Hamburg. Nachdem sich Diesel und Benzin rasant verteuert haben, steigen nun auch die Tarife für E-Autos. Wie das Unternehmen dies begründet.

Nicht nur Diesel und Benzin verteuern sich aktuell kräftig. Auch wer mit einer Ladekarte von Hamburg Energie den Akku seines Elektroautos an einer Stromtankstelle in der Hansestadt oder im Umland auffüllt, muss sich auf eine heftige Preiserhöhung einstellen: Vom 1. Mai an kostet eine Kilowattstunde (kWh) Ladestrom nicht mehr wie gewohnt 29,50 Cent, sondern gleich 49,90 Cent. Das ist ein Preisaufschlag von immerhin 69 Prozent.

„Nachdem wir unseren Elektromobilitätstarif über zwei Jahre stabil halten konnten, mussten wir jetzt nachjustieren und haben – wie viele andere Anbieter vor uns – die gestiegenen Kosten in unserer neuen Preisgestaltung berücksichtigt“, sagt dazu Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, dem Zusammenschluss der städtischen Betriebe Hamburg Energie und Wärme Hamburg.

So teuer wird das Aufladen von E-Autos in Hamburg

Wie das Unternehmen mitteilt, gelten die neuen Konditionen des Elektromobilitätstarifs „Horizont Mobil“ an regulären Ladesäulen (Wechselstrom, 11 kW oder 22 kW Ladeleistung) und Schnellladesäulen (Gleichstrom, 50 kW) der öffentlichen Ladeinfrastruktur gleichermaßen. Rund 8000 Kunden nutzen den Angaben zufolge diesen Tarif. Zum Vergleich: Zum 1. Oktober 2021 waren in Hamburg fast 4700 reine E-Autos und rund 3400 von außen aufladbare Hybridautos (Plug-in) von Privatpersonen zugelassen, hinzu kamen knapp 6600 batterieelektrische Pkw und gut 9300 Plug-in-Hybride als Firmenfahrzeuge.

Mit dem neuen Tarif wird es künftig zum Beispiel knapp 29 Euro kosten, einen Volkswagen ID.3 mit 58-kWh-Akku vollständig an einer öffentlichen Säule aufzuladen, bisher zahlt man dafür gut 17 Euro. Bei einer Reichweite von 335 Kilometern laut ADAC-Test ergeben sich mit dem künftigen Preis Stromkosten von 8,64 Euro je 100 Kilometer. Damit fährt man zwar immer noch günstiger als etwa mit einem VW Golf 1.5 eTSI, der auf Basis des ADAC-Verbrauchstests und des bundesdurchschnittlichen Benzinpreises (Super E10) vom Montag auf 100 Kilometer Kraftstoffkosten von 13,41 Euro verursacht. Der Kostenvorteil des Elektroautos schrumpft aber spürbar.

Wie Hamburg Energie den Preisaufschlag begründet

Michael Prinz, Geschäftsführer von Hamburg Energie.
Michael Prinz, Geschäftsführer von Hamburg Energie. © Klaus Bodig / HA

Hamburg Energie begründet die Verteuerung nicht zuletzt mit den „drastisch“ gestiegenen Strom-Einkaufskosten. Tatsächlich hat sich nach Angaben des Vergleichsportals Check24 der Preis einer Megawattstunde an der Strombörse seit März 2021 von damals 46 Euro auf aktuell 284 Euro erhöht – das ist ein Plus von nicht weniger als 517 Prozent. Zudem seien die Umlage nach der Stromnetzentgeltverordnung, die Offshore-Netzumlage, die KWKG-Umlage und die Netznutzungsentgelte gestiegen, argumentiert Hamburg Energie. Die für den 1. Juli 2022 geplante Abschaffung der Erneuerbare-Energien-Umlage sei schon im neuen Preis des Tarifs Horizont Mobil berücksichtigt.

Ein weiterer Kostenfaktor betrifft allein die Hansestadt: Bereits zum 1. Januar 2022 hatte die Stadt einen „Nutzungspreis“ für die mehr als 1000 Ladepunkte im öffentlichen Raum eingeführt, um den Ausbau der Infrastruktur nicht mehr aus Steuermitteln subventionieren zu müssen. Es geht um 12 Cent pro kWh an regulären Ladesäulen und 20 Cent pro KWh an Schnellladesäulen. Diesen Nutzungspreis hat Hamburg Energie bisher nach eigenen Angaben noch nicht an die Endkunden weitergegeben – das erfolgt mit der Tariferhöhung zum 1. Mai.

Wettbewerber hatten die Tarife schon erhöht

Etliche Wettbewerber von Hamburg Energie haben ihren E-Auto-Ladestrom schon in den zurückliegenden Monaten verteuert. Unter den bedeutenden bundesweit tätigen Anbietern machte der Marktführer EnBW zur Jahresmitte 2021 den Anfang. Im sogenannten Standard-Tarif ohne Vertragsbindung und ohne Grundgebühr kletterte der Preis pro kWh von 39 auf 45 Cent an Normalladesäulen beziehungsweise von 49 auf 55 Cent an Schnellladern.

Auch der Hamburger Ökostrom-Anbieter LichtBlick hat seine E-Auto-Tarife schon hochgesetzt. Seit dem 1. Februar werden im Preismodell „Fahrstrom Unterwegs Standard“ 55 Cent je kWh berechnet und nicht mehr 42 Cent – eine Verteuerung um fast 31 Prozent. An den schnelleren Gleichstrom-Ladesäulen zahlt man nun 75 Cent anstatt wie bisher 62 Cent pro kWh. LichtBlick-Kunden, die auch Haushaltsstrom von dem Unternehmen beziehen, kommen mit einem Ladestrom-Preis von 44 Cent (zuvor 29 Cent) je kWh an regulären Säulen zwar absolut günstiger weg, dafür mussten sie aber eine besonders kräftige Verteuerung um fast 52 Prozent hinnehmen.

LichtBlick hatte die Anhebungen auch damit begründet, dass sich die sogenannten Roaming-Gebühren stark erhöht hätten. Diese Gebühren werden LichtBlick von anderen Ladesäulen­betreibern in Rechnung gestellt, wenn LichtBlick-Kunden deren Säulen nutzen. LichtBlick greift auf Roaming zurück, um den Kunden den Zugang zu europaweit mehr als 200.000 Partner-Ladesäulen zu einheitlichen Preisen zu ermöglichen.

Schnellladen kostet nicht mehr – das ist ungewöhnlich

Auch Hamburg Energie nutzt das Roaming. Die Preise des Hamburger Anbieters gelten für seine Kunden somit auch an Ladepunkten von etlichen norddeutschen Stadtwerken, zum Beispiel in Norderstedt, Lüneburg, Elmshorn, Wedel, aber auch unter anderem im Bremer Raum, in Rostock, bei Sachsen Energie und vereinzelt in Süddeutschland.

Mit den neuen Preisen liegt Hamburg Energie zwar an regulären Ladesäulen etwas über denen vieler Wettbewerber. Eher ungewöhnlich ist aber, dass der städtische Betrieb keinen Aufschlag für das Schnellladen erhebt – das ist bei den Konkurrenten in der Regel deutlich teurer als künftig bei Hamburg Energie.

Zwar gelten alle bisher genannten Preise der verschiedenen Anbieter für die öffentlich zugänglichen Stromtankstellen. Studien zeigen aber, dass 80 Prozent der Ladevorgänge entweder zu Hause oder beim Arbeitgeber stattfinden. Wer eine eigene Garage oder Carport besitzt, kann dafür eine sogenannte Wallbox nutzen. Damit geht das Laden zwar in der Regel etwas langsamer vonstatten, dafür zahlt man aber nicht mehr als den normalen Haushaltsstromtarif.

Allerdings haben auch die Preise in diesem Bereich zuletzt kräftig angezogen. Nach Angaben von Check24 zahlte ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 kWh nach dem letzten Erhebungsstand vom Februar 2022 im Schnitt 2053 Euro jährlich für Strom beziehungsweise 41,1 Cent je kWh. Im Vorjahresmonat hätte die Jahresrechnung nach Angaben des Vergleichsportals erst bei 1509 Euro – das entspricht einer Verteuerung von 36 Prozent.