Hamburg. Was hinter diesem massiven Rückgang steckt und wie der neue Vorstandschef den negativen Trend nun umkehren will.
Die Sparda-Bank Hamburg sieht sich auf Wachstumskurs. „Wir wollen bei den Mitgliedern und Kunden wieder wachsen“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende Stephan Liesegang, der seit November die Genossenschaftsbank mit 270.000 Kunden führt. „10.000 neue Kunden sind das Ziel für das laufende Jahr“, sagt der 41-Jährige. Netto versteht sich, also nach Abzug von Kundenabgängen.
Sparda-Bank Hamburg mit starkem Kundenrückgang
Doch bei genauer Betrachtung der Zahlen zeigt sich, dass 2021 hohe Kundenabgänge das Problem der Bank waren. Mit dem ehrgeizigen Ziel würde lediglich die bisherige Kundenzahl wieder erreicht, denn die Genossenschaftsbank hat innerhalb eines Jahres mindestens 10.000 Kunden verloren. Vor einem Jahr meldete sie noch „mehr als 280.000 Kunden“.
Die Bank führt den Rückgang vor allem auf eine IT-Migration zurück, „bei der ein kleiner Teil unserer Kundinnen und Kunden den Wechsel auf die neuen Systeme nicht mitgegangen ist“, wie Liesegang sagt. Die Bank hatte im Dezember 2020 den IT-Dienstleister gewechselt, die Konten der Kunden mussten zur Fiducia GAD IT AG umziehen, dem bundesweit größten genossenschaftlichen IT-Anbieter. Damit veränderte sich auch das Onlinebanking, was offenbar einen Teil der Kunden verschreckt hat.
Nun will der Sparda-Chef reagieren
„Für die Zukunft haben wir uns vorgenommen, die rückläufige Entwicklung umzukehren und wieder zu wachsen“, sagt Liesegang. Die Chancen dafür stehen gut, denn die Genossenschaftsbank gehört zu den wenigen Instituten, die noch ein kostenloses Girokonto anbieten. Lediglich die EC-Karte kostet zehn Euro im Jahr. Allerdings will die Bank jetzt ein anderes Konto in den Mittelpunkt der Kundengewinnung stellen. Dabei geht es um das klimaneutrale Konto Horizont, das sechs Euro im Monat kostet und eine Kreditkarte und die EC-Karte gratis beinhaltet.
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„Das Konto hat einen nachhaltigen Ansatz, und durch die damit verbundenen Mehrwerte setzt es sich positiv von anderen Girokonten ab“, sagt Liesegang. Dazu gehören Preisvorteile bei Anbietern rund um die Elektromobilität wie Evectro Motors, Cambio Carsharing, Flinkster oder Fahrrad Station. Das Konto hat also Ähnlichkeiten mit den Haspa-Joker-Konten und ihren Mehrwertdiensten, nur dass es sich auf ökologische und nachhaltige Angebote konzentriert. Das Konto der Sparda ist klimaneutral, weil die damit verursachten CO-Emissionen (Stromverbrauch, Postversand, Arbeitswege der Bankangestellten) durch den Kauf von Klimaschutzzertifikaten kompensiert werden.
Bilanzsumme der Sparda-Bank gesunken
Auch bei der Bilanzsumme musste die Genossenschaftsbank Abstriche hinnehmen. Sie sank um 3,9 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. „Im Spannungsfeld zwischen Inflation, Niedrigzins und Verwahrentgelt gehen wir aktiv auf unsere Kundinnen und Kunden zu und zeigen zeitgemäße Lösungen zur Geldanlage auf“, sagt Liesegang. Das habe zur „strategiekonformen Reduzierung“ der Bilanzsumme geführt. Wenn Kunden ihre Gelder von nichtverzinsten Girokonten in Fondsanlagen umschichten, führt das zu einer kleineren Bilanzsumme. Die Fondsanlagen stiegen um 25 Prozent auf über eine Milliarde Euro.
Die Bank hatte Anfang 2021 einen Negativzins von 0,50 Prozent eingeführt, wenn auf dem Giro- und Tagesgeldkonto mehr als 50.000 Euro liegen. Das Neugeschäft mit Baufinanzierungen kletterte um 15 Prozent auf 530 Millionen Euro. „Auch 2022 stellen wir trotz steigender Zinsen noch keinen Rückgang fest“, sagt Liesegang. Die Kundenkreditbestände legten um 1,8 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu. Fünf bis sechs Millionen Euro werden wohl als Bilanzgewinn für 2021 ausgewiesen.