Hamburg. Plantours greift zu einem ungewöhnlichen Mittel und bittet Passagiere nachträglich zur Kasse. Dabei geht es nicht um Kleinbeträge.
Schlechte Nachricht für Kreuzfahrtpassagiere: Sie werden wohl für ihre Seereisen wegen steigender Treibstoffpreise künftig tiefer in die Tasche greifen müssen. Den Anfang macht der Bremer Veranstalter Plantours Kreuzfahrten. Dieser hat seine Kunden informiert, dass er seit Mai auch für gebuchte Reisen auf der „MS Hamburg“ einen Treibstoffzuschlag erhebt und damit den Reisepreis nachträglich verteuert.
Dabei geht es nicht um Kleinbeträge. Der Veranstalter verlangt für Fahrten auf der „MS Hamburg“ einen Zuschlag von elf Euro pro Passagier und Tag. Für Gäste der neuntägigen Island-Rundreise, die am Freitag beginnt, bedeutet das zum Beispiel Mehrkosten in Höhe von 99 Euro.
Kreuzfahrt: MS "Hamburg" verlangt Nachzahlung
Das Unternehmen begründet diesen Schritt damit, dass nach Abschluss des Reisevertrages „bedauerlicherweise der Krieg in der Ukraine und die weltpolitische Lage“ dazu geführt hätten, „dass sich die Preise für die Beförderung von Personen aufgrund höherer Kosten für Treibstoff und anderer Energieträger nicht unerheblich erhöht haben“, heißt es in einem Schreiben an die Kunden.
„Als wir die Reisepreise für die im letzten Jahr erschienenen Kataloge Anfang des Jahres 2021 kalkuliert haben, gingen wir von einem seinerzeit üblichen Bezugspreis in Höhe von 550 US-Dollar je Tonne aus. Dieser Bezugspreis ist zwischenzeitlich auf 1100 US-Dollar je Tonne angestiegen.“ Das bedeute Mehrkosten von 550 Dollar pro Tonne.
Kreuzfahrt-Passagiere verstehen die Nachzahlung
Bezogen auf den Verbrauch entspreche das einer Kostensteigerung um rund 13.200 Dollar pro Tag umgerechnet also rund 12.000 Euro. Legt man diese Summe auf die 400 Passagiere um“, die die „MS Hamburg“ maximal aufnehmen kann, ergebe sich rein rechnerisch ein Kostenplus von 30 Euro pro Passagier und Tag. Die Reederei will ihre Kunden nun zu gut einem Drittel daran beteiligen.
„Der Schritt ist zulässig, Plantours hat in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) auf mögliche Preisänderungen explizit hingewiesen“, sagt ein Sprecher. Es habe auch kaum Beschwerden von Kundenseite gegeben. „Sie verstehen den Schritt, weil sie im privaten Bereich ja miterleben, wie sich die Treibstoffpreise entwickelt haben.“ Wer seine Reise dennoch stornieren wolle, müsse die im Vertrag festgelegten Stornokosten bezahlen. Auch für seine vier Flusskreuzfahrtschiffe verlangt Plantours einen Zuschlag: Dort beträgt er fünf Euro pro Passagier und Tag.
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„Nachträglichen Preissteigerungen sind sehr enge Grenzen gesetzt“, sagt Julia Rehberg, Expertin der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn sich beispielsweise die Löhne der Seeleute erhöhen, oder das Essen teurer wird, können Reedereien nicht einfach den Reisepreis ändern. Bei Treibstoffpreisen wie in diesem Fall, lässt der Gesetzgeber eine Erhöhung aber zu.
Kreuzfahrt: Tui Cruises verzichtet auf Zuschlag – vorerst
Sie muss den Vertragspartnern also den Kunden aber mindestens 20 Tage vor Reiseantritt mitgeteilt werden, und sie darf acht Prozent des Gesamtpreises nicht übersteigen“, sagt Rehberg. Liege die Forderung über dem Höchstsatz, könne der Kunde eine Rückabwicklung des Reisevertrags verlangen. Experten rechnen damit, dass Plantours nicht der einzige Anbieter mit Treibstoffzuschlägen bleibt. Die Hamburger Reederei TUI Cruises, sieht davon aber vorerst ab: „Wir haben langfristige Verträge abgeschlossen. Deshalb werden wir im ersten Jahr, das sich nach der Pandemie normal anfühlt, unsere Kunden nicht mit Preissteigerungen verunsichern.“