf Ende der ultralockeren Geldpolitik
Die Zinssätze für kurzfristige Einlagen wie auf dem Sparbuch liegen allerdings unverändert bei 0,01 Prozent. Ebenso werden für Privatkunden noch Strafzinsen in Höhe von 0,50 Prozent erhoben, wenn das Guthaben 50.000 Euro überschreitet. „Sollte sich der Einlagensatz der EZB verändern, würden wir unsere Konditionen entsprechend anpassen“, so die Haspa-Sprecherin. Angesichts der Rekordinflation von aktuell 7,4 Prozent in Deutschland im April nehmen Europas Währungshüter der EZB Kurs auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik. Eine erste Zinserhöhung im Juli gilt zunehmend als wahrscheinlich. Die Direktbank ING hatte bereits angekündigt, die Negativzinsen ab 1. Juli durch höhere Freibeträge weitgehend abzuschaffen.
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Haspa und andere Banken: So äußern sie sich zu Zinsen
Die Sparda Bank Hamburg kündigte die Aufhebung der Strafzinsen für die kommenden Wochen an. Auch die Zinsen für Sparprodukte könnten perspektivisch angepasst werden, teilte die Bank mit. Die Hamburger Volksbank geht davon aus, „dass voraussichtlich zum Jahresende 2022 keine Strafzinsen mehr an die EZB gezahlt werden müssen“. Doch bei keinem der befragten Institute fallen die Zinsentscheidungen so weitreichend wie bei der Haspa aus.
Die überregionalen Institute antworteten derweil wenig konkret auf die Fragen des Abendblatts. Exemplarisch steht dafür die Antwort der Commerzbank: „Wir schauen uns die Entwicklung genau an und werden reagieren, wenn sich die steigenden Zinsen als nachhaltig erweisen.“ Zinserhöhungen für Sparer hat es bei diesen Instituten noch nicht gegeben.