Hamburg. Hamburger Konzern steigert Gewinn binnen zwei Jahren um gut 80 Prozent. Warum die Kunden sich auf höhere Rechnungen einstellen müssen.

Die Corona-Pandemie hat dem Hamburger Weinhändler Hawesko zwei Jahre in Folge eine Sonderkonjunktur beschert. Getrieben vom Onlinehandel schnellten Umsatz und Gewinn des Konzerns 2020 und 2021 auf neue Rekordwerte. Das ändert sich gerade.

„Die Sonderkonjunktur ist vorbei. Beim Kaufverhalten der Kunden spielt die Pandemie praktisch keine Rolle mehr“, sagte Thorsten Hermelink, der Vorstandsvorsitzende des Hanseatischen Wein- und Sektkontors, am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresergebnisses 2021.

Inflation: Preise steigen – aber wie stark?

Doch nun sieht sich das mit nach eigenen Angaben etwa 25 Prozent Marktanteil größte deutsche Handelshaus für Weine im gehobenen Preissegment einer neuen Herausforderung gegenüber: Die Inflation treibt auch die Preise für Wein und Sekt in die Höhe. „Wir werden künftig mit der Inflation zu kämpfen haben“, sagte Hermelink Die Frage sei nicht mehr, ob die Preise überhaupt steigen, sondern, in welchem Umfang sie für die Endkunden steigen werden – und wie lange der Auftrieb anhalten wird.

„Wir werden die höheren Preise bei den Verbrauchern durchsetzen müssen. Da liegt viel Arbeit vor uns“, sagte Hermelink. Derzeit erreichen die Weine des Jahrgangs 2021 das Unternehmen. „Praktisch alle Winzer haben höhere Produktionskosten und deshalb ihre Flaschenpreise angehoben. Die Franzosen um etwa 30 Prozent, die Spanier wegen einer guten Ernte nur um zwei bis drei Prozent, die Italiener im Schnitt um etwa 15 Prozent. Und natürlich haben auch wir als Händler höhere Kosten“, so Hermelink.

Bis zehn Prozent mehr im Supermarkt

Für das Unternehmen gebe es gar keine andere Wahl: „Wir müssen die Preise erhöhen, werden sie bei einigen Weinen aber auch bewusst stabil halten.“ Wie viel mehr die Endkunden für eine Flasche zahlen müssten, sei aber kaum vorherzusagen. Einen Hinweis liefert das sogenannte B2B-Geschäft, die Belieferung von Lebensmittelhändlern, Gastronomen und Hoteliers mit Weinen. „In den Verhandlungen konnten wir Preissteigerungen zwischen fünf und zehn Prozent erreichen“, so Hermelink.

Der Vorstandschef sieht den Konzern durch die Sonderkonjunktur gestärkt aus der Pandemie hervorgehen. 2021 kletterte der Umsatz um erneut knapp zehn Prozent auf 680 Millionen Euro, 2019 waren es 556 Millionen gewesen. Der operative Gewinn legte binnen zwei Jahren sogar um mehr als 80 Prozent auf zuletzt 53,1 Millionen Euro zu. Allein im E-Commerce-Segment gewann das Unternehmen im vergangenen Jahr 438.000 neue Kunden. „Diese Größenordnungen werden wir in diesem Jahr nicht mehr erreichen“, sagte Hermelink – und zeigte sich zugleich überzeugt: „Umsatz und Gewinn werden auch künftig dramatisch höher sein als vor der Pandemie.“

Inflation: Jacques’ Weindepot eröffnet neue Filialen

Um den stark gewachsenen Onlinehandel bewältigen zu können, will der Konzern nun um die 20 Millionen Euro in die Erweiterung seines Versandlagers in Tornesch (Kreis Pinneberg) investieren. Doch auch der stationäre Handel und die eigene Ladenkette Jacques’ Weindepot sollen wieder wachsen.

Während der Pandemie blieb die Zahl der Jacques’-Standorte in etwa konstant bei 330, künftig soll das Netz um fünf bis zehn Filialen pro Jahr wachsen, kündigte Omnichannel-Vorstand Alexander Borwitzky an. Auch das allerdings wird dazu führen, dass der Konzerngewinn schmaler ausfällt als in den Pandemiejahren. Während dieser Zeit ruhte in den Jacques-Filialen der Probeausschank von Wein und Sekt. Nun wird er wieder aufgenommen. Hermelink: „Allein das kostet uns drei Millionen Euro pro Jahr.“