Hamburg. Unternehmer will mit der Cannacare Health GmbH stark wachsen – allen Widerständen zum Trotz. Nun steht ein Meilenstein bevor.

Begonnen hat sein Interesse für das Thema Cannabis als er 14 Jahre jung war. Damals sei er auf einer Sprachreise in England gewesen, habe ein Konzert der Rockband „The Who“ im Wembley-Stadion besucht, erinnert sich Frank Otto.

„Da sind mir am Stadion die Plakate mit der Cannabis-Pflanze und dem Schriftzug ,Legalize it‘ aufgefallen“, erzählt der heute 64-jährige Hamburger Medienunternehmer (Hamburg 1, Delta Radio, Kiss FM). „Das fand ich spannend, habe mich mit dem Thema erstmals intensiver beschäftigt.“

Frank Otto hat Cannabis-Aufkleber auf seinem Schlagzeug

Wenige Jahre später dann traf er den englischen Blues-Musiker Alexis Korner in Hamburg. Die beiden verstanden sich sofort – und Korner schenkte Otto einen Legalize-it-Aufkleber. „Der klebt noch heute auf meinem Schlagzeug“, sagt Otto, der selbst gerne musiziert, mittlerweile aber lieber Gitarre spielt als die Sticks in die Hände zu nehmen. Die Faszination Cannabis hat Frank Otto nie losgelassen, so dass er 2019 selbst als Unternehmer in diesem Markt eingestiegen ist – mit der Cannacare Health GmbH.

Auf der Internetseite des Unternehmens, an dem Frank Otto nach eigenen Angaben heute 50 Prozent der Anteile hält, findet sich eine Reihe von Produkten: so genannte kosmetische Mundöle, Aromaöle, ein kühlendes Muskelöl und auch Gesichtspflege – alles wird unter der Marke Canobo vertrieben.

Ein Fläschchen CBD-Mundöl ab 25 Euro

Ein Fläschchen Mundöl kostet online zwischen knapp 25 und 44,95 Euro. Ein Zweierset Reinigungsmilch „by Jorge González“ ist für 11,95 Euro zu haben. Das Cuban Mango Mundspray – ebenfalls präsentiert vom langjährigen Jurymitglied der TV-Tanzsendung „Let‘s dance“ – können Interessierte für 34,95 Euro ordern. Das Besondere: Alle Produkte enthalten Cannabidiol (CBD), ein Extrakt aus der Hanfpflanze, in unterschiedlichen Konzentrationen.

Während der bekanntere Cannabis-Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) in höheren Konzentrationen mit Rauschzuständen und Nebenwirkungen wie Angstgefühlen in Verbindung gebracht wird, spielten CBD-Produkte in der öffentlichen Wahrnehmung bisher kaum eine Rolle. Doch dies ändert sich langsam und wirkt sich auch auf Frank Ottos Geschäftsidee aus.

Frank Otto: "CBD in Mundölen hat eine beruhigende Wirkung"

„Wir waren lange erfolgreich mit unseren CBD-Mundölen bei Rossmann bundesweit vertreten, doch vor einigen Monaten hat die Drogeriekette unser Mundöl ausgelistet“, erzählt Frank Otto. Nach seinen Angaben bestehe zwar „kein offizielles Verkaufsverbot“, aber es gebe seitens der Staatsanwaltschaft Hannover Bedenken, dass womöglich auch in CBD-Mundölen ein rechtlich unzulässig hoher THC-Gehalt vorhanden sein könnte.

Wird mit dem Produkt gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen? Können die Mundöle womöglich high machen? Otto beantwortet diese Fragen mit einem klaren Nein. „Das CBD in unseren Mundölen hat für mich eine beruhigende Wirkung, verbessert das Allgemeinbefinden und hilft mir persönlich zum Beispiel dabei, einen Jetlag schneller zu überwinden. Mit unseren Ölen liegen wir definitiv nicht oberhalb, sondern weit unterhalb der gesetzlich zulässigen THC-Grenzwerte.“

Zudem werde das Öl auch gar nicht geschluckt, sondern die Konsumenten sollen es lediglich eine Zeit lang im Mund behalten und wieder ausspucken. „Wir sind felsenfest davon überzeugt, ein gesundheitsförderndes Produkt anzubieten“, so Otto.

Rossmann listet Cannabis-Öle von Frank Otto aus

Die Drogeriemarktkette Rossmann weist in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem Abendblatt darauf hin, dass man auch aktuell noch einige Cannacare-Produkte in den Regalen habe. Aber weiter heißt es: „Bestimmte Produkte wurden jedoch behördlicherseits beanstandet und daher von uns bis zur endgültigen Klärung der Verkehrsfähigkeit aus dem Verkauf genommen, zum Beispiel Aromaöl.“ Die Staatsanwaltschaft Hannover wollte sich zu dem Sachverhalt auf Nachfrage des Abendblatts nicht äußern.

Die Auslistung des umsatzstarken Öls bei Rossmann ist nur einer von zwei geschäftlichen Tiefschlägen, die Frank Otto mit seinem Cannabis-Engagement in der jüngsten Vergangenheit hinnehmen musste. Auch der Verkauf von Cannacare-Anteilen an einen australischen Konzern musste kurz vor der Finalisierung rückabgewickelt werden. „Die Anteile sollten mit Aktien des australischen Unternehmens bezahlt werden, doch der Aktienkurs brach kurz vorher ein“, erklärt Otto die Situation im Sommer 2021. Dabei sollten die Hanf-Spezialisten aus „down under“ für die Hamburger Cannacare Health GmbH eigentlich zum Türöffner für Märkte außerhalb Deutschlands werden.

Denn bisher werden die mit dem Bio-Siegel versehenen Öle, Massagegels und Gesichtsfluids nur hierzulande vertrieben. Sechs Mitarbeiter beschäftigt Ottos Firma, die 2021 nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 2,1 Millionen Euro erwirtschaften konnte. 2020 hatten die Erlöse noch bei rund drei Millionen Euro gelegen, doch dann kam die Auslistung bei Rossmann. „Schon in diesem Jahr wollen wir rund vier Millionen Euro Umsatz machen. Und wir suchen mehr Personal, um richtig durchstarten zu können“, sagt Otto zur Zukunft der Cannacare Health GmbH, die für den Medienunternehmer bisher nur ein vergleichsweise kleines Investment, aber vor allem eine Herzensangelegenheit ist.

Cannacare Health bald bei Lidl?

Erst vor wenigen Tagen vermeldete Cannacare Health eine Kooperation mit dem Unternehmen „The Green Dealers“, das die CBD-Produkte der Hamburger in die Regale von Supermärkten, Discountern und Biomärkten bringen soll.

„Wir glauben an den Erfolg von Cannacare Health, denn hier sind Vollprofis am Werk, die schon mehrfach bewiesen haben, dass sie neue Märkte erfolgreich erschließen können. Die Produkte mit Bio-CBD haben eine sehr hohe Qualität und ein fantastisches Preis-Leistungs-Verhältnis“, werden die beiden geschäftsführenden Gesellschafter von The Green Dealers, Arnim von Brunn und Michael Kühn, in einer Pressemitteilung zitiert. Kann man die Marke Canobo womöglich bald schon bei Lidl kaufen?

Budnikowsky als Partner im Gespräch

Der nächste geschäftliche Meilenstein soll aber erst einmal die Listung von Produkten unter dem Markennamen Vitalea bei der Drogeriemarktkette Budnikowsky werden. Die Hamburger sind zwar nicht so groß wie Konkurrent Rossmann, aber mit immerhin rund 190 Standorten ein ebenfalls wichtiger Marktteilnehmer im norddeutschen Raum.

„Wir befinden uns in der finalen Abstimmung und denken, dass wir in den nächsten Wochen bei Budnikowsky Vollzug melden können“, sagt Otto. Mittelfristig setzt er auf einen noch deutlich größeren Markt. Schließlich hat die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag eine kontrollierte, aber weitgehende Freigabe von Cannabis-Produkten vereinbart. Doch es könnte noch ein paar Jahre dauern, bis es tatsächlich soweit ist. Zeit, die Frank Otto nicht ungenutzt verstreichen lassen will.