Berlin. Wer ein Elektroauto mit Batterieantrieb hat, kann mit den eingesparten CO2-Emissionen künftig Geld verdienen. Wie das funktioniert.
Nach jahrelangen Querelen um zu wenig Ladesäulen, mangelnde Reichweite und zu hohe Preise boomt die Elektromobilität in Deutschland. Allein von Januar bis Oktober sind 282.000 Autos mit reinem Batterieantrieb neu auf die Straßen gekommen – das ist laut Kraftfahrt-Bundesamt jeder zehnte Neuwagen. Tendenz auch dank hoher staatlicher Förderung stark steigend.
Was viele Eigentümer und Eigentümerinnen von E-Autos nicht wissen: Auch nach dem Kauf winkt eine jährliche Elektro-Prämie. Dazu müssen sie Verschmutzungsrechte verkaufen. Wie geht das? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie kommt es zu dieser Prämie?
Als ein wichtiges Instrument für mehr Klimaschutz hat der Bundestag im Frühjahr eine verschärfte Treibhausgas-Minderungsquote für den Verkehr (THG-Quote) beschlossen. Diese sieht vor, dass Mineralölkonzerne den Anteil klimafreundlicher Kraftstoffe von derzeit sechs auf 25 Prozent im Jahr 2030 steigern müssen.
Das Ziel können die Unternehmen mit dem Verkauf von mehr Biokraftstoff oder Strom an Elektro-Ladesäulen erreichen – oder mit dem Kauf von Verschmutzungsrechten. Ursprünglich konnten nur Unternehmen untereinander mit diesen Verschmutzungsrechten handeln.
Ab dem kommenden Jahr ist das auch für Privatpersonen möglich: Sie können die mit ihrem Elektroauto rechnerisch eingesparte Menge an CO2 ab 2022 zu Geld machen.
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Wie kommen Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos an das Geld?
Theoretisch könnten Privatleute ihre THG-Quote auch direkt an einen Mineralölkonzern verkaufen. Doch das wäre für die großen Unternehmen wegen den großen Mengen an benötigten Verschmutzungsrechten viel zu kompliziert. Daher buhlen bereits etliche Start-ups um Kundschaft, die als Vermittler einspringen wollen.
Unter dem Suchbegriff „THG-Quote verkaufen“ finden sich im Internet etliche Anbieter wie Smartificate, Fairnergy oder Maingau Energie. Die Betreiber kümmern sich um alle Formalien wie eine Bestätigung der THG-Quote vom Umweltbundesamt. Wer ein E-Auto hat, kann seine THG-Quote einmal im Jahr über diese Unternehmen verkaufen. Das ist auch mit gewerblich genutzten E-Fahrzeugen möglich.
Und wie viel springt beim Verkauf der Emissionsrechte raus?
Die Auszahlungsbeträge für 2022 unterscheiden sich je nach Anbieter und liegen zwischen 75 und 275 Euro. Fairnergy macht folgende Rechnung auf: Von einem Erlös von 377 Euro durch den Verkauf der THG-Quote für ein Elektroauto behält das Unternehmen 70 Euro für die Vermittlung ein, überweist zehn Euro an Partner sowie 22 Euro für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Für den E-Auto-Fahrer oder die E-Auto-Fahrerin bleiben schließlich 275 Euro übrig. Hersteller oder Modell spielen dabei keine Rolle. Ausgezahlt wird der Betrag für 2022 bereits zum Jahresanfang. Einzelne Vermittler zahlen auch Prämien für längerfristige Verträge.
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Warum sind die Emissionsrechte so viel Geld wert?
Stoßen die Mineralölunternehmen mehr CO2 aus, als ihnen erlaubt ist, drohen ihnen hohe Strafzahlungen. Diese steigen in den kommenden Jahren von 470 auf 600 Euro je Tonne des Klimagases Kohlendioxid. Im Zuge verschärfter Bemühungen für den Klimaschutz könnten die staatlichen Vorgaben noch schärfer werden. Daher erwarten Marktbeobachter, dass die Preise für THG-Quoten noch weiter steigen könnten – und damit auch der mögliche Zusatzverdienst mit dem Elektroauto.
Der Wert der THG-Quoten hängt von Angebot und Nachfrage ab – sollten die Mineralölunternehmen im kommenden Jahr etwa deutlich mehr Biokraftstoff absetzen können oder Ladesäulen für E-Autos betreiben und damit ihre Klimabilanz verbessern, könnte der Preis auch deutlich sinken.
Wer bekommt das Geld, wenn ich die THG-Quote für mein Elektroauto nicht verkaufe?
Nicht in Anspruch genommene THG-Quoten für Elektroautos macht der Staat zu Geld. Dieses fließt dann vollständig in den Bundeshaushalt.
Was lässt sich mit den Verkauf der THG-Quote noch anstellen?
Einzelne Anbieter wie Fairnergy bieten auch eine Alternative zur Auszahlung des Erlöses an. Möglich ist etwa eine Investition in den Ausbau des Ladesäulennetzes, die wiederum Rendite abwerfen soll. Das Unternehmen wirbt auch damit, dass Kunden das Geld in Klimaschutzprojekte wie das Pflanzen neuer Bäume oder den Bau von Solaranlagen in Entwicklungsländern stecken können.
Gibt es Ausnahmen?
Die eingesparte Menge an CO kann nur verkaufen, wer als Halter oder Halterin eines E-Autos mit reinem Batterieantrieb im Fahrzeugschein eingetragen ist. Hybrid-Autos, Plug-in-Hybride oder Fahrzeuge mit Wasserstoff- und Erdgas-Antrieb sind ausgeschlossen.
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