Hamburg. 373 Tonnen Schutt, 200 Eimer Farbe, 2315 Leuchten – die Fitnesskette modernisiert ihre fünf Anlagen in der Hansestadt. Das kostet einiges.

Fabian Sütel lässt beim Rundgang durch den zweiten Stock des Meridian Spas den Blick schweifen. „Wir haben komplett renoviert“, sagt der General Manager des Fitnesscenters in Barmbek. Der Fußboden, die Farben, die Fitnessgeräte von den Freihanteln über die Cardiogeräte bis zu den Spinningbikes. Auf den etwa 4000 Quadratmetern ist alles neu. Fast alles. Im Treppenbereich, von dem aus die beiden Flügel mit den Sportgeräten abgehen, fehlt noch etwas. „Wir werden noch ein paar Tische und bequeme Stühle hinstellen, damit sich unsere Mitglieder im Lounge-Ambiente hinsetzen können“, sagt Sütel.

Die Pandemie hat das 1984 in Hamburg gegründete Unternehmen genutzt, um viel Geld in die Modernisierung zu stecken. Zwei Millionen Euro waren es in Barmbek, das als erstes Haus nahezu fertig ist. In alle fünf Hamburger Center zusammen investierte die Kette 13,5 Millionen Euro, für die anderen drei Anlagen in Berlin, Kiel und Frankfurt waren es weitere 6,5 Millionen Euro – macht unterm Strich 20 Millionen Euro.

Fitnesscenter: Hamburger Meridians werden für mehrere Millionen renoviert

Zum Jahresanfang 2022 sollen alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Allein aus den Hamburger Studios wurden dann 373 Tonnen Schutt transportiert, 200 Eimer Farbe verbraucht, 2315 Leuchten montiert und 4300 Meter Kabel verlegt. „Wir glauben an den Trend und die Tatsache, dass Menschen in Corona-Zeiten verstärkt in sich selbst investieren und auf ihre Persönlichkeit acht geben“, sagte André Nagel, Geschäftsführer von David Lloyd Meridian Spa & Fitness.

Seine Managerbezeichnung verrät, dass das Unternehmen mittlerweile zu einem großen Konzern gehört. Im Februar 2020 wurde es durch die britische Gesundheits- und Wellness-Gruppe David Lloyd Leisure (DLL) übernommen, die sich als Europas führender Anbieter für Fitness, Wellness und Schlägersportarten bezeichnet. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. DLL gehört der offenbar finanzstarken Beteiligungsgesellschaft TDR Capital, die nach eigenen Angaben mehr als zehn Milliarden Euro Kapital einsammelte und verwaltet. Das macht wohl die Investition in Krisenzeiten möglich.

Mitgliederverlust in der Corona-Pandemie

Schließlich brach der Umsatz der mit vollem Namen nun David Lloyd Meridian Spa & Fitness heißenden Fitnesscenter durch die Lockdowns in der seit März 2020 schwelenden Corona-Krise kräftig ein. „In beiden Jahren fehlt uns etwa die Hälfte unserer Einnahmen“, sagt Nagel. Neun Monaten lang waren die acht deutschen Anlagen geschlossen. In diesem Zeitraum verzichtete man auf das Abbuchen der Mitgliedsgebühren, die sich zwischen 80 und 108 Euro bei längerfristigen Verträgen bewegen.

Immerhin habe man während der Krise nur im „einstelligen Prozentbereich“ Mitglieder verloren. Rund 38.000 zählt man nun in Deutschland. Da traf es Mitbewerber in der Branche häufig deutlich härter. Von Ende 2019 bis Mitte 2021 ermittelte der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen einen Rückgang von 25 Prozent auf nun weniger als neun Millionen Mitglieder.

Man habe in schwierigen Zeiten in das Geschäft investiert, sagte Bruce Gardner, der bei DLL für neue Clubs zuständige Manager. In den vergangenen fünf Jahren expandierte man in Italien, Spanien, der Schweiz und Frankreich – und in Deutschland. 2018 wurde der erste David Lloyd Club in Bad Homburg eröffnet. Durch die Übernahme des Hamburger Unternehmens Meridian kommt man nun auf neun Clubs hierzulande.

Frankfurt: Aus Meridian wird David Lloyd Club

Die Bundesrepublik sei ein attraktiver Markt. „Wir sind aktiv am Schauen in Deutschland“, sagte Gardner. Viele Regionen seien interessant. Allerdings sei es schwierig, das richtige Gebäude in der richtigen Stadt zu finden. Der Fokus liege nun darauf, die Clubs in Deutschland zum Wachsen zu bringen. „In Hamburg, Kiel und Berlin ist Meridian ein wichtiger Name für uns“, so Gardner. In Frankfurt muss Meridian allerdings ab dem 1. Dezember aus dem Clubnamen weichen. Die Mainmetropole sei eine Gegend mit viel internationalem Publikum. Daher habe man sich entschieden, die Anlage unter David Lloyd Club weiterzuführen.

Unter der Bezeichnung dürfte auch die angedachte europäische Expansion stattfinden. „Wir haben eine sehr ehrgeizige Wachstumsstrategie für die nächsten fünf Jahre und glauben, dass es in ganz Europa ein großes Wachstumspotenzial gibt“, sagte Gardner. Derzeit betreibt DLL 122 Clubs in neun Ländern, mit 99 davon liegt der Großteil in Großbritannien. „In all diesen Regionen und darüber hinaus in neuen Märkten“ werde nach Standorten gesucht.

„Manche Mitglieder checken ein und schlafen eine Stunde im Ruheraum“

In den bestehenden Anlagen will man den Gemütlichkeitsfaktor erhöhen. So gebe es im Alstertal eine neue Club Lounge, in der die Menschen ebenso den Laptop zum Arbeiten hochfahren wie sich zum geselligen Beisammensein zusammenfinden. „Da sitzen unsere Mitglieder und spielen eine Runde Skat. Genau das wollen wir“, sagte Nagel. In Eppendorf soll das Angebot für Kinder hochgefahren werden. Auch der für die Kleinen vorgesehene 250 Quadratmeter große Bereich wurde erneuert. Ab dem nächsten Jahr soll ein tägliches Programm mit 60-minütigen Aktivitäten von Kinderdisco, Kinderyoga, Lego-Sessions, Kunst & Design-Kursen, Kinder-Zumba oder Football angeboten werden.

Die Mitglieder dürfte vor allem das neue Kursangebot interessieren, das Produktmanager James Parker vorstellte. Fünf neue Programme brachte DLL nach Deutschland. „Großbritannien war schon immer der Treiber für große Trends von Amerika nach Europa“, sagte Nagel, man profitiere also von der Übernahme – wie eines der Angebote wirkt, testete er kurze Zeit später selbst aus.

In einem neu gestalteten und abgedunkelten Raum nahm er am Schnupperkurs in Blaze teil. Das ist eine Mischung aus Cardio-, Krafttraining und Kampfsport. Er schlug gegen den Boxsack, hob und senkte Freihanteln und rannte auf dem Laufband. Per Brustgurt wurde seine Herzfrequenz gemessen und auf Monitoren an die Wand übertragen. Ziel war es, möglichst lange im roten (anstrengenden) Bereich zu trainieren. Nagel schaffte das. Es gibt aber auch Meridian-Besucher, die etwas ganz anderes schätzen, wie er erzählte: „Es gibt viele Mitglieder, die checken ein, gehen in den Ruheraum und schlafen eine Stunde.“