Hamburg. TTLine, Color Line und Scandlines melden hohe Nachfrage. Ein Reiseziel besonders beliebt. Wie Corona die Reisen nach wie vor behindert.
In die Mittelmeersonne, an den Strand auf Mallorca oder lieber zum Skifahren nach Österreich? Zwar sind anders als zu Beginn der Pandemie die Grenzen wieder offen, doch viele Touristen scheuen nach wie vor, sich eng an eng ins Flugzeug zu setzen. Davon profitieren die Fähren. Anbieter wie Scandlines, TTLine oder Color Line melden eine mittlerweile wieder gute Resonanz der Kunden. Wintersport mit hoher Schneesicherheit in Skandinavien oder im Sommer ein Ferienhaus direkt am See, dazu viel Ruhe und unberührte Natur, das suchen insbesondere viele Hamburger im hohen Norden.
„Die Buchungslage ist insgesamt sehr erfreulich“, sagt etwa Dirk Hundertmark, Geschäftsführer der Color Line GmbH in Kiel. „Wir stellen fest, dass das Interesse an Norwegen als Reiseziel zugenommen hat.“ Sowohl für die Sommersaison als auch den Herbst verzeichneten die Fähren bereits jetzt mehr Buchungen als sonst üblich zu diesem Zeitpunkt im Jahr. „Aber noch sind für fast alle Abfahrten Tickets verfügbar“, sagte Hundertmark. Color Line bedient etwa die Strecke Kiel–Oslo, eine beliebte Verbindung, weil die Fährreederei hier auch sogenannte Minikreuzfahrten anbietet. Gut gebuchte Strecken sind bei dem Anbieter mit norwegischer Muttergesellschaft aber ebenso die Überfahrten zwischen Hirtshals im Norden Dänemarks und dem norwegischen Kristiansand.
Tourismus: Buchungszahlen haben sich verdoppelt
Auch bei Scandlines ist die Nachfrage hoch. Verglichen mit Januar 2021 seien die Schiffe im Januar 2022 weit besser ausgelastet, heißt es von der deutsch-dänischen Fährgesellschaft mit Sitz in Kopenhagen. Das betrifft zum einen die Reisen von Privatpersonen mit dem eigenen Pkw, die zwischen Puttgarden auf Fehmarn und dem dänischen Rodby oder von Rostock nach Gedser, dem südlichsten Punkt Dänemarks, unterwegs sind.
„Seit wir am 16. Dezember die Buchung für die Hauptsaison 2022 eröffnen konnten, haben sich unsere Buchungszahlen nahezu verdoppelt und erreichen sogar das Niveau von Januar 2019“, sagt Unternehmenssprecherin Anette Ustrup Svendsen. Viele Ticketpreise seien dabei konstant geblieben oder in der Vorbuchung sogar günstiger als 2021.
Positive Entwicklung auch beim Frachtverkehr
Aber auch das Geschäft mit der Fracht hat sich bei Scandlines bestens entwickelt. „Der Frachtverkehr macht bereits seit Anfang 2021 einen großen Teil des täglichen Verkehrs aus“, so Anette Ustrup Svendsen. Nach Angaben der Pressechefin von Scandlines liegen die Frachtzahlen sogar höher als 2019 und 2020. Scandlines sei immerhin Teil der kritischen Infrastruktur, weil die Reederei jeden Tag wichtige Waren wie Medikamente und Lebensmittel zwischen dem europäischen Festland und Skandinavien transportiere. Scandlines sei auch ununterbrochen planmäßig auf beiden Routen weitergefahren, und das sei weiterhin der Fall, heißt es bei der Reederei, die in ein paar Jahren Konkurrenz durch den Fehmarnbelttunnel bekommen wird. Doch das ist derzeit noch Zukunftsmusik.
Ökoschiffe von TT-Line |
Die Reederei TT-Line setzt ab Sommer 2022 zwischen Travemünde und Trelleborg ein neues, nachhaltiges Fährschiff ein. Die neue „Nils Holgersson“ wird mit Flüssigerdgas angetrieben. Der Kraftstoff LNG ermöglicht es, im Vergleich zum herkömmlichen Antrieb, weniger Schadstoffe auszustoßen. Nach Angaben der Reederei sinke die Belastung bei Feinstaub um 93 Prozent, bei Schwefeloxiden um 98 Prozent, bei Stickoxiden um 82 Prozent. So bleibe die Luftqualität auch während der Liegezeiten besser, zudem verbesserten die Schiffe die CO2-Bilanz. Auch ein weiteres „Green Ship“ ist im Bau, TT-Line lässt es auf der chinesischen Werft Jiangsu Jinling fertigen. |
Aktuell macht Corona einigen Flottenbetreibern nach wie vor das Leben schwer. So ist die Fährverbindung zwischen Kiel und Oslo mit den beiden Schiffen MS „Color Magic“ und MS „Color Fantasy“ vorübergehend eingestellt worden, aktuell noch bis zum 31. Januar. Der Grund: Die norwegische Regierung hat im Dezember strenge Infektionsschutzmaßnahmen beschlossen, wie die Wiedereinführung von Abstandsregeln, die Schließung von Bars, umfangreiche Kontaktbeschränkungen, die Registrierung und verpflichtende Tests bei Ankunft in Norwegen. „Diese Beschränkungen erlauben derzeit keine ordnungsgemäße Durchführung der Reisen auf diesen Schiffen“, begründet Hundertmark die Pause der Verbindung.
Kabinenkapazität auf die Hälfte beschränkt
Die Norweger hätten jetzt jedoch einige dieser Maßnahmen wieder zurückgenommen. „Und wir rechnen zeitnah mit weiteren Lockerungen, sodass wir den Fährbetrieb auch auf dieser Route wieder aufnehmen können“, ergänzte der Geschäftsführer von Color Line. Während der Zwangspause sind 700 Mitarbeiter der Reederei nicht im Dienst. Die Schiffe auf den Routen zwischen Hirtshals und Kristiansand sowie Larvik verkehrten aber weiterhin täglich, laut Fahrplan. Die Passagiere erwarte an Bord der Fähren von Color Line ein umfassendes, zertifiziertes Hygienekonzept. Dazu gehöre, dass die Kabinenkapazität auf etwa die Hälfte beschränkt sei. Grundsätzlich gelte derzeit 3G an Bord sowie eine Maskenpflicht in den öffentlichen Bereichen. Die Preise seien verglichen mit dem Vorjahr stabil, sagt Hundertmark.
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Auch bei TTLine ist die Resonanz der Kunden Mut machend. „Wir rechnen für das laufende Jahr bei Passage und Fracht mit einer positiven Verkehrsentwicklung“, sagt Claudia Gierszewski, die bei der Linie den Passagierbereich leitet. Die Attraktivität von Schweden als sicheres, gut erreichbares und landschaftlich schönes Reiseziel überzeuge viele Urlaubswillige. Die blau-weißen Fähren mit von Kinderklassikern entliehenen Namen wie „Nils Holgersson“ oder „Peter Pan“ bringen Urlauber von Travemünde oder Rostock aus nach Trelleborg.
Tourismus: TT-Line erzielt Beförderungsrekord
Bereits 2021 konnte TT-Line bei den Passagierzahlen deutliche Zuwächse gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Und nicht nur das: Im Frachtsegment hat die Gesellschaft im zurückliegenden Jahr sogar einen neuen Beförderungsrekord erzielt. Die Firma, die 1962 in Hamburg gegründet worden war und vor nunmehr 15 Jahren ihren Sitz von der Elbe nach Travemünde verlegte, transportiert wöchentlich mehr als 10.000 Lastwagen und Trailer.