Berlin. Die IG Bau befürchtet weitere Schäden für die Forste. Große Flächen sind neu zu bewalden – auch das Wetter spielt eine Rolle.

Wer in diesen Tagen durch die Wälder streift, findet Schneisen der Verwüstung vor. Flächen, auf denen sich einst die Bäume aneinanderreihten, stehen leer, sind stumme Zeugen des Borkenkäferbefalls. Andere Bäume sind bereits abgestorben, erst lange Trockenheit, dann sintflutartige Regenfälle waren zu viel für sie. Und dann sind da noch die Schneisen, die die Stürme „Zeynep“, „Ylenia“ und „Antonia“ in diesem Jahr geschlagen haben.

Der deutsche Wald leidet aber auch darunter, dass es in Deutschland nicht genug Menschen gibt, die sich um ihn kümmern. 60,1 Millionen Kubikmeter Schadholz mussten im Jahr 2020 geschlagen werden, teilte das Statistische Bundesamt anlässlich des am heutigen Montag stattfindenden internationalen Tag des Waldes mit. 60,1 Millionen Kubikmeter – das entspricht drei Viertel des gesamten deutschen Holzeinschlags und ist eine Verfünffachung im Vergleich zum Jahr 2017. Vor allem Nadelbäume, also etwa Fichten, Kiefern, Tannen oder Douglasien sind nach Angaben der Wiesbadener Behörden stark betroffen.

Umweltschutz: Wetter belastet die Wälder stark

Das Wetter spielt dabei eine große Rolle. 2018 war laut Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) das trockenste Jahr seit 1959. 2020 war das wärmste Jahr in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – gleichzeitig stieg die Regenmenge weit über den sonst üblichen Jahresdurchschnitt.

Zugleich fehlt es aber auch an Beschäftigten, die den Wald zukunftsfest machen, klagt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). „Forstleute arbeiten längst am Limit. Sie müssen nicht nur die massiven Schäden der letzten Jahre beseitigen, sondern auch die klimaresistenten Wälder der Zukunft anlegen“, sagte Harald Schaum, stellvertretender IG-BAU-Bundesvorsitzender und dort zuständig für die Forstwirtschaft.

IG Bau warnt vor Wegfall der Wälder

Der Wald müsse weg von Monokulturen hin zum klimastabilen Mischwald umgebaut werden. „Dafür sind bundesweit mindestens 11.000 Beschäftigte zusätzlich nötig“, sagte Schaum. Dies entspreche einer Erhöhung um einen Beschäftigten pro 1000 Hektar Wald. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium seien derzeit rund 277.000 Hektar in Deutschland neu zu bewalden – eine Fläche, die so groß wie das Saarland ist.

„Wenn es nicht gelingt, mehr Menschen für die Arbeit im Forst zu gewinnen, kann es passieren, dass wir in einigen Regionen bald keinen Wald mehr haben, der den vielfältigen ökologischen und ökonomischen Aufgaben gerecht wird“, warnte Schaum. Es räche sich, dass die öffentliche Hand die Forstwirtschaft über Jahre kaputtgespart und Personal abgebaut habe, kritisierte Schaum.

Umweltschutz: Problem könnte sich verschärfen

Das Problem droht sich laut der Gewerkschaft noch zu verschärfen. Laut einer Umfrage unter 1300 Beschäftigten würden 92 Prozent der Befragten über eine gestiegene Arbeitsbelastung klagen, fast drei Viertel fühlten sich ausgelaugt. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts würde sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen.