Hamburg. Gibt es Partys oder einen Umtrunk mit den Kollegen? Umfrage bei Beiersdorf, Hapag-Lloyd und Co. bringt überraschende Ergebnisse.

Rund 20 Monate begleitet die Hamburger Corona bereits, und die zweite Adventszeit unter Pandemie-Bedingungen steht kurz bevor. Planen die Firmen nun wieder Weihnachtsfeiern oder fällt das Zusammensein mit Kollegen bei Zimtgebäck und Glühwein erneut aus? Das Abendblatt befragte Unternehmen aus Hamburg zu ihren Plänen in Sachen Party. Ein Ergebnis: Etliche Betriebe verzichten nach heutigem Stand auf die sonst üblichen Feiern, darunter Airbus, Bijou Brigitte, Facebook, M.M. Warburg und die Hochbahn.

Weihnachtsfeier in Hamburg: Otto ist unentschieden

Andere Firmen wiederum sind noch unsicher, ob es ein Treffen der Teams geben kann, die Aussicht auf ein feucht-fröhliches Beisammensein steht in diesen Betrieben bisher noch in den Sternen. Dazu gehört etwa der Otto-Konzern. Es sei über eine Feier nicht abschließend entschieden worden, teilte der Handelskonzern mit. Auch beim Medizintechnikhersteller Philips sind die Diskussionen für oder gegen eine Weihnachtsparty noch nicht abgeschlossen, sagte Sprecher Sebastian Lindemann. Entschieden sei lediglich, dass es wieder ein Weihnachtskonzert im Michel geben werde. „Coronabedingt mit einer begrenzten Zahl an Teilnehmern“, hieß es dazu aber von der Deutschland-Zentrale mit Sitz in Fuhlsbüttel.

HHLA ist unsicher, Hapag-Lloyd wartet noch

Unsicherheit herrscht auch noch beim Terminalbetreiber HHLA. Nur so viel: „Nach der coronabedingten Pause im vergangenen Jahr sind die Kinder unserer Mitarbeiter sowie ihre Eltern wieder zum beliebten HHLA-Weihnachtsmärchen eingeladen“, sagte ein Sprecher. Die Aufführung des Klassikers „Der Froschkönig“ finde als 3G-Veranstaltung statt.

Auch die Reederei Hapag-Lloyd hat noch nichts abschließend entschieden: „Wir sind noch in der Diskussion, ob wir wieder in unserem Hauptgebäude am Ballindamm eine Feier abhalten“, sagte ein Sprecher des Hamburger Traditionsunternehmens. Die Zahl der Corona-Fälle würde ja wieder steigen. Derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg bei knapp 90. Mehr als 100 Corona-Patienten werden zudem in den Kliniken der Hansestadt behandelt.

Weihnachtsfeier: Hotels in Hamburg können kaum planen

Die Unsicherheit durch die schwer zu prognostizierende Entwicklung der Pandemie spüren auch die Gastgeber in Hamburg. Beim Hotel Grand Elysée, das in seinem Ballsaal traditionell auch große Feste mit mehreren Hundert Personen veranstaltet, herrscht deutliche Zurückhaltung. Die Zahl der Anfragen für Weihnachtsfeiern erreiche gerade einmal ein Drittel des Niveaus von 2019, mit eher kleineren Gruppen, sagte André Vedovelli, Vorstand der Elysée Hotel AG. Erst nach Weihnachten dürfte der große Saal erstmals eine rauschende Feier erleben, zu Silvester, ergänzte eine Sprecherin des Fünf-Sterne-Hauses.

Bei Nord Event sind für dieses Jahr 70 Prozent der 2019 stattgefundenen Veranstaltungen geplant. Die Feierprofis, die 40 Standorte wie das Cruise Terminal oder das Fleet 3 anbieten, verzeichnen Buchungen für Gruppen von 80 bis 350 Personen. Dabei werde die 2G-Regelung viel stärker angenommen als die 3G-Regel. Der Vorteil: Für Events, für die das 2G-Zugangsmodell gilt, gibt es keine Maskenpflicht mehr, und es darf getanzt werden. Auch in Restaurants gelten unter diesen Bedingungen weder Abstandsregeln, Personenbeschränkungen oder Sperrstunden.

Für Gastgeber wie Hotel oder Restaurants bringt 2G aber auch mit sich, dass alle Mitarbeiter mit Kundenkontakt geimpft sein müssen. Und: Auch in den Firmen ist es nicht zulässig, den Impfstatus abzufragen, daher sind viele Unternehmen mit den Details der Einladungen überfordert und warten noch ab.

Beiersdorf bietet Weihnachtsmenü, ECE plant Weihnachtsfeier

An die 3G-Regeln müssen sich etwa Abteilungen bei Beiersdorf halten, wenn sie eine Feier organisieren, teilte der Nivea-Hersteller mit. „Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss tagesaktuell negativ getestet sein, um an Veranstaltungen von Beiersdorf teilzunehmen.“ Unter diesen Voraussetzungen hält auch das Catering des Konzerns an seinen Traditionen fest: An zwei Tagen im Dezember wird es in den Betriebsrestaurants ein Weihnachtsmenü geben. „So sollen die Beschäftigten auch in diesen Zeiten ein Gefühl von Teamgeist erleben“, sagte eine Beiersdorf-Sprecherin.

Dezentrale Treffen einzelner Teams sind auch bei der Berenberg Bank geplant. Eine große Feier veranstaltet hingegen die ECE, Spezialist für Einkaufscenter. „Wir planen in diesem Jahr eine gemeinsame Weihnachtsfeier für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Unternehmenszentrale, unter den gültigen behördlichen Auflagen“, sagte Sprecher Lukas Nemela. Auch im Möbelhaus Wäscherei in der City Nord will man zusammen anstoßen. „Und zwar in den Räumen der Eventlocation Garage in unserem Haus“, sagte Geschäftsführer Michael Eck dem Abendblatt.

Das Wir-Gefühl fördern einige Firmen nach der langen Zeit im Homeoffice auch mit Schnitzeljagden durch die Stadt, einem gemeinsamen Besuch des Weihnachtsmarktes oder anderen Outdoorveranstaltungen, die schon im vergangenen Jahr zugelegt haben. „Unsere Terrassen sind stark gefragt“, sagt Jens Stacklies, der etwa das „Schönes Leben“ in der Speicherstadt mit seinem großen Außenbereich betreibt.

Bei der Haspa in Hamburg gibt es kleine Weihnachtsfeiern

Wie bereits 2020 setzen etliche Firmen auf virtuelle Angebote. Die Mitarbeiter schauen sich am Bildschirm gestreamte Auftritte von Musikern an, spielen bei einem Quiz gegeneinander oder brutzeln alle das gleiche Gericht. Wie etwa bei der Haspa, wo Teams und Filialen einzeln planen. „Voraussichtlich wird es einen Mix aus digitalen und Präsenz-Feiern geben“, so Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Bei virtuellen Treffen könne etwa ein Kochpaket an alle Teilnehmer geschickt werden, die dann gemeinsam, per Video verbunden, in der eigenen Küche zur Tat schreiten. Anschließend wird am Computer gegessen und angestoßen.

Weihnachtsfeier: Hamburger Hochbahn streamt das Christkind

Bei der Hochbahn kommt das Christkind durch den Bildschirm. „Wir werden in diesem Jahr unsere Kinderweihnachtsfeier digital gestalten“, sagte ein Sprecher über die Aktion für den Nachwuchs der Beschäftigten. Das heißt, das traditionelle Weihnachtsmärchen werde gefilmt und im Mitarbeitendenportal zu einem festen Zeitpunkt „ausgestrahlt“. Auch bei Scholz & Friends wird es auf jeden Fall eine Weihnachtsfeier geben, entweder „live oder digital“, sagte ein Sprecher der Werbeagentur.

Viele Unternehmen zieht es derzeit auch zu den nördlichen Nachbarn, denn hier ist in Sachen Feiern mehr erlaubt. „Wir merken deutlich, dass die Firmen nach Schleswig-Holstein ausweichen“, sagt Stacklies, der in Hamburg auch die Fischauktionshalle und in Neuendeich an der Pinnau das „Schönes Leben – Auf dem Lande“ betreibt.

So gibt es in Schleswig-Holstein schon unter 3G-Bedingungen keine Kapazitätsgrenzen, Sperrstunden und Tanzverbote mehr. Ausnutzen will diese große Freiheit etwa die Hamburger PR-Agentur Beilquadrat: Mit 18 Personen geht es im Advent für ein Wochenende nach Sylt.