Hamburg. Union Investment hat das bekannte Gebäude übernommen – nun bekommt das Hochhaus einen neuen Namen erhalten und wird modernisiert.
Wohl jeder Hamburger ist an diesem Gebäude schon einmal vorbeigekommen: An der Willy-Brandt-Straße, gegenüber der Ruine der Hauptkirche St. Nikolai, ragt ein schlankes, 16-geschossiges Hochhaus, gestützt auf Betonstelzen, bis an die Straße heran. Der Bau mit der grünlich schimmernden Glasfassade war immerhin 57 Jahre lang der Hauptsitz der Reederei Hamburg Süd – und ihr Name steht noch immer ganz oben an der auffallenden Immobilie.
Zwar ist das Unternehmen vor einigen Wochen aus dem Hochhaus und den beiden sich daran anschließenden Gebäudeteilen mit den ebenfalls grünlich schimmernden Glasflächen ausgezogen. Doch verschwinden wird nur das Wort „Süd“. Warum das so ist, erklärt Sven Lintl, der bei der Fondsgesellschaft Union Investment, dem neuen Eigentümer des Gebäudekomplexes, für das Geschäft mit Büro-, Logistik- und städtischen Wohnimmobilien verantwortlich ist: „Das Haus steht seit 2011 unter Denkmalschutz, selbst das Wort ,Hamburg‘ muss bleiben.“ Man werde das Ensemble künftig unter dem Namen „Trio Hamburg“ vermarkten. So kann der Hauptteil des Schriftzugs am Hochhaus – vom Käufer nun „Tower“ genannt – erhalten werden.
Immobilien: Aus dem Hamburg Süd-Haus wird „Trio Hamburg“
Union Investment hatte den Komplex in der Altstadt im Juni 2021 von der Oetker-Gruppe, dem früheren Eigner der Traditionsreederei, für den Bestand des Immobilien-Spezialfonds „UII German Prime Select“ erworben. Wie die „Immobilien Zeitung“ berichtete, wurden nach Maklerangaben gut 150 Millionen Euro für die rund 18.600 Quadratmeter Gesamtmietfläche gezahlt.
Doch dabei bleibt es nicht. „In den nächsten sechs bis acht Monaten werden wir einen zweistelligen Millionenbetrag in die Modernisierung investieren“, sagt Lintl. Es geht nicht nur
darum, die heute üblichen offenen Raumstrukturen ähnlich denen in sogenannten Coworking-Zentren zu schaffen. Man muss auch die gesamte Haustechnik darauf umstellen, dass demnächst nicht mehr nur ein Mieter da ist, sondern etliche verschiedene Nutzer auf diese Technik zugreifen.
„Ich kann mir vorstellen, dass wir künftig acht bis zehn Mietparteien im Tower haben und eine oder zwei im anderen Büroteil, der 7500 Quadratmeter umfasst“, sagt Lintl. Er wünscht sich zudem, dass es im Gebäudekomplex eine Gastronomie gibt, „die nicht nur von den Beschäftigten der Mieter, sondern auch von der Hamburger Öffentlichkeit nutzbar ist.“ Wollte man das auch im Interesse des Betreibers in idealer Form umsetzen, wäre das aber mit baulichen Veränderungen verbunden, von denen noch nicht klar ist, ob sie mit dem Denkmalschutz vereinbar wären. „Den Eingangsbereich im mittleren, flachen Gebäudeteil würden wir im Interesse der Zugänglichkeit der dortigen Gastronomie für die Allgemeinheit gerne etwas offener gestalten – wir hoffen, dass das möglich ist“, sagt Lintl. Generell empfinde man die Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde aber als „konstruktiv.“
Der Denkmalschutz könnte einigen Ideen im Weg stehen
Andere geplante Neuerungen sind offenbar eher unproblematisch: „Trotz der Denkmalschutzauflagen wird es wahrscheinlich möglich sein, drei bis vier Dachterrassen anzulegen, was bei potenziellen Mietern auf großes Interesse stößt.“ Denn, so Lintl: „Nicht viele Bürogebäude in Hamburg bieten eine derartige Rundumsicht.“ Außerdem will man die 102 vorhandenen Tiefgaragenstellplätze „sehr großflächig für Elektromobilität ertüchtigen“.
Zwar ist der Bürokomplex bereits im Jahr 1964 fertiggestellt worden; das Hochhaus, entworfen vom Hamburger Architekten Cäsar Pinnau, war damals eines der ersten in der Hansestadt. Aber die Gebäude sind im Jahr 2016 schon einmal technisch modernisiert worden und erfüllen nach Angaben von Union Investment im Hinblick auf den Energieverbrauch aktuelle Anforderungen. Mit weiteren Verbesserungen peile man nun an, sie nach den international verbreiteten Nachhaltigkeitsstandards der Breeam (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) zertifizieren zu lassen.
Hamburg Süd-Haus: Anwaltskanzleien gelten als potenzielle Mieter
Auch wenn Hamburg Süd erst vor Kurzem ausgezogen ist und die Renovierung noch gar nicht begonnen hat, läuft die Vermarktung schon auf vollen Touren. „Wir sind mit vielen Interessenten im Gespräch, auch Besichtigungen gab es schon“, sagt Lintl. Als potenzielle Mieter für solche Objekte gelten unter anderem Wirtschaftsprüfungsgesellschaften oder große Anwaltskanzleien.
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Wer immer auch dort einzieht, muss sich auf Mietpreise in der Spanne zwischen 22,50 Euro und 30 Euro pro Quadratmeter einstellen, wobei der höchste Betrag für die oberen Etagen des Hochhauses verlangt wird. Im Bereich der City fallen nach Angaben des Maklerunternehmens Grossmann & Berger derzeit Büromieten von im Schnitt 22,90 Euro und in der Spitze 35 Euro an – damit ist dieser Standort der teuerste in Hamburg noch vor der HafenCity. Insgesamt kletterten die Büromieten in Hamburg im vierten Quartal 2021 laut Grossmann & Berger gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,4 Prozent auf 18,10 Euro je Quadratmeter.
Hamburg ist der wichtigste Investitionsstandort von Union Investment
Ungeachtet der Unsicherheiten durch die Pandemie fühlt sich Lintl mit der Entscheidung für den Kauf des früheren Hamburg-Süd-Komplexes nach eigenen Worten wohl: „Das Gebäude ist in Hamburg super-präsent. Das macht zusammen mit der Lage den besonderen Charme der Immobilie aus.“ Lintl erwartet auch keine abnehmenden Mieten durch nachhaltig zunehmende Homeoffice-Nutzung: „Man kann davon ausgehen, dass die Büromieten in Hamburg weiter steigen.“
Hamburg ist für Union Investment mit insgesamt rund 550 Beschäftigten in der Stadt nicht nur ein wichtiger Unternehmensstandort. Das Fondshaus verwaltet mit mehr als 200.000 Quadratmetern eines der größten Hamburger Büroimmobilien-Portfolios. Zum Bestand gehören neben dem Emporio-Tower am Valentinskamp unter anderem das Chilehaus und das Falkenried-Areal. Insgesamt umfasst das Hamburg-Portfolio von Union Investment aktuell exakt 46 Objekte mit einem Wert von zusammen rund 3,2 Milliarden Euro. Damit ist Hamburg sogar der wichtigste Investitionsstandort von Union Investment – noch vor anderen Städten wie München, Paris und London.