Hamburg. Die Buchungen für die Ferien nehmen zu. Einige Sommerziele sind in der Pandemie teurer geworden – was Experten raten.

Die Reise nach Griechenland im kommenden Herbst wird überraschend kostspielig: Das Hotel mit drei Sternen auf Kreta ist so teuer wie vor einem Jahr das Vier-Sterne-Haus, berichtet eine Familie aus Othmarschen. Sie hatte zahlreiche Angebote verglichen und muss jetzt für die Herbstferien mit deutlich höheren Kosten rechnen – kein Einzelfall. Auch die Preise für den einzeln gebuchten Flug und die Unterkunft zum Beispiel auf Kos in diesem Sommer haben deutlich angezogen, wie eine Abendblatt-Leserin berichtet.

Die Erfahrungen der Urlauber aus der Hansestadt, die sich auf Sonne und Souvlaki freuen, sind keine Einzelfälle. So gehören Pauschalreisen derzeit allgemein zu den Treibern der hohen Inflation. Im Dezember 2021 (neuere Zahlen liegen nicht vor) errechnete das Statistische Bundesamt ein Plus von rund elf Prozent zum Vorjahr. Flugpreise zu europäischen Zielen sind gegenüber 2019 um bis zu 30 Prozentpunkte gestiegen, heißt es von den Statistikern.

Schulferien Hamburg 2022: Wo der Urlaub jetzt mehr kostet

Speziell in Griechenland sind die höheren Preise nicht zuletzt eine Folge der Pandemie. Denn die Nachfrage ist rasant gestiegen und treibt die Preise. Niedrige Inzidenzen ließen unter anderem Kreta oder Chalkidiki attraktiv für besorgte Deutsche erscheinen, die zum Beispiel in Spanien mit immer neuen Höchstständen bei den Infektionen verunsichert werden und wurden. Die Griechen waren sich der Bedeutung des Tourismus für ihren Wohlstand früh bewusst, sodass sie versuchten, das Virus möglichst schnell in den Griff zu bekommen. So berücksichtigte die Regierung bei den Impfungen insbesondere auch Menschen mit Kontakt zu Touristen: Auf Inseln mit weniger als 10.000 Einwohnern wurde die Impf-Priorisierung aufgehoben.

Um Impfstoffe und Ärzte dorthin zu bringen, setzte die Regierung Flugzeuge der Streitkräfte, Rettungshubschrauber und Schnellboote der Küstenwache ein. Alle Bewohnerinnen und Bewohner sollten möglichst schnell geimpft werden, damit auch ihre Insel als „Covid-free Island“ touristisch vermarktet werden konnte. Eine Neiddebatte wie in Italien, die diese Strategie der Bevorzugung einzelner Ziele für ausländische Gäste ebenfalls verfolgte, entbrannte in Griechenland nicht, dafür ist der Tourismus mit einem Beitrag von mehr als 20 Prozent zur Wirtschaftsleistung zu wichtig. Zudem besuchen auch viele Griechen vom Festland in den Sommerferien gerne die kleineren Inseln.

Schulferien: Griechenland nimmt Inseln besonders ins Visier

Mit den Impfaktionen wurde Griechenland international als verlässliche Destination bekannt – und etwa für die Tui zum wichtigsten Sommerreiseziel. „Während vor der Pandemie Reisen dorthin ein Viertel unseres Geschäfts ausgemacht haben, war es im vergangenen Jahr fast die Hälfte“, sagte Konzernchef Fritz Joussen unserer Redaktion. Und der Trend setzt sich fort: In diesem Sommer plant Tui in Griechenland mit drei Millionen Gästen – das sind mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Im vergangenen Herbst sei die Destination bei der Tui sogar ausgebucht gewesen, untermauert Firmensprecher Aage Dünhaupt die rasante Entwicklung an der Ägäis. Auch durch diese Erfahrung würden jetzt viele Gäste möglichst früh buchen, um am Ende nicht von übervollen Hotels böse überrascht zu werden.

Zugleich hat Tui das Premiumangebot etwa auf Kreta oder Rhodos ausgeweitet. „Unser Airtours-Katalog ist jetzt doppelt so dick wie früher“, sagt Dünhaupt mit Blick auf die Luxusreisemarke der Tui. Doch auch in diesem Bereich steige die Nachfrage extrem – und somit ziehen auch die Preise an. „Wir haben zu zweit letztes Jahr im September/Oktober in einem Fünf-Sterne-Hotel auf Kos neun Nächte verbracht und müssten dieses Jahr für den gleichen Zeitraum und das gleiche Hotel 150 Euro mehr zahlen“, berichtet eine weitere Leserin über ihre Pläne. Egal ob bei günstigen oder teuren Hotels, Griechenland könne derzeit eine gewisse Preissteigerung durchsetzen, bestätigt Dünhaupt die Lage.

„Vereinzelt sind die Preise gestiegen, etwa durch ein geringeres Flugangebot“

Dies sei laut Tui bei anderen Zielen aber nicht der Fall. Mallorca beispielsweise oder die Kanaren, die in der Pandemie ebenfalls neue Gäste für sich gewinnen konnten, dürften nach Schätzung des größten deutschen Reiseveranstalters flächendeckend nicht teurer geworden sein, auch wenn die Nachfrage wieder steigt, wie Hamburger Reisebüros berichten. „Wir sehen einen starken Anstieg bei den Buchungen im Mittelmeerraum oder bei Nordlandreisen, insbesondere für Spanien allgemein, Mallorca, die Kanaren und Griechenland“, sagt Cord Gödecke vom Reisebüro ATPI in der Altstadt.

„Nur vereinzelt sind die Preise gestiegen, etwa durch ein geringeres Flugangebot, da die Nachfrage in bestimmten Regionen einfach größer ist als sonst.“ Ein Beispiel für die Hamburger Frühjahrsferien im März: Eine Familie (zwei Erwachsene, zwei Kinder) bezahlt nun für 13 Tage Halbpension in einem Vier-Sterne-Hotel an der Costa Calma auf Fuerteventura mit Flug ab Düsseldorf 3005 Euro – das sind zwölf Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Dabei profitiert die Familie aktuell sogar noch von einem höheren Frühbucherrabatt.

Angebote im Februar oder März: Frühbucher können sparen

Die Türkei und nahezu alle Fernreiseziele seien aktuell weniger gefragt, ergänzt Gödecke, und deshalb zum Teil günstig. Ein Beispiel: Eine Woche an der türkischen Ägäis kostet im Fünf-Sterne-Hotel mit Flug, Transfers und All Inclusive 384 Euro pro Person, ab Hannover mit Öger Tours, heißt es beim gleichnamigen Hamburger Veranstalter. In Ägypten, wo in den vergangenen zwei Jahren die Preise gesunken waren, würden die Buchungen aktuell aber wieder etwas teurer, sagt Matthias Stempfle vom Veranstalter FTI.

Sparen kann derzeit auch, wer auf frühes Buchen setzt. „Die Frühbucherangebote gelten meist bis Ende Februar oder Ende März“, sagt Torsten Schäfer vom Reiseverband DRV. „So lassen sich häufig zwischen 30 und 50 Prozent auf den regulären Katalogpreis sparen.“ Diese Rabatte seien besonders für Familien mit schulpflichtigen Kindern zu empfehlen, also Kunden, die in der Hauptsaison, etwa in den Sommerferien, verreisen müssen. „Hier lassen sich die Frühbucherangebote häufig zusätzlich mit günstigen Kinderfestpreisen kombinieren“, rät Schäfer.

Schulferien Hamburg 2022: Urlauber buchen mehrere Ziele für gleichen Zeitraum

Durch die unterschiedlichen „Flex-Pakete“ der Veranstalter sind die Kunden auch bei frühen Buchungen sehr gut abgesichert, ergänzt Gödecke. Die Gäste gingen dann nicht ins eigene Risiko, da es hierdurch sehr flexible Umbuchungs- und Stornomöglichkeiten gebe.

Hin und wieder erleben die Reisebüros auch Mehrfachbuchungen von Kunden: Diese nutzen die Flextarife aus, um dann kurzfristig nur den Urlaub mit den aktuell besten Corona-Bedingungen vor Ort anzutreten und die anderen Buchungen zu stornieren. Dann aber, geben In­sider zu Bedenken, müssen die Kunden auch mehrere Anzahlungen leisten.

Zugleich sollten Sparfüchse auch die gesamten Kosten ihre Trips in den Süden ins Kalkül ziehen: So können Touristen in Griechenland damit rechnen, dass sie vor Ort sparen, beim Wein in der Taverne oder beim Surfkurs am Strand. Denn die Kaufkraft des Euro ist in Athen oder auf Naxos deutlich höher als hierzulande. So bekommen Gäste in Griechenland für ihr Geld rund ein Viertel mehr an Waren als in Deutschland, wie der Bankenverband ausgerechnet hat. Damit leben sie für die schönsten Wochen des Jahres auch günstiger als an anderen beliebten Sonnenzielen: Denn die Kaufkraft in Spanien und Italien ist mittlerweile fast vergleichbar mit dem Wert in Deutschland.