Hamburg. Der Gründer von David Finest Sport Cars spricht über Investitionen in Autos, das Sportwagenfahrer-Image und gefährliche Laien-Tipps.
Benjamin David verkauft Autos, die im Schnitt 120.000 Euro kosten und trotzdem die meiste Zeit in der Garage oder extra angemieteten Hallen stehen. „Die Autos, die wir anbieten, sind nicht dazu da, um damit viel zu fahren“, sagt der Gründer von David Finest Sport Cars in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“. Ein Gespräch über Autos als Wertanlage, das Image von Sportwagenfahrer und gefährliche Tipps von Leuten, die sich mit all dem nicht wirklich auskennen. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider.
Das sagt Benjamin David über ...
… den wesentlichen Unterschied zwischen seinem und anderen Autohäusern:
„Die Autos, die wir anbieten, sind eigentlich nicht dazu da, um damit viel zu fahren. Die Kunden, die bei uns ein Fahrzeug kaufen, erfüllen sich damit einen lang gehegten Traum oder sehen das Auto als Wertanlage, an dessen Zustand sich möglichst wenig verändern soll.
Automobilindustrie: David verkauft Sportwagen
Wer einmal mit einem wunderschönen, teuren und/oder alten Auto eine Spazierfahrt gemacht hat, weiß, wie viele Stunden es danach dauert, damit es hinterher wieder so schön aussieht wie vorher. Deshalb überlegen sich das unsere Kunden sehr gut. Der beste Freund etwa eines Oldtimer-Fans ist das Regenradar auf seinem Handy.“
… Autos, die für viel Geld gekauft werden und trotzdem beim Händler bleiben:
„Ich habe eine große Leidenschaft für die Marke Porsche, die macht bei unseren Fahrzeugen etwa 80 Prozent aus. Darüber hinaus sind die Italiener gern gesehene Gäste, vor allem Ferrari und manchmal Lamborghini.
Das sind Autos, die die Kunden gern kaufen und dann direkt bei uns einlagern. Diese Fahrzeuge können nicht einfach irgendwo stehen, die müssen gepflegt und betreut werden, das übernehmen wir, und das geht so weit, dass wir auf Wunsch der Besitzer die Autos auch hin und wieder bewegen und ihnen dann ein Video schicken, wie die auf der Straße unterwegs sind. Im Moment haben wir rund 30 Autos eingelagert, im Winter können es auch mal 50 sein.“
… das Auto als Wertanlage:
„Heute haben wir einen Mercedes SLS ausgeliefert, im Neuwagenzustand, mit einer Laufleistung von nicht einmal 2000 Kilometern, für den der Kunde 300.000 Euro bezahlt hat. 2013/2014 sind solche Autos aus dem Leasing für 120.000 oder 130.000 Euro zurückgekommen.
Davids Autos lässt man besser stehen
Das ist ein gutes Beispiel, wie sich Werte entwickeln können, sofern bestimmte Prinzipien eingehalten werden: wenig Laufleistung, wenige Halter, keine Unfälle, penibel genaue Wartung, alle Dokumente immer zusammenhaben. Wer sein Auto zu einem Höchstpreis verkaufen möchte, sollte es möglichst nicht fahren. Das beste Modell ist eines, das 30 Jahre alt ist, aber aussieht wie neu. Und, nebenbei: Nachhaltiger und umweltschonender geht es gar nicht.“
… sechsstellige Durchschnittspreise:
„Wir haben im vergangenen Jahr 230 Autos verkauft, zu einem durchschnittlichen Preis von mehr als 120.000 Euro. Wir sind weltweit aktiv, wobei ich froh bin, wenn wir unsere Geschäfte in der Nähe von Hamburg machen. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Kunde sich an uns wendet, wenn er das Auto eines Tages wieder veräußern will. Ein Wagen, den wir in die USA, nach Frankreich oder in den Mittleren Osten liefern, ist für uns ein für alle Mal weg, und Reparaturaufträge bekommen wir von dort natürlich auch nicht. Wir haben 2021 übrigens kaum Leasingverträge abgeschlossen, weil so viel Geld im Markt war und ist, dass die Kunden ihre Autos lieber kaufen wollten.“
… die Frage, wann man verkaufen sollte:
„Die Preise sind im Moment so hoch wie nie, und bekanntermaßen geht es irgendwann nach so einer Entwicklung auch wieder in die andere Richtung. Ich fürchte, wir haben den Höhepunkt bereits erreicht. Es gibt übrigens eine einfache Regel: Wenn man von irgendjemandem, nicht von einem Experten, den Tipp erhält, in Autos zu investieren, sollte man sehr vorsichtig sein ...“
David will schlechtes Sportwagenfahrer-Image aufpolieren
… Sportwagen, mit denen man nicht protzen sollte:
„Ich würde mit solchen Autos, wie wir sie verkaufen, nicht über den Jungfernstieg brettern und finde es wichtig, dass man andere Menschen damit nicht stört. Viele unserer Kunden sehen das genauso. Das ist uns auch sehr wichtig. Man hat ganz schnell ein schlechtes Image weg, und wir arbeiten daran, dass es anders ist. Und wenn man schnell fahren möchte, ist die Straße, auch die Autobahn, nicht der richtige Ort. Wir bieten deshalb unseren Kunden über unser neu gegründetes Tochterunternehmen David Racing an, schnelle Autos und ihre Grenzen auf gesicherten Rennstrecken kennenzulernen.“
… seinen erster Porsche:
„Ich habe mir mit Anfang 20 einen alten Porsche gekauft, das war immer mein Traum. Ich bin regelmäßig an der Alster joggen gewesen, und zu der Zeit wurden dort Fahrzeuge zum Verkauf angeboten. Und da hat mich ein Auto wirklich nervös gemacht. Leider hat man mir angemerkt, dass ich den Porsche unbedingt haben wollte, was für die Preisverhandlungen nicht so gut war ... Ich habe keinen Rabatt bekommen.“
- Esin Rager: Wenn Geld zu Gier, Streit und Zerstörung führt
- Autor Andreas Altenburg: „Was ist das denn für ein Kram?“
- „Wir müssen mehr Menschen jenseits der 50 einstellen“
Der Fragebogen: Berufswunsch Profifußballer
Was wollten Sie als Kind werden und warum?
Ich war großer Fan des SV Werder Bremen und wollte folglich immer Fußballprofi werden – wie die meisten meiner Freunde auch.
Was war der beste Rat Ihrer Eltern?
Weiterzumachen, auch wenn es Herausforderungen oder Schwierigkeiten gibt.
Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?
Das ist je nach Situation oder Bereich unterschiedlich. Ich lerne beispielsweise viel von einem guten Freund, mit dem ich die Leidenschaft für den Motorsport teile. Wir treffen uns regelmäßig, um uns auf der Rennstrecke zu fordern.
Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute ausüben?
Ich hatte schon früh Interesse an Autos – wie wahrscheinlich viele im Jugendalter. Ich erinnere mich gut daran, wie meine Tante mich mit fünf Jahren das erste Mal auf die Rückbank des Porsche 911 Carrera ihres Freundes setzte – tatsächlich ein Schlüsselmoment für meine Autoleidenschaft. Später habe ich mich dann bewusst für eine Ausbildung zum Automobilkaufmann entschieden. Schon währenddessen war für mich klar, dass ich in der Branche bleiben möchte und meine berufliche Leidenschaft gefunden habe.
Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?
Das waren ganz sicher zwei Personen, mit denen ich früher zusammen bei Dello und bei Auto Wichert gearbeitet habe. Zum einen Reinhard Lenz, Niederlassungsleiter bei Dello in Harburg und Lüneburg, und Jürgen Behrendt als mein Seniorverkäufer bei Wichert. Beide haben gezielt meine Stärken gefördert und mir Tipps mit auf den Weg gegeben, die mir noch heute helfen.
Auf wen hören Sie?
Auf Freunde, Partner und Berater, mit denen ich mich regelmäßig austausche.
Was sind Eigenschaften, die Sie an Ihren Chefs bewundert haben?
Was mir positiv in Erinnerung geblieben ist und was ich in meiner Rolle als Führungskraft ebenso umsetze: die Mitarbeitenden selbst in extremen Situationen zu motivieren, immer wieder voranzugehen und grundsätzlich jederzeit ansprechbar zu sein.
Was sollte man als Chef auf keinen Fall tun?
Ganz klar: ein schlechtes Vorbild sein.
Was sind die Prinzipien Ihres Führungsstils?
Ein partnerschaftlicher Austausch – die Kommunikation auf Augenhöhe – ist zentral für mich.
Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?
An erster Stelle steht für mich die Leidenschaft für Autos, egal, ob Oldtimer, Youngtimer oder Premium-Sportwagen. Die Autobranche lebt von Emotionen und gleichen Interessen zwischen Käufer und Verkäufer. Es sollte also Spaß machen, aber als Unternehmer ist die Wirtschaftlichkeit und damit auch das Geld selbstverständlich ein essenzieller Bestandteil.
Was erwarten Sie von Mitarbeitern?
Ich erwarte vollen Einsatz, vor allem um eine vertrauensvolle Basis zu den Kunden aufzubauen. Darüber hinaus ist ein Faible für die Fahrzeuge wichtig, mit denen wir täglich arbeiten, und dass über den Tellerrand geschaut sowie neue Ideen eingebracht werden.
Worauf achten Sie bei Bewerbungen?
Standardmäßig auf die korrekte Anrede, Rechtschreibung und die Zeugnisse, aber vor allem auch darauf, ob die Motivation und Leidenschaft für einen Job bei uns spürbar sind.
Duzen oder siezen Sie?
Wir duzen uns.
Was sind Ihre größten Stärken?
Willenskraft und Empathie.
Was sind Ihre größten Schwächen?
An der einen oder anderen Stelle etwas persönlich zu nehmen.
Welchen anderen Entscheider würden Sie gern näher kennenlernen?
Wolfgang Grupp.
Was würden Sie ihn fragen?
Ich glaube, da gibt es vieles.
Was denken Sie über Betriebsräte?
Finde ich grundsätzlich gut und wichtig.
Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?
Um ganz ehrlich zu sein: täglich. Mal kleinere, mal größere. Aber es wäre vermessen zu behaupten, man würde als Führungskraft wenige Fehler machen.
Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?
Gewisse Themen abzugeben. Das verschafft Zeit und Energie für die Themen, bei denen ich gebraucht werde.
Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?
Ungefähr 70.
Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?
Zwischen fünf und sechs Stunden.
Wie gehen Sie mit Stress um?
Ich gehe jeden Morgen laufen. Das Ritual hilft mir und sorgt für einen freien Kopf.
Wie kommunizieren Sie?
Am liebsten persönlich. Wenn das nicht möglich ist, dann telefonisch oder per Mail.
Wie viel Zeit verbringen Sie an Ihrem Schreibtisch?
Die Hälfte meiner Arbeitszeit.
Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?
Man sollte das machen, was einem liegt, woran man Freude hat und wofür man brennt. Das ist nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch für alle anderen Dinge im Leben sehr wichtig.
Was unterscheidet den Menschen von dem Manager Benjamin David?
Eigentlich nicht viel, eventuell die Kleidung.
Was wollten Sie immer schon mal sagen?
Den Optimismus nicht verlieren.