Hamburg. Die Krankenstände in den Betrieben steigen erneut. Welche Vorkehrungen Hochbahn, Hafen, Haspa, Stromnetz und Aurubis nun treffen.

Die Omikron-Welle steigt und steigt. Noch nie waren die Ansteckungsraten in Hamburg so hoch wie in diesen Tagen. Zeigt ein Beschäftigter Symptome, bleibt nur die Isolation. Das belastet auch zunehmend Hamburgs Wirtschaft, denn immer mehr Mitarbeiter melden sich kurzfristig ab, weil sie positiv getestet wurden oder sich um ein positiv getestetes Kind zu Hause kümmern müssen.

Airbus hat wegen höherer Fehlzeiten von Mitarbeitern die Produktionsabläufe bereits geändert und trennt die Schichtzeiten. Auch andere Unternehmen reagieren und verschärfen die eigenen Regeln, um ihre Arbeitsabläufe auch unter der hochansteckenden Corona-Variante Omikron sicherzustellen.

Corona Hamburg: Wie die Wirtschaft mit steigenden Infektionszahlen umgeht

Ein neuralgischer Punkt ist der Hamburger Hafen: An sieben Tagen pro Woche werden hier rund um die Uhr Seegüter umgeschlagen, um Produktions- und Handelsunternehmen den Nachschub zu sichern. Ausfälle können sich die großen Terminalbetreiber nicht leisten. Deshalb hat die HHLA reagiert: „Der wöchentlich tagende Arbeitsstab Corona-Schutz hat bereits im Dezember, als sich eine Ausbreitung von Omikron abzeichnete, die konzernweit geltenden Schutzmaßnahmen wieder verschärft“, sagt Unternehmenssprecher Hans-Jörg Heims. Schichtüberlappungen auf den Terminals gebe es nicht mehr. Übergaben zwischen Schichten erfolgten schriftlich, damit Mitarbeiter sich nicht treffen.

Dienstfahrzeuge der HHLA, etwa um Arbeiter an die entfernteren Kaikanten zu bringen, dürfen nur noch von maximal drei Personen plus Fahrer (je nach Fahrzeugtyp) genutzt werden. Physische Treffen sind auf das absolut notwendige Maß reduziert und werden wenn möglich durch Onlinekonferenzen ersetzt. Die Trennung reicht sogar in die Pausen hinein: Der Verzehr von Speisen und Getränken in der Kantine ist nur noch gewerblichen Mitarbeitern gestattet, alle anderen müssen sich ihr Essen mit ins Büro nehmen. „Wir sind uns unserer Verantwortung für die Versorgung von Unternehmen und Verbrauchern bewusst. Diesen Auftrag erfüllen wir auch während sich die Omikron-Welle ausbreitet“, sagt Heims.

Zusätzliche Maßnahmen am Hafen und bei der Hochbahn

Auch die Hafenverwaltung der Hamburg Port Authority (HPA), verschärft ihre Regeln: in Bereichen der kritischen Infrastruktur. So werden etwa bei der Hafenbahn feste Personenkreise gebildet, die stets in einer Gruppe zusammenarbeiten und von anderen getrennt agieren. „Unser zu Beginn der Corona-Infektionswelle entwickeltes Infektionsschutzgesetz wird kontinuierlich an die sich verändernde Situation angepasst“, so eine HPA-Sprecherin.

Damit der öffentliche Nahverkehr in der Hansestadt trotz Omikron-Welle aufrechterhalten bleibt, ergreift auch die Hochbahn zusätzliche Maßnahmen. „Wir sind wieder seit dieser Woche in der Krisenstabsorganisation, um sehr schnell die notwendigen Entscheidungen treffen zu können“, sagt Unternehmenssprecher Christoph Kreienbaum. „Über unseren Vorstandsvorsitzenden Henrik Falk und unseren Hochbahn-Wachen-Chef sind wir in der Staatsräte-Runde direkt in Verbindung mit allen relevanten Behörden und Unternehmen der kritischen Infrastruktur der Stadt.“ Aktuell habe man Pläne für verschiedene Szenarien – mit unterschiedlichen Krankenquoten – in der Schublade. Hiermit könne auch bei steigenden Krankenzahlen der öffentliche Nahverkehr verlässlich aufrechterhalten werden.

Aurubis: Bisher keine Corona-bedingten Produktionseinschränkungen

„Es geht ja darum, das System so auszusteuern, dass die weniger werdenden Fahrgäste möglichst keine Einschränkungen haben.“ Ende November seien bereits die Verstärkerzüge, die zusätzlich zum Fünf-Minuten-Takt auf der Linie U3 fuhren, herausgenommen worden. Dies sei angesichts der Fahrgastzahlen, die im November um 25 Prozent unter dem Wert des Jahres 2019 lagen, auch ohne wesentliche Einschränkungen für die Fahrgäste möglich gewesen. „Aktuell haben wir Krankenquoten, die über denen früherer Januare liegen, mit denen wir aber unser Angebot aufrechterhalten.“ Es gebe keinen Urlaubsstopp, doch die Mitarbeitenden würden zumindest nicht angehalten, gerade jetzt in den Urlaub zu gehen, was die Hochbahn in früheren Jahren eingefordert hatte.

Beim Kupferhersteller Aurubis wird Tag und Nacht gearbeitet. Der Industriekonzern kann es sich nicht erlauben, seine Elektrolyseanlagen kurzfristig abzuschalten, weil Personal fehlt. Auch hier sind die Regeln streng. Wird ein Mitarbeiter positiv getestet, so werden auch Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt. Größere Infektionsketten sind dadurch bisher ausgeblieben. Es gebe derzeit keine Corona-bedingte Einschränkung in der Produktion, sagt eine Sprecherin. „Die wenigen Infektionen finden derzeit zum Großteil durch private Kontakte statt und werden von außen ins Werk getragen.“

Haspa: Bei Beratungsgesprächen gilt jetzt 3G

In der Praxis bedeute dies, dass es nicht einen großen Infektionsschwerpunkt gebe, bei dem sich viele Infizierte und Personen in Quarantäne befinden, sondern sich diese auf verschiedene Bereiche und Abteilungen verteilen. „Sollte doch einmal eine gesamte Schicht durch eine Infektion oder Quarantäne wegfallen, werden Schichten umgelegt oder durch Mitarbeitende aus anderen Betrieben aufgefüllt.“

Sogar bei Banken sind die Corona-Regeln verschärft worden. „Auch wenn das Infektionsgeschehen in der Haspa aufgrund unserer vielfältigen Schutzmaßnahmen bisher glücklicherweise noch überschaubar ist, wurden die Regeln mit Blick auf Omikron gleichwohl in allen Bereichen nochmals überprüft und gegebenenfalls angepasst“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. So gelte für persönliche Beratungstermine in den Besprechungsräumen der Sparkasse jetzt 3G. Da Banken und Sparkassen zur kritischen Infrastruktur zählen, deren Grundversorgung allen Menschen zugänglich sein soll, gab es bisher keine Einschränkungen. In den Mittagspausen zwischen 13 und 14 Uhr werden zudem alle Filialen gelüftet und desinfiziert.

Stromnetz Hamburg hat eine zweite, geheime Netzführungsstation

Entscheidend für das Funktionieren der Wirtschaft ist vor allem die Energieversorgung. Deshalb verfolgt auch Stromnetz Hamburg aufmerksam die rasante Omikron-Ausbreitung. „Seit Beginn der Pandemie vor fast zwei Jahren liegt ein aktueller Pandemieplan vor, der auch im Falle einer extremen Ausbreitung der Omikron-Variante das opera­tive Geschäft innerhalb unseres Verteilungsnetzes sicherstellt“, sagt Unternehmenssprecherin Anette Polkehn-Appel. Der Pandemieplan beschreibe unterschiedliche Abstufungen einer Bedrohungslage, bis hin zum Notbetrieb, der die essenziellen Geschäftsprozesse sicherstelle. Dieser wird über bestimmtes Schlüsselpersonal mit entsprechender Personalreserve ermöglicht.

„Für einzelne herausgehobene Schlüsselfunktionen sind weitere spezielle Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden“, so Polkehn-Appel. Zu Details äußerte sich die Sprecherin nicht. Bekannt ist lediglich, dass Stromnetz Hamburg eine zweite, geheime Netzführungsstation an einem unbekannten Ort hat, von der aus sofort eingegriffen werden könnte, sollte der Betrieb in der ersten Station ausfallen. Zum Schutz des Personals könnte die Station komplett von der Außenwelt isoliert werden. Das ist aber bisher nicht notwendig.