Hamburg. Preisvergleich des Abendblatts nach Steuersenkung zeigt: Super E 10 und Diesel am Donnerstag teils deutlich teurer als am Tag zuvor.

Ein Liter Super E 10 um 35 Cent billiger, ein Liter Diesel 17 Cent weniger als am Vortag – so hätten die neuen Preise an den Tankstellen ausgesehen, wenn Mineralölkonzerne und Kraftstoffhändler den seit Mittwoch geltenden Tankrabatt voll an ihre Kunden weitergegeben hätten.

Sie taten es nicht. Die Preise an den Tankstellen fielen am Tag eins nach Inkrafttreten zwar deutlich, aber nicht so stark, wie es die von der Bundesregierung für drei Monate beschlossene Senkung der Mineralölsteuer zugelassen hätte.

Tankrabatt: Autofahrer in Hamburg sparen mehr

Der ADAC ermittelte: E 10 war am Mittwoch bundesweit im Schnitt 27,3 Cent günstiger, Diesel 11,6 Cent. Ein Preisvergleich des Abendblatts bei zehn Hamburger Tankstellen zeigte, dass Autofahrer in der Hansestadt etwas stärker vom Rabatt profitieren. Sie zahlten am Mittwochmittag bei den zehn Stationen im Schnitt 28,6 und 12,9 Cent weniger pro Liter als am Dienstag zur gleichen Tageszeit. Jeweils nur eine dieser Tankstellen gab den Rabatt in voller Höhe an die Kunden weiter.

Dass Konzerne, Mittelständler und freie Tankstellen den Rabatt am Mittwoch flächendeckend und so stark weitergaben, war schon eine Überraschung: Branchenvertreter hatten zuvor gesagt, die Preise würden wohl mit einigen Tagen Verzögerung fallen. Und Branchenexperten pro­gnostizierten, an den Tankstellen werde es nur „nach und nach in den nächsten Tagen“ günstiger werden.

Tankstellen in Hamburg: Bis zu 11 Cent teurer als Mittwoch

Dafür allerdings gab es an Tag zwei nach dem Tankrabatt keinerlei Anzeichen. Im Gegenteil. Ein neuerlicher Preisvergleich des Abendblatts zeigt: Der Tankrabatt bröckelt in Hamburg schon wieder.

Von den zehn untersuchten Stationen verkauften am Donnerstagmittag nach den Daten des Preisvergleichsportal benzinpreis-blitz.de nur zwei Super E 10 zwei beziehungsweise drei Cent billiger als am Mittwochmittag. Bei allen anderen Tankstellen waren die Preise gegenüber dem Vortag bereits wieder gestiegen. Für Diesel im Schnitt um fünf Cent pro Liter. Statt 17 Cent war der Selbstzünder-Treibstoff damit 6,6 Cent pro Liter billiger als vor dem Tankrabatt am Dienstag. Super war im Durchschnitt 2,9 Cent pro Liter teurer als tags zuvor. Der Preisvorteil der Kunden gegenüber Dienstag betrug nur noch 25,4 Cent statt der möglichen 35 Cent. Eine der Tankstellen verkaufte Diesel sogar neun Cent teurer als 24 Stunden zuvor, Super E 10 für elf Cent mehr pro Liter.

Spritpreistafel bei Aral an der Hoheluftchaussee am Donnerstag.
Spritpreistafel bei Aral an der Hoheluftchaussee am Donnerstag. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Kartellamt: Preise immer noch zu hoch

Der Präsident des Bundeskartellamts, das die Preispolitik der Ölkonzerne seit Wochen genau beobachtet, erhöhte am Donnerstag den Druck auf die Branche. Die Behörde werde die Preise an den Tankstellen genau im Blick behalten, kündigte Andreas Mundt an. Die Konzerne würden „ihre Preispolitik zum gegenwärtigen Zeitpunkt unter dem Brennglas des Bundeskartellamts durchführen“, sagte er im Deutschlandfunk. Dass es große Preistransparenz gebe, habe den Vorteil, „dass wir unter Umständen auch sehr unangenehme Fragen stellen können“. Mundt sieht zudem das Potenzial für weitere Preissenkungen. Mit Blick auf die Reduzierungen am Mittwoch sagte er: „Das sind noch nicht die Zahlen, die der Tankrabatt in vollem Umfang erlaubt.“

Kassieren die Konzerne ab?

Die „Wirtschaftsweise“ Monika Schnitzer befürchtet, dass Mineralölkonzerne trotz fallender Preise an den Tankstellen deutlichen Profit aus der Spritsteuersenkung schlagen könnten. „Nach den Erfahrungen insbesondere bei der Mehrwertsteuersenkung 2020, halte ich das Risiko für hoch“, sagte die Ökonomin der „Augsburger Allgemeinen“. „Selbst wenn prozentual dieses Mal mehr von der Steuersenkung weitergegeben wird, kann der Mehrgewinn der Unternehmen doch sehr hoch sein.“ Bei der Mehrwertsteuersenkung im Sommer 2020 hätten ihren Berechnungen nach die Mineralölkonzerne 40 Prozent der Steuersenkung einbehalten, sagte Schmidt.