Hamburg. Trendwende in Sicht? Der Fluggastrückgang zur Vor-Corona-Zeit ist in Fuhlsbüttel ähnlich stark wie an anderen deutschen Flughäfen.
Es war eine durchwachsene Herbstferienbilanz, die Hamburgs Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler Anfang November vorstellte. Stundenweise überragten die Verkehrsspitzen sogar das Niveau von 2019, es herrschte weit mehr Betrieb als im Sommer, und die positiven Signale mehrten sich. „Trotz dieses Lichtblicks im Corona-Jahr 2021 sind wir von einem normalen Regelbetrieb noch weit entfernt“, sagte Eggenschwiler. Für das Ausrufen einer Trendwende sei es daher noch zu früh.
Die Passagierzahlen verdeutlichen dies. Dank Urlaubsreisen vorwiegend in die Türkei, nach Spanien und auf die griechischen Inseln war der Oktober zwar mit 953.000 Fluggästen der beste Monat seit Corona-Beginn. Von Januar bis Oktober zählte der Helmut-Schmidt-Flughafen zu den 105 Zielen von 50 Airlines aber nur 4,2 Millionen Passagiere. Das waren rund 72 Prozent weniger als 2019, das in der Branche genutzte Vergleichsjahr. Aber wie steht Fuhlsbüttel als fünfgrößter Airport hierzulande im nationalen Vergleich da?
Luftfahrt: Mehr Frachtflieger am Hamburger Flughafen
Einen Rang vor der Hansestadt liegt Düsseldorf. Derzeit fliegen von dort rund 50 Airlines zu 120 Zielen. Vor zwei Jahren waren es noch zehn Airlines und 20 Destinationen mehr. In Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt wurden in diesem Jahr bisher 6,5 Millionen Fluggäste gezählt – ein Minus von gut 70 Prozent zu 2019. Neben Urlaubsreisen lockten auch Metropolen wie München und Wien für Städtetrips, heißt es.
Der neue Flughafen Berlin Brandenburg konnte sich im Oktober zwar über einen Passagierrekord freuen – doch ist das angesichts der Eröffnung vor gut einem Jahr mitten in der Pandemie nicht verwunderlich. Für die ersten zehn Monate meldete der BER 7,67 Millionen Passagiere. Verglichen mit den 2019 offenen Airports Tegel und Schönefeld bedeutet das ein kräftiges Minus von 75 Prozent. Neben europäischen Ferienzielen seien auch die (teilweise neuen) Nonstop-Langstreckenverbindungen nach Doha, Dubai und Singapur gefragt gewesen, so Flughafen-Chefin Aletta von Massenbach: „Das ist ein erfreuliches Zeichen und spricht für eine anhaltende Belebung des Flugverkehrs.“
Frankfurt: 19,2 Millionen Fluggäste in den ersten zehn Monaten
Einigermaßen vergleichbar mit dem Hamburger ist auch der Stuttgarter Airport. 2,9 Millionen Passagiere ermittelte der Manfred-Rommel-Flughafen – ein Minus von 73 Prozent. Derzeit geht es zu 66 Zielen direkt. Der Geschäftsreiseverkehr komme langsam zurück, sagte eine Sprecherin. „Die Region Stuttgart beziehungsweise das gesamte Bundesland mit seinen zahlreichen Unternehmen und Weltmarktführern in verschiedenen Branchen hat hier weiterhin Bedarf.“
Am größten deutschen Flughafen sieht es etwas besser aus. Frankfurt zählte 19,2 Millionen Fluggäste in den ersten zehn Monaten – ein Minus von 68 Prozent zu 2019. München verzeichnete größere Einbußen. 9,4 Millionen Passagiere flogen ab und zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen – minus 77 Prozent. 165 Ziele werden regelmäßig angeflogen, das sind 55 weniger. Urlaub und ethnischer Verkehr – also der Besuch von Familien, Verwandten oder Freunden – seien die Hauptgründe für Reisen gewesen. Auch Business-Reisen gewännen an Bedeutung.
Mehr Vollfrachter mit Masken, Tests und Maschinenteilen
Interessant: Frachtgüter wurden in München früher zu 90 Prozent als Beiladefracht in großen Passagiermaschinen transportiert. Weil diese deutlich weniger flogen, kamen vermehrt Frachtmaschinen zum Einsatz. In den ersten zehn Monaten wurden rund 55.000 Tonnen Güter in reinen Cargomaschinen transportiert – ein Plus von 38 Prozent.
Es ist eine globale Entwicklung, die sich auch in Hamburg zeigt – wenn auch auf geringerem Niveau als in München. Der Großteil werde nach wie vor im Frachtraum der Passagierjets transportiert, sagt Niemeyer. „Aber wir sehen in Hamburg auch deutlich mehr Vollfrachter, die vor allem medizinische Utensilien wie Masken und Tests, aber auch Maschinenteile transportieren.“ In den ersten zehn Monaten waren es 81 reine Cargomaschinen, die 2,5 Tonnen Fracht brachten – schon jetzt ein Plus von 64 Prozent zum Gesamtjahr 2019. Und für den November wird mit 18 weiteren Frachtfliegern geplant. Insgesamt sei die Luftfracht fast auf dem Niveau von 2019.