Hamburg. Die Hamburger Traditionsreederei soll zu hohe Gebühren fordern. Der Händler spricht von 773.000 US-Dollar Schaden. Was nun droht.
Hapag-Lloyd droht ein Kartellverfahren in den USA. Das Bananenhandelsunternehmen One Banana North America Corp hat vor der amerikanischen Regulierungsbehörde für Seetransporte (Federal Maritime Commission, FMC) Beschwerde gegen Hamburgs Traditionsreederei eingelegt. Der Großhändler mit Sitz in Guatemala wirft dem Schifffahrtskonzern vor, unrechtmäßig Gebühren verlangt zu haben.
One Banana transportiert frische Bananen aus Süd- und Mittelamerika in die USA und nutzt dafür auch Schiffe von Hapag-Lloyd. Fünf bis sechs Bananencontainer in der Woche transportiert die Reederei für das Unternehmen nach Long Beach, dem großen Handelshafen an der kalifornischen Küste. Aus dem umfangreichen Beschwerdeschreiben, dass dem Abendblatt vorliegt, habe der Händler im September erstmals Auffälligkeiten bei den Transporten festgestellt: Lkw-Fahrer weigerten sich, Hapag-Lloyd-Container mitzunehmen. Nachforschungen von One Banana hätten ergeben, dass die Hamburger Reederei keine adäquaten Abstellflächen für leere Container bereitgestellt habe, zugleich aber den Truckern nur erlaubte, volle Container mitzunehmen, wenn sie zuvor leere abgegeben hatten.
Hapag-Lloyd verklagt: Händler kritisieren hohe Gebühren
Ziel der Reederei ist es, den derzeit bestehenden Mangel an verfügbaren Transportboxen zu brechen. In der Folge führt diese Praxis aber zu weiteren Verzögerungen in den Lieferketten. Die Händler und Trucker kritisieren nun, dass Hapag-Lloyd dennoch in voller Höhe Liegegeld für die Container kassiere. Dazu Mietgebühren, die in dem Moment entstehen, wenn ein Container den Hafen verlässt, bis er wieder zurückkommt.
Aufgrund der Rücknahme-Beschränkung wären einige Trucker über Wochen ihre leeren Boxen nicht losgeworden, heißt es in dem Schreiben. 12.000 Dollar pro Container habe One Banana für die Mietgebühren vorgestreckt. Hapag-Lloyd weigere sich, darauf zu verzichten. Insgesamt macht die Klägerin einen Schaden von 773.000 US-Dollar (umgerechnet knapp 676.000 Euro) geltend.
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Es ist nicht die erste Beschwerde dieser Art, die bei der FMC gegen Hapag-Lloyd eingegangen ist. Bereits im Dezember hatte sich das Fuhrunternehmen Orange Avenue Express über die Praktiken der Reederei beklagt. Der Vorwurf: Das Unternehmen habe so viele Hapag-Lloyd-Container bei sich stapeln müssen, dass es gar nicht mehr die Boxen anderer Reedereien annehmen konnte. Hapag-Lloyd wollte sich nicht äußern: „Wir nehmen zu laufenden juristischen Verfahren keine Stellung“, hieß es. Reederei-Chef Rolf Habben Jansen hatte erst kürzlich betont, dass Hapag-Lloyd seine Kunden fair behandele.