Hamburg. Charterairline mit Sitz in Bahrenfeld und 650 Mitarbeitern gehört künftig einem Unternehmen aus Dubai. Wie es in Hamburg weitergeht.
Überraschende Übernahme in der Luftfahrt: Air Hamburg mit Sitz in Bahrenfeld wird künftig aus Dubai kontrolliert. Die Vista Global Holding habe eine Vereinbarung zur Übernahme unterschrieben, teilten beide Unternehmen am Montag mit. „Es findet derzeit eine Marktkonsolidierung statt. Wir sehen uns in der Vista-Gruppe für die Zukunft besser aufgestellt als allein und denken, wirtschaftlich noch erfolgreicher zu sein“, sagte Air-Hamburg-Geschäftsführer Floris Helmers im Gespräch mit dem Abendblatt.
Helmers gründete 2006 die Charterairline für Geschäftsflüge zusammen mit Alexander Lipsky. Beide verkaufen nun ihre Anteile an der Air Hamburg Holding genauso wie der Hauptgesellschafter. Das ist die Familie Ebert, der einst ein Teil des Kosmetikkonzerns Wella gehörte. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart. Air Hamburg sei „ein beeindruckendes, gut etabliertes und profitables Unternehmen“, sagte Vista-Gründer und -Chef Thomas Flohr.
Air Hamburg: Dalai Lama und George Clooney waren an Bord
Auch Helmers betonte, dass die Airline profitabel sei. Im vergangenen Jahr habe man trotz der Corona-Lage den Umsatz deutlich auf 275 Millionen Euro gesteigert. Während traditionelle Airlines in der Pandemie unter Passagierschwund litten, waren Reiche und VIPs bereit, viel Geld auszugeben, um über den Wolken im kleinen Kreis allein zu sein. Zu den Kunden gehörten schon Stars wie der Dalai Lama, die Schauspieler George Clooney und Leonardo DiCaprio sowie Sportler und Ex-Politiker.
Mit der Übernahme durch die Vista-Gruppe hoffe man, mehr Marktmacht zu gewinnen und Synergien zu erzielen. Air Hamburg ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, flottete teilweise bis zu zehn Flieger im Jahr ein und betreibt derzeit 44 Geschäftsflugzeuge. Gemessen an der Anzahl der Flüge sei man der größte Anbieter von Privatjets in Europa. Im Jahr 2021 wurden gut 18.800 Flüge für Kunden organisiert. Mit mehr als 35.000 Flugstunden sei man global die Nummer zwei hinter Vista.
Übernahme soll Zahl der Leerflüge reduzieren
In der Pandemie hätten die Hersteller die Preise deutlich angezogen. Beim Hauptlieferanten Embraer müsse man nun drei bis vier Jahre warten, bis ein neuer Jet ausgeliefert werde. Allein hätte man das starke Wachstum daher nicht aufrechterhalten können. Im Einkauf bei Treibstoff, Catering und Trainings will man im größeren Verbund deutlich sparen und durch eine bessere Koordinierung der Aufträge die Zahl der Leerflüge reduzieren, die gerade in der Geschäftsfliegerei ein Problem sind. Vistas Gesamtflotte beläuft sich nun auf mehr als 240 Maschinen.
Ein Abschied von der Marke bedeute dies nicht. „Wir werden weiterhin als eigenständiges Unternehmen unter der Marke Air Hamburg fliegen“, sagte Helmers. Er, Lipsky und der dritte Geschäftsführer Jost Hofmann führten weiterhin die Geschicke der Airline – auch das sei Teil des ausgehandelten Vertrags. Eine Befristung dafür gebe es nicht.
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Die Firma beschäftigt derzeit mehr als 650 Mitarbeiter, rund 300 davon in der Hansestadt. „Für die Mitarbeiter ändert sich nichts, wir wollen weiterhin Personal einstellen“, sagte Helmers. Keiner werde den Arbeitsplatz verlieren. Die Einsatzplanung bleibe weiterhin an der Leverkusenstraße, jüngst sei dort eine 500-Quadratmeter-Fläche hinzugemietet worden. Mitverkauft wurde die Techniktochter am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden mit 42 Vollzeitstellen. Die Flugschule Hamburg und das Café Himmelsschreiber am Flughafen in Fuhlsbüttel sind nicht Teil des Deals.