Hamburg. Ein junges Unternehmer-Ehepaar baut eine neue Restaurantkette in Hamburg mit Gerichten aus seinem Heimatland auf – und hat große Pläne.

Schon auf dem Weg zum Svaadish-Restaurant duftet es nach Koriander, Kreuzkümmel und Kardamom. Eine große Terrasse, schicke Möbel, eine Bar mit Leuchtreklame in indischer Schrift, diese Atmosphäre empfängt den Gast in dem Lokal – und Ravneet Kaur Muhar, die an einem der schwarzen Tische Platz genommen hat. Die junge Frau im beigefarbenen Rolli steht für die Köstlichkeiten, die hier die Küche verlassen, für scharfe Vindaloo-Currys oder für pikantes Chicken Tikka, aromatische Gerichte, die bald in immer mehr Svaadish-Restaurants in Hamburg serviert werden sollen.

Schon als kleines Kind, daheim im indischen Punjab, stand Ravneet Kaur Muhar gemeinsam mit ihrer Großmutter an den Töpfen. Und sie sagte damals schon: Oma, lass uns ein Restaurant eröffnen. Seit 2013 lebt Ravneet Kaur Muhar nicht mehr in der indischen Kornkammer am Fuße des Himalaya, sondern in Hamburg. Und hier steht sie für die besten kulinarischen Ideen wieder vor dem Herd – die gelernte Krankenschwester hat ihre Passion zum Beruf gemacht.

Restaurant Hamburg: Svaadish während Corona eröffnet

Gemeinsam mit ihrem Mann eröffnete sie im September 2020 das erste Svaadish in Hoheluft, gefolgt vom zweiten Restaurant in Winterhude im Juli 2021. Zwar fielen die Eröffnungen in die Zeit der Pandemie, doch zwischen den Lockdowns liefen die Geschäfte sehr gut, die Gäste kamen und viele seien zu Stammkunden geworden, sagen die Gastronomen.

Die beiden profitierten von der Erfahrung, die Simranjit Singh Muhar als Bezirksleiter und Franchise-Partner einer Burgerkette in Hamburg gemacht hatte. Der 35-Jährige stammt aus einer Gastronomenfamilie und möchte nun mit dem eigenen Konzept durchstarten. Das längerfristige Ziel der Unternehmer: Sie wollen zehn Svaadish-Restaurants in Hamburg etablieren, dazu noch Städte wie Kiel oder Hannover für die Expansion nutzen. Pro Jahr soll ein neues Restaurant eröffnen.

Svaadish von Maßnahmen stark betroffen

„Natürlich waren auch wir von den Maßnahmen stark betroffen und haben vor allem seit 2G+ auch Umsatzeinbrüche, aber wir sehen es langfristig als Chance, uns zu etablieren und das Image der indischen Küche in Hamburg neu zu gestalten“, sagt Simranjit Singh Muhar. Während die Standorte in der Zeit zwischen Juni bis November jeweils auf Erlöse von 200.000 Euro kamen, fiel dieser Wert in der Zeit der Einschränkungen durch 2G+ im Zeitraum bis zum Februar auf 130.000 Euro.

Die gesamte Branche benötigte zuletzt großes Durchhaltevermögen. Immerhin waren die von der Pandemie geprägten Jahre 2020 und 2021 die umsatzschwächsten im Gastgewerbe in Deutschland seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 setzten die Gastronomie- und Beherbergungsunternehmen im vergangenen Jahr real 40,3 Prozent weniger um.

Immobiliensuche gestaltet sich schwierig

Doch „gutes Essen wird immer beliebt sein“, ist das Paar überzeugt. Ihre Wunschgegenden für neue Hamburger Standorte sind Altona, die Schanze oder Wandsbek. Die Knappheit an geeigneten Immobilien allerdings macht die Suche nicht gerade leicht. Eventuell können sie bald einen Vertrag in Hohenfelde unterschreiben, sagt Simranjit Singh Muhar.

Eher hinderlich sei die deutsche Bürokratie, die Köchen aus Indien einheimische Kräfte an die Seite stellen will: Für die beiden Restaurants konnte Simranjit Singh Muhar nicht einfach jeweils fünf Fachkräfte aus Indien anstellen, sondern musste auf dem leer gefegten deutschen Arbeitsmarkt suchen. Er nahm sich einen Anwalt, kämpfte gegen die Vorschriften, man fand eine Lösung. Doch diese Regelung bremst nach wie vor das Wachstum vieler Gastronomen, die auf Spezialitäten etwa aus Vietnam, China oder Korea setzen. Inzwischen arbeiten zehn Köche für die Gründer, die aus Indien an die Elbe gekommen sind.

Curry Brathendl zum Oktoberfest

Svaadish ist Hindi und heißt übersetzt „lecker“. Serviert werden in Gasträumen im angesagten Industriechic Gerichte, die die Kreativität der Gründerin unterstreichen: Zum Oktoberfest gibt es schon mal Curry Brathendl oder Obatzda Indian Style, andere etablierte Lieblingsgerichte wie Pizza werden leicht verändert und der Belag auf Naan-Brot serviert. Die Kellner servieren längst nicht nur Klassiker wie Biryani oder Dal.

Ihre neuen Kreationen schaut sich die Gründerin spätestens seit Corona nicht mehr auf den Streetfood-Märkten ihrer Heimat ab, denn wegen der Pandemie hat das Paar keine Gelegenheit gehabt, in die Heimat zu fahren. Dort lebten beide in Nachbardörfern und sind sogar in dieselbe Schule gegangen.

Restaurant Hamburg: Paar lässt sich im Internet inspirieren

Stattdessen schaut Ravneet Kaur Muhar jetzt oft ins Internet und studiert die Speisekarten indischer Restaurants in London, die bei neuen Trends in der ersten Liga spielen. „Und dann lasse ich meine Kinder und meinen Mann probieren“, sagt die 33-Jährige. Bestehen die Gerichte diesen Test, und schmeckt es auch dem achtjährigen Gurnawab und der kleinen Nazsirat, dann gibt es einen Probelauf mit den Profis in den Restaurants.

Ist für die Köche alles ok, wird die Kreation zunächst zu einem der wöchentlich wechselnden Gerichte für den Mittagstisch und schafft es dann, bei vielen Bestellungen und zufriedenen Gästen, auch auf die eigentliche Karte der dauerhaft angebotenen Speisen. Zwar ist das Leben des Paars als Jungunternehmer stark durchgetaktet, es bleibt kaum Zeit, mal mit dem Sohn zu seinem Fußballtraining beim HSV zu gehen. Doch die beiden haben ihre Entscheidung nicht bereut: „Und meine Oma sagt jetzt, ‚Du hast dir deinen Traum erfüllt“, erzählt Ravneet Kaur Muhar stolz.