Hamburg. Der Einbau konventioneller Öl- oder Gasheizungen soll in Deutschland 2025 praktisch verboten werden. Alle Fakten über Alternativen.

Einfamilienhausbesitzer müssen jetzt die Weichen stellen. Denn ab 2025 sollen neu eingebaute Heizungsanlagen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Eine moderne Gas-Brennwertheizung selbst mit einer Solarthermieanlage schafft das nicht mehr.

Also vorher noch auf konventionelle Technik setzen oder besser gleich in regenerative Heizungsanlagen wie Wärmepumpen investieren, die nicht mit der CO2-Abgabe belastet sind? Diese Frage müssen Hausbesitzer in den nächsten Jahren beantworten. Während die Wärmepumpe im Neubau zur Standardausstattung gehört, ist ihr Einsatz im Bestandsbau mit vielen Unwägbarkeiten behaftet. Wie funktioniert eine Wärmepumpe? Was sind die Knackpunkte im Altbau? Welche Rolle spielt eine optimale Planung? Wie hoch sind die Kosten? Und welche Alternative gibt es zur Wärmepumpe? Das Abendblatt sprach mit Experten und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie funktioniert eine Wärmepumpe?

Wärmepumpen nutzen die Umweltwärme, um Gebäude zu heizen. Das lässt sich am besten mit der Funktionsweise eines Kühlschranks vergleichen. Statt den Lebensmitteln entziehen Wärmepumpen dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Luft Wärme und pumpen diese auf ein zum Heizen geeignetes Temperaturniveau. Zum Antrieb benötigt die Wärmepumpe Strom. Stammt er aus erneuerbaren Energien, ist die Wärmepumpe nahezu CO2-neutral. Auf Wärmepumpen wird keine CO2-Steuer fällig.

Im Inneren der Wärmepumpe zirkuliert wie beim Kühlschrank ein Kühlmittel, das bereits bei sehr geringen Temperaturen verdampft. Das dann gasförmige Kühlmittel wird mit einem Kompressor verdichtet. Die so entstehende Wärme, wird an die Heizung abgegeben. Je höher die erforderlichen Temperaturen für die Heizung, desto mehr Strom muss zur Kompression des Gases eingesetzt werden. Danach verflüssigt sich das Kühlmittel und der Wärmepumpenkreislauf beginnt von Neuem.

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© F. Hasse / BWP

Welche Wärmepumpen gibt es?

Von den im vergangenen Jahr verkauften 154.000 Wärmepumpen entfallen mehr als 80 Prozent auf Luft-Wärmepumpen. Sie nutzen die Umgebungsluft zum Heizen und lassen sich einfacher installieren als Erdwärmepumpen. Die Erdwärme kann auf unterschiedliche Weise gewonnen werden. Ähnlich einer Fußbodenheizung können Kollektoren auf dem Grundstück verlegt werden.

„Diese Flachkollektoren müssen großflächig in einer Tiefe von etwa 1,50 Meter im Garten vergraben werden“, sagt der Hamburger Energieberater Lars Beckmannshagen. „Bei Bestandsbauten entscheiden sich die Besitzer selbst bei einem großen Grundstück wegen des Aufwandes meist dagegen, denn dabei wird der Garten einmal von links auf rechts gedreht.“

Eine weitere Möglichkeit sind Erdwärmesonden, für die tief in den Boden gebohrt werden müssen und die mit einer frostsicheren Flüssigkeit arbeiten. Da ab einer Tiefe von zehn Metern die Temperatur das ganze Jahr über nahezu konstant ist, ermöglicht die Erdwärmesonde eine besonders hohe Effizienz der Wärmepumpe.

„Doch auf knapp der Hälfte von Hamburgs Fläche sind Erdbohrungen nur nach Einzelfallprüfung genehmigungsfähig und viele Handwerker trauen sich an diese komplexen Anlagen auch nicht ran“, sagt Energieberater Jan-Peter Peters, der ein Ingenieurbüro betreibt. Vor allem mit Blick auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand gibt es also für jedes Haus die passende Wärmepumpe, aber aufgrund der örtlichen Gegebenheiten läuft es meist auf die Luftwärmepumpe hinaus.

Ist es effektiv, mit Strom zu heizen?

Im Prinzip schon, denn mit der Wärmepumpe können im Schnitt aus einer Kilowattstunde (kWh) Energie drei oder vier kWh Wärme erzeugt werden. Zur Sicherheit bei sehr kalten Außentemperaturen verfügen die meisten Luftwärmepumpen über einen Elektroheizstab, eine Art Tauchsieder, der die Wärmepumpe aber zu diesem Zeitpunkt uneffektiv macht. „Bei einer schlecht auf das Gebäude abgestimmten Anlage kann es eben passieren, dass das Verhältnis von Strom und Wärme unausgewogen ist“, so Peters.

Um welche Investitionskosten geht es?

Luftwärmepumpen kosten ab 15.000 Euro und Erdwärmepumpen ab 25.000 Euro. Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) können Bauherren und Modernisierer bis zu 35 Prozent der Kosten für Anschaffung und Einbau wiederbekommen, beim Wechsel von einer Ölheizung zu einer Wärmepumpe sogar bis zu 45 Prozent.

Eine Luftwärmepumpe für ein Haus aus den 1970er-Jahren – geht das?

Das hängt weniger vom Alter des Gebäudes als von der Dämmung und der Qualität der Fenster ab. „Es ist alles eine Frage der Planung und der fachgerechten In­stallation“, sagt Peters. „Aber in Hamburg gibt es nur 30 zertifizierte Fachplaner für Wärmepumpen.“ Allein auf das Urteil des Installationsbetriebes sollten sich die Hauseigentümer nicht verlassen.

„Auch im Bestand sind bei Wärmepumpen Jahresarbeitszahlen (JAZ) zwischen 3,2 und 4,5 möglich“, so Peters. Die JAZ zeigt das Verhältnis zwischen zugeführter Energie und der tatsächlich erzeugten Heizungswärme im Verlaufe eines Jahres. „Eine Heizlastberechnung ist unbedingt notwendig, um die Wärmepumpe optimal auszulegen“, sagt Beckmannshagen. Es ergebe grundsätzlich Sinn, zuerst zu prüfen, ob die Wärmedämmung der Gebäudehülle verbessert werden könne.

Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme hat im Gebäudebestand über fünf Jahre 29 Außenluft-Wärmepumpen zur Raumheizung und Trinkwassererwärmung analysiert. Die Anlagen erreichten eine JAZ von 2,5 bis 3,8. Die im Projekt untersuchten Häuser sind zwischen 15 und 170 Jahre alt, wobei die vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1979 errichteten Gebäude in unterschiedlichem Ausmaß saniert wurden. Der Heizwärmeverbrauch aller Gebäude lag in einer Spanne von 50 bis 250 kWh pro Quadratmeter und Jahr.

Was sind die Knackpunkte?

„Die Wärmepumpe arbeitet am besten mit niedrigen Vorlauftemperaturen von etwa 35 bis 45 Grad“, sagt Beckmanns­hagen. Das ist die Temperatur, die das Heizungswasser braucht, wenn es in die Rohre und Heizkörper strömt. „Dafür sind große Heizkörperflächen, Wandheizungen oder am besten eine Fußbodenheizung geeignet“, so der Experte. Rippenheizkörper mit hohen Vorlauftemperaturen eignen sich nicht. Die Anforderungen für den Betrieb einer Wärmepumpe gehen dabei von einer Raumtemperatur von 20 Grad in den Wohnräumen und 24 Grad im Bad aus.

Wer es also in den Wohnräumen wärmer haben möchte, muss das seinem Planer vorher sagen. Inzwischen hat die Industrie eine neue Gerätegeneration entwickelt, um Wärmepumpen auch im Bestandsgebäude mit höherem Wärmebedarf effizient zu betreiben. Bis zu 71 Grad Vorlauftemperatur schafft zum Beispiel die Compress 7800i LW von Bosch. Da es sich aber um eine Sole-Wasser-Wärmepumpe handelt, muss tief in die Erde gebohrt werden. Auch Viessmann nennt für seine Modelle Vitocal 250-A/250-AH/252-A Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad. Fußbodenheizungen seien nicht erforderlich, vorhandene Radiatoren könnten weiter genutzt werden.

Schaut man sich das Modell genauer an, so empfiehlt der Hersteller eine Kombination mit der bisherigen, konventionellen Heizung: „Dann stellt die Wärmepumpe die Grundlast bereit. Der Heizkessel wird lediglich bei besonders niedrigen Temperaturen zugeschaltet.“

Sorgt die Wärmepumpe auch für die Warmwasserbereitung?

„Wärmepumpe und Trinkwasseraufbereitung passen nicht zusammen“, sagt Peters. Denn das Trinkwasser muss auf mindestens 60 Grad erhitzt werden. Er rät zu einer separaten Anlage ebenfalls mit einer Wärmepumpe, die dann direkt auf dem Wasserspeicher montiert wird. Kosten: 3000 bis 4000 Euro. Aber auch mit der Wärmepumpe für die Heizung kann Warmwasser erzeugt werden. „Für die Warmwasserbereitung sollte man einen Wärmespeicher integrieren“, rät Beckmannshagen. „Dann wird das Trinkwarmwasser mit einem Wärmetauscher aus dem Speicher, ähnlich wie ein Durchlauferhitzer, direkt erwärmt.“

Wie laut sind Wärmepumpen?

Wärmepumpen verursachen einen Schall zwischen 30 und 60 Dezibel. Hauptlärmquelle bei einer Luftwärmepumpe ist der Ventilator. „Sein Standort sollte sehr sorgfältig ausgewählt werden, möglichst weit weg von Wohn- und Schlafzimmern“, rät Peters. In vielen Fällen wird die Wärmepumpe im Garten aufgestellt. Dabei muss aus Lärmschutzgründen ein Mindestabstand zum Nachbarn eingehalten werden.

Gibt es spezielle Stromtarife für die Wärmepumpen?

Energieberater werben damit, dass der Strom für Wärmepumpen rund zehn Cent günstiger sei als Haushaltsstrom. Im Gegenzug müssen die Abnehmer einer möglichen Unterbrechung der Stromversorgung durch den zuständigen Netzbetreiber zustimmen. „Maximal dreimal täglich für höchstens zwei Stunden“ ist das möglich, sagt eine Sprecherin von Vattenfall. Üblich sei das morgens, mittags und abends, also zu den Zeiten, in denen die Stromnetze durch hohe Verbrauchswerte besonders stark belastet sind.

Der Wärmepumpenstrom von Vattenfall kostet 30,90 Cent je kWh und ist damit gerade einmal knapp zwei Cent günstiger als der Haushaltsstrom Easy12. Günstigere Anbieter gibt es laut Check24 nicht. Gleichzeitig schließen viele Stromanbieter, wie auch Vattenfall, die Nutzung von Haushaltsstromtarifen für die Wärmepumpe aus. In der Regel ist man also auf den Wärmepumpenstrom angewiesen und benötigt auch einen Extra-Zähler.

Welche Alternative gibt es heute noch zur Wärmepumpe?

„Die Alternative zur Wärmepumpe ist für ältere Bestandsobjekte die Pelletheizung, weil damit die höheren Vorlauftemperaturen problemlos erreicht werden können“, sagt Beckmannshagen. Damit lässt sich der Anteil von 65 Prozent regenerativer Energie beim Heizen pro­blemlos erfüllen. Eine CO2-Abgabe fällt nicht an.

Wer noch eine Ölheizung hat, der verfügt in der Regel auch über einen Raum für die Öltanks, wo künftig das Pelletlager installiert werden kann. Preis: 20.000 bis 30.000 Euro. Beim Austausch einer alten Ölheizung liegt die Bafa-Förderung bei 45 Prozent. Auch eine Wärmepumpe mit hohen Vorlauftemperaturen kostet um die 30.000 Euro. „Aber die Pelletheizung ist in Hamburg wegen der Feinstaubbelastung nicht gern gesehen“, sagt Peters.

Auch auf höherer Fachebene regt sich Widerstand. Bei den Pelletheizungen sprach sich der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner, gegen den weiteren Ausbau aus und will generell „auf Holzverfeuerung verzichten“, zumindest bei Neuanlagen. „Holz sollte im Wald verbleiben oder in lang­lebigen Produkten verarbeitet werden“, riet der UBA-Chef.

Peters hält es für möglich, dass Betreiber künftig strengere Feinstaubregeln erfüllen müssen. Bis die 65-Prozent-Regelung in Kraft tritt, kann natürlich weiterhin eine Gas-Brennwertheizung installiert werden. Zum Risiko der Gaspreisentwicklung kommt dann aber noch das Risiko der Zusatzbelastung aus der künftigen CO2-Abgabe, die nur bis 2025 festgeschrieben ist.

Wie hoch sind die Verbrauchskosten?

Als Beispiel dient ein Einfamilienhaus aus dem Jahr 1978 ohne wesentliche Dämmmaßnahmen. Die benötigte Energiemenge liegt bei 30.000 kWh (siehe Grafik). Auf Basis aktueller Preise schneidet die Pelletheizung mit jährlichen Energiekosten von 2300 Euro am günstigsten ab, gefolgt von der Ölheizung mit knapp 2900 Euro, der Wärmepumpe mit 3200 Euro und der Gasheizung mit 3800 Euro. Wäre es möglich, wie in der Vergangenheit, Wärmepumpenstrom für 24 Cent je kWh zu beziehen, würden die Kosten der Luftwärmepumpe auf rund 2500 Euro sinken. „Das normalisiert sich hoffentlich bald wieder“, hofft Peters.

Wie sieht die Belastung voraussichtlich im Jahr 2030 aus?

Für die Modellrechnung bleiben die Energiepreise unverändert. Sie können steigen oder fallen, eine Prognose ist nicht möglich. Bei der Zukunftsrechnung geht es vor allem darum, die zukünftige Belastung durch die CO2-Abgabe zu ermitteln. Die Annahme von 100 Euro im Jahr 2030 stützt sich auf Äußerungen des UBA-Präsidenten Dirk Messner und Aussagen der EU. „Bis Ende der 2020er – bis 2029 oder 2030 –, da sind sich alle Experten einig, werden wir bei einem CO2-Preis, wenn wir ehrlich sind, im 100-Euro-plus-x-Bereich landen“, sagte Messner im Deutschlandfunk.

Bei 100 Euro im Jahr 2030 wäre die Heizrechnung in der modellhaften Annahme für die Ölheizung um rund 560 Euro teurer, die Gasrechnung um 382 Euro. Bei einem CO2-Preis von 200 Euro je Tonne, wofür es nach Peters’ Einschätzung auch viele Anhaltspunkte gibt, steigt die Mehrbelastung für den Ölheizungsbesitzer auf 1365 Euro und für die Gasheizung auf 928 Euro gegenüber den aktuellen Ausgaben.