Westerland. Nach dem enormen Anstieg Mitte Januar hat sich die Zahl der Infizierten inzwischen fast halbiert. Der Bürgermeister hat eine Erklärung.
Die Statistik ist beeindruckend. So rasant die Zahl der Corona-Infektionen auf Sylt vor Kurzem noch gestiegen war, so abrupt geht sie nun auch wieder zurück. Gab es am 10. Januar einen Höchststand von 480 Infizierten, so waren es eine Woche später 465 und am Dienstag dieser Woche nur noch 241 Infizierte. Nachdem die Insel Anfang Dezember im Schnitt weniger als 30 akut Infizierte gemeldet hatte, gab es bedingt durch die Weihnachtstage und den Jahreswechsel mehrere größere Ausbrüche. Doch nach dem zwischenzeitlichen Anstieg hat sich die Lage auf der Insel inzwischen deutlich entspannt. Insgesamt 1318 Insulaner gelten inzwischen als genesen.
„Wir hatten zu Weihnachten und Silvester sehr viele Gäste auf der Insel, dadurch hatten wir eine hohe Infektionszahl, total normal. Jetzt rechnen wir mal zwei Wochen weiter. Nach dieser Welle der Infektionen kommen wir jetzt wieder genau in das vorhergesagte Tief“, sagt Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt.
Corona Schleswig-Holstein: Niedrige Inzidenz auf Sylt
Doch warum entwickelt sich die Situation auf der Nordseeinsel jetzt weiterhin gegen den Bundestrend, obwohl die Zahlen fast überall in Deutschland durch die ansteckende Omikronvariante steigen? Häckel sagt: „Das haben wir schon die ganze Pandemie über, dass wir uns auf einem sehr niedrigen Infektionsniveau bewegen. Wir sind immer schon Schlusslicht gewesen, weil wir ein Mikrokosmos sind und die Menschen sich relativ schnell durch Quarantänemaßnahmen aus dem öffentlichen Leben rausziehen.“
Sylt werde bald wieder Schlusslicht sein. Der große Vorteil sei, dass die Insel seit Anfang Januar in der Nachsaison ist. „Wir haben nur wenig Gäste und deshalb wenig Eintrag“, sagt Häckel. Das sei keine Überraschung.
„Wir haben wirklich eine ganz entspannte Situation“
In der Asklepios Nordseeklinik Westerland (84 Betten in der Akutklinik, 290 in der Rehaklinik) müssen nach Angaben von Asklepios-Sprecher Matthias Eberenz derzeit keine Corona-Patienten stationär versorgt werden. „Wir haben keine Belastungen unserer Klinik und keine schweren Fälle“, sagt auch der Bürgermeister, der sich gegen den Eindruck wehrt, der Anfang Januar vermittelt worden sei, die Insel sei kein Corona-Hotspot.
„Wir haben wirklich eine ganz entspannte Situation.“ Das berichten auch Urlauber, die am Wochenende auf der Insel waren und das Restaurant Sansibar in Rantum besuchten. Ebenso ruhig und entspannt sei die Stimmung im Strandrestaurant Samoa Seepferdchen gewesen.
Sylt: „Urlaub ist weiterhin möglich"
„Trotzdem sind hier alle vorsichtig“, sagt Moritz Luft, Geschäftsführer der Sylt Marketing GmbH. „Wir haben immer noch ein großes Gastronomieangebot, auch im Einzelhandel ist fast alles geöffnet.“ Dass dennoch einige Betriebe geschlossen seien, sei in dieser Jahreszeit normal. „Das hohe Aufkommen der Infektionen Anfang des Jahres fiel in eine Zeit, in der ohnehin viele Betriebe zumachen, renovieren oder Betriebsferien machen“, sagt Luft. „Urlaub ist weiterhin möglich. Jeder muss für sich selbst einschätzen, ob er Urlaub machen möchte“, sagt Luft. Das Testangebot auf der Insel sei gut ausgebaut.
Ob das Biikebrennen am 21. Februar stattfinden werde, sei noch unklar, sagt Luft. „Dazu gibt es noch keine Entscheidungen der Gemeinden.“ Auf Sylt veranstalten die einzelnen Gemeinden das traditionelle Winterfeuer, das üblicherweise sehr viele Urlauber anzieht.
Hotel Stadt Hamburg wieder geöffnet
Das Hotel Stadt Hamburg in Westerland hat seine Pforten inzwischen wieder geöffnet. Nach einem Corona-Ausbruch unter den Mitarbeitern hatte das traditionsreiche Haus Anfang Januar übergangsweise schließen müssen. Nach mehreren Restaurants, Clubs und Bars war es das erste Hotel auf der Insel, das durch einen Corona-Ausbruch vorübergehend vollständig geschlossen war.
Im Luxushotel Severin’s Resort & Spa in Keitum hat Hoteldirektor Christian Siegling regelmäßige PCR-Tests für die Mitarbeiter initiiert. „Die Kosten übernehmen wir selbst“, sagt Siegling, „das schulden wir den Mitarbeitern.“ Es gebe aber auch den Gästen Sicherheit. Er selbst lebt gerade in Isolation, weil er sich trotz der Boosterimpfung angesteckt hat, allerdings erlebe er einen milden Verlauf. Anfang des Jahres seien auch einige Mitarbeiter infiziert gewesen, sagt der Hotelchef.
Corona Schleswig-Holstein: Es herrscht Optimismus
Nun blicke man optimistisch ins laufende Jahr. „Ab Ostern und für den Sommer gibt es sehr viel Nachfrage. Viele Gäste bleiben offenbar lieber im Inland“, sagt Christian Siegling. Für einen Januar laufe der aktuelle Betrieb recht zufriedenstellend. Für Februar und März rechnet er auch mit Kurzentschlossenen, die ihren Skiurlaub in diesem Jahr vielleicht lieber ausfallen lassen und stattdessen an die See fahren.
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Laut Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland, verläuft das Infektionsgeschehen im Kreis ebenso wie bundesweit in „Wellen“. „Je weniger Kontakte, desto weniger Ausbreitung. Insofern könnte ein Grund darin liegen, dass in Zeiten sehr hoher Fallzahlen die Menschen ihre Kontakte bewusster einschränken.