Buchholz. Marina Herter, Gründerin aus Buchholz, ist mit ihren Smoothierollen auf Wachstumskurs. Sie hat eine Idee aus der Ukraine mitgebracht.
Wenn Marina Herter andere Länder bereist, geht es erst einmal dorthin, wo es sonst nur wenige Touristen hinzieht: in den Supermarkt. „Ich verbringe halbe Tage dort und schaue mir die Regale an“, sagt die 40-Jährige lachend. Andere Essgewohnheiten kennenzulernen, auf Märkten mit exotischen Spezialitäten herumzustöbern, diese Dinge gehören stets zu den schönsten Urlaubserlebnissen der jungen Frau, die sich von neuen Leckereien gerne überraschen lässt.
Für etliche Überraschungen sorgt aber auch Marina Herter selbst. Mit ihrer Marke Happysnäx schafft sie immer neue gesunde Produkte, Smoothierollen, Riegel aus Sonnenblumenkernen und Pflaumen oder Kekse aus Äpfeln und Hanf. Happysnäx steht dabei für vegane Naschereien ohne Industriezucker.
Gesunde Leckereien aus Buchholz: Produkte auch bei Flaschenpost zu bekommen
Marina Herter beschäftigt inzwischen vier Mitarbeiter, ihre Produkte sind bei Rewe Stanislawski in Winterhude, bei Famila in Buchholz, in einigen Hofläden, über den Lieferdienst Frischepost und in einem eigenen Webshop zu bekommen. Im laufenden Jahr will die Unternehmerin 160.000 Euro umsetzen, für 2023 rechnet sie mit einer Verdoppelung des Erlöses. Zahlen sind das eigentliche berufliche Zuhause der Gründerin, vor ihrer Selbstständigkeit arbeitete die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin im Controlling mehrerer Hamburger Firmen. Doch dann entschied sie sich für ein neues Leben: „Mit 35 habe ich mir die Fragen gestellt, die man eigentlich schon mit 18 beantworten sollte“, sagt Marina Herter, „welche Talente habe ich?“ und „Was will ich mit meinem Leben?“
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Gedacht, getan. Die Hamburgerin entdeckte, dass sie mehr mit Menschen zu tun haben wollte als in ihrem Job als Kontrolleurin der Unternehmenszahlen. Dass sie ihre Leidenschaft für Lebensmittel zum Beruf machen wollte. Und nicht nur das: Marina Herter war inzwischen Mutter geworden, und ihre jüngere Tochter wollte partout nichts Gesundes essen. „Ich bin mit Gemüse gescheitert“, sagt die humorvolle Unternehmerin, „Alessia wollte immer nur Kuchen oder Kaiserschmarrn“, berichtet sie kopfschüttelnd. Angesichts dieser Herausforderung erinnerte sich Marina Herter an ihre eigene Kindheit. Sie ist in der Ukraine aufgewachsen und verbrachte die Sommerferien bei der Großmutter auf dem Dorf. Es ging in den Garten, sie pflückten Äpfel und Pfirsiche.
Smoothierollen entstehen dank des Prinzip des Dörrens
Für den Winter wurden die Früchte getrocknet, auf dem warmen Garagendach. „Es war noch die Zeit der Sowjetunion“, sagt die Gründerin. „Da wurde das haltbar gemacht, was wir im Winter nicht kaufen konnten.“ Noch immer hat sie Kontakt zu Menschen in der ehemaligen Heimat, sammelt Kleiderspenden, wobei die Freunde und Verwandte aber zum Glück nicht in den aktuell umkämpften Gebieten wohnen, sondern dort, wo der Alltag bisher fast normal weitergehen kann. Das Prinzip des Haltbarmachens aus der Ukraine, des Dörrens, macht sich Marina Herter für ihre Unternehmensidee zunutze. Sie nimmt Erdbeeren, Äpfel aus dem Alten Land oder Sauerkirschen, püriert die Früchte, streicht die glänzende Masse auf ein Backblech und trocknet sie, „bei 42 Grad, damit die Vitamine erhalten bleiben“. Das lederartige, dünne Endprodukt wird aufgerollt: Fertig sind die Smoothierollen. „Die Kinder lieben sie“, freut sich die Erfinderin der „natürlichen Gummibärchenalternative“, die ähnlich auch im Orient bekannt ist. Und die bei Happysnäx ausschließlich aus Bioobst besteht – ohne weitere Zutaten oder gar Zucker. „Ich lebe selbst bewusst“, sagt Marina Herter, sie hat sich zu Themen wie basische Ernährung intensiv fortgebildet und tritt auf so manchem Kongress als Rednerin auf. Aber mit den Smoothierollen, die 3,99 Euro für 35 Gramm kosten, auch in Sorten wie Johannisbeere-Apfel oder mit Himbeeren, ist die Kreativität der Firmenchefin noch lange nicht erschöpft.
In das Dörrgerät ihrer Manufaktur in Buchholz, wo sie wegen der Kinder aus Hamburg hingezogen ist, kommen auch Mangos oder Orangen – und die wandern dann auf die Schokolade, die Marina Herter aus peruanischen Chuncho-Kakaobohnen herstellt. Wer es herzhafter mag, findet im Sortiment auch gebrannte Pekannüsse, statt mit Zucker mit Agavendicksaft gesüßt, und – als Wachmacher fürs Büro statt gezuckerten Müsliriegeln – „Kernkracher“ mit Kürbiskernen, Datteln und Chia. Nach dem Motto, „Snack was Besseres“, fasst die leidenschaftliche Köchin zusammen, die in ihrem Betrieb Menschen mit verschiedenen Nationalitäten beschäftigt.
Happysnäx aus Buchholz: Gründerin experimentiert heute noch mit neuen Zutaten
Auch wenn die Unternehmerin heute, einige Jahre nach dem Start ihrer Firma, bereits etliche Produkte erfunden hat, sie experimentiert immer noch liebend gerne mit neuen Zutaten. Als Nächstes soll ein Salattopping „zum Sattmachen“ ihr Sortiment abrunden, mit Körnern, getrockneten Tomaten und der besonders eiweißreichen Mikroalge Spirulina.
Aber natürlich lässt sich die Gründerin nach wie vor gerne weiter inspirieren, wie zuletzt in Italien, wo sie auf ein ungewöhnliches Getränk stieß: Milch aus Buchweizen. In der Ferne entdeckt, könnte dieser Drink auch gut zum Angebot aus heimischen Gefilden passen, denn Buchweizen wird auch in der Lüneburger Heide schon seit Langem zum Kochen und Backen verwendet. Aus der kleinen Fabrik, die Marina Herter in Buchholz mit Mixern, Öfen und Schokoladenmaschinen ausgestattet hat, werden in jedem Fall schon bald neue Produkte für bewusst genießende Menschen kommen – „Ich möchte noch mehr Kunden glücklich machen.“