Hamburg. Chef des Hamburger Modehändlers sieht „keine Perspektive mehr in dem Land“. Insgesamt legte Umsatz zuletzt um zehn Prozent zu.
Jetzt ist es endgültig: Das zur Otto-Gruppe gehörende Hamburger Modeunternehmen Bonprix zieht sich komplett aus Russland zurück. Die „politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ entzögen dem Unternehmen die Grundlage für ein wirtschaftliches Geschäftsmodell dort, teilt Bonprix mit.
„Die Entscheidung, unser langjähriges E-Commerce-Geschäft in Russland zu beenden, ist uns nicht leichtgefallen, aber wir sehen für unser Unternehmen keine Perspektive mehr im Land“, sagt Richard Gottwald, Vorsitzender der Geschäftsführung und verantwortlich für den internationalen Vertrieb.
Bonprix stellte Onlinehandel in Russland ein
In Russland habe sich zuletzt die schwache Geschäftsentwicklung der Vorjahre fortgesetzt, mit einem Umsatzverlust von mehr als 30 Prozent auf einen nur noch „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Bereits Anfang März hatte Bonprix entschieden, den Onlinehandel in Russland nicht weiterzubetreiben. Nun fokussiere sich das Unternehmen darauf, „für die betroffenen Mitarbeitenden sozialverträgliche Lösungen zu entwickeln und, wo möglich, interne Anschlussmöglichkeiten zu prüfen“, wie es heißt.
Insgesamt konnte Bonprix jedoch eine positive Bilanz ziehen: „Das Geschäftsjahr 2021/22 war eines der stärksten in der Geschichte von Bonprix, und wir sind sehr zufrieden über den erfolgreichen Abschluss“, erklärt Gottwald. Die Otto-Tochter steigerte die Umsätze um zehn Prozent auf 1,94 Milliarden Euro bei stabiler Rendite (Ebit-Marge). Damit wachse man im 13. Jahr in Folge profitabel.
Bonprix feierte „hervorragende Zuwächse“
Deutschland als Kernmarkt habe mit einem Umsatzplus von ebenfalls zehn Prozent auf knapp 750 Millionen Euro stark abgeschlossen. Mehr als fünf Millionen aktive Kundinnen und Kunden orderten in Deutschland Mode und mehr bei dem Hamburger Unternehmen. „Hervorragende Zuwächse“ hätten auch viele osteuropäische und die skandinavischen Länder gezeigt. Besonders hervorzuheben seien Tschechien, Ungarn und die Slowakei mit Wachstumsraten im höheren zweistelligen Bereich (deutlich über 20 Prozent).
Im Hinblick auf das Sortiment sei die Nachfrage auch im Geschäftsjahr 2021/22 (zum 28. Februar) noch immer stark von der Corona-Pandemie geprägt gewesen, hieß es. In der Damenkollektion habe sich der „Casualisierungstrend“ weiter fortgesetzt: Besonders Shirts und Jeansartikel hätten ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnet, während der Bereich Kleider, der eine „zentrale Stellung“ im Bonprix-Sortiment einnehme, während der Pandemie einen Rückgang verzeichnete.
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Nachdem gesellschaftliche Anlässe wieder zunahmen, hätten sich hier besonders zum Ende des Geschäftsjahres allerdings „erfreuliche Erholungstendenzen“ gezeigt, teilt Bonprix mit. Nicht zuletzt wegen der anhaltend hohen Nachfrage nach Produkten „rund um das persönliche Wohlbefinden“ seien die Bereiche Nachtwäsche, „Loungewear“ und Sport deutlich gewachsen. Im vorigen Herbst/Winter sei der Anteil nachhaltiger Materialien in der Damenkollektion auf 80 Prozent gestiegen. Bonprix ist in rund 30 Ländern aktiv und vertreibt ausschließlich Eigenmarken. Das seit 1986 bestehende Unternehmen hat weltweit etwa 3700 Beschäftigte.