Hamburg. Ex-Tesla-Manager Philipp Schröder ist Gründer der neuen Tech-Firma für klimaneutrales Leben. Prominente Geldgeber unterstützen ihn.

Viel Geld für eine junge Hamburger Firma: Der ehemalige Tesla-Manager Philipp Schröder hat mit seinem Start-up 1KOMMA5° GmbH in einer aktuellen Finanzierungsrunde 200 Millionen Euro eingesammelt. Prominente Geldgeber unterstützen die vor neun Monaten gründete Tech-Firma in ihrem Wachstum, darunter Porsche Ventures sowie die Familien Haniel und die Schürfeld-Gruppe aus Hamburg.

Die Idee des Unternehmens ist es, den Ausbau von Einfamilienhäusern zum klimaneutralen Gebäude aus einer Hand anzubieten. Daher auch der Name, der auf das Ziel anspielt, den menschen­gemachten globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Hamburger Start-up sammelt 200 Millionen Euro ein

Mit dem in der jetzigen Finanzierungsrunde eingenommenen Geld hat sich der Investitionsrahmen des Unternehmens auf 300 Millionen Euro erhöht. Mit dem Geld kauft die Firma europaweit Elektrikerbetriebe auf und modernisiert diese mittels digitaler Technik. Der Einkauf und der Kundenkontakt sollen auf diese Weise professionalisiert und effizienter werden. Die Elektriker des Start-ups kümmern sich dann entlang standardisierter Prozesse um den Einbau von Solaranlagen, Stromspeichern und Ladesäulen.

Diese Geräte sollen zudem über eine Schaltzentrale vernetzt werden. Auf diese Weise wird das Haus selbst zum Erzeuger von Strom. „Bisher interagieren die Komponenten meist nicht“, sagt Schröder über die Stromspeicher und -erzeuger in Häusern. Doch die Energiewende werde scheitern, wenn diese Systeme nicht miteinander kommunizierten, ist der Spross eines Biobauernhofs in der Lüneburger Heide überzeugt.

1KOMMA5° eröffnet Ausstellungs­fläche am Ballindamm

In wenigen Wochen eröffnet die 1KOMMA5° GmbH auch eine Ausstellungs­fläche am Ballindamm – in Eins-a-Lage soll den Kunden das System vermittelt und die Marke bekannt gemacht werden. Gezeigt werden soll hier auch die Schaltstelle, die Verbraucher wie einen Router in ihr Haus einbauen können. Dieses Energiemanagementsystem soll es auch ermöglichen, den selbst hergestellten Strom in das Netz einzuspeisen. Und zwar möglichst dann, wenn der stets schwankende Strompreis hoch ist.

Der Gründer, der in seiner Freizeit gerne um die Alster joggt, hat bereits viel Erfahrung in Sachen CO2-Neutralität gesammelt. Für Elon Musk baute er das deutsche Tesla-Vertriebsnetz auf. Auch Tesla verfolgt die Idee, ein dezentralisiertes Stromnetz jenseits großer Anbieter zu bauen. Vor seiner aktuellen Gründung arbeitete Schröder beim bayerischen Solar-Batteriehersteller Sonnen.

Mit 1KOMMA5° GmbH hat der in Ro­therbaum lebende Vater einer kleinen Tochter große Ziele: Er will die Branche revolutionieren, ähnlich wie Amazon in der Logistik. „Wir wollen die europä­ische Marktführerschaft“, fasst Schröder seine ehrgeizigen Ziele zusammen. In Zahlen: „Für 2023 planen wir 500 Millionen Euro Umsatz.“

Ex-Tesla-Manager will 100 Mitarbeiter in Hamburg beschäftigten

Derzeit hat Schröder europaweit 13 Standorte aufgebaut, die meisten davon in Deutschland. Knapp 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Start-up und peilt in diesem Jahr bereits einen Erlös von 200 Millionen Euro an. Auch in der Hansestadt steht ein Partner in den Startlöchern, ein Betrieb aus der Elektrobranche in Harburg mit insgesamt rund 30 Beschäftigten. Nächste Woche soll beim Notar der Vertrag unterschrieben werden. Die Vereinbarungen mit den Firmen sehen eine Mehrheitsbeteiligung der 1KOMMA5° GmbH vor. Im Gegenzug wird der jeweilige Eigentümer an der Holding beteiligt. Allein in Hamburg will Schröder kurzfristig hundert Mitarbeiter beschäftigten.

Dem Fachkräftemangel, der die Handwerker plagt, will Schröder dabei mit dem Charme seiner Idee entgegenwirken. Zwar verrät der Gründer wenig über die Ausgestaltung seiner Verträge mit den Betrieben, aber er setzt auf den Reiz für die Bewerber, in einem kapitalmarktfähigen Technik-Unternehmen zu arbeiten anstatt bei einem kleinen Handwerksbetrieb.