Hamburg. Senat erlaubt ab Sonnabend das 2G-Modell. Läden fürchten aber großen Kontrollaufwand. Welche Geschäfte Interesse angemeldet haben.

Zutritt in Geschäfte nur für Geimpfte oder Genesene? Nach der Ankündigung des Senats, das sogenannte 2G-Modell im Rahmen der Corona-Maßnahmen als Option auch im Einzelhandel möglich zu machen, sind die Reaktionen einem ersten Stimmungsbild zufolge verhalten. „Es ist eine schwierige Entscheidung“, sagt etwa Kim Gögge, die mit ihrem Ehemann einen Herrenmodeladen im Alstertal-Einkaufszentrum führt. „Einerseits wollen wir niemanden ausschließen.

Andererseits weiß ich von vielen, die die Maskenpflicht davon abhält, ins Geschäft zu kommen.“ Im Moment plant das Unternehmerpaar nicht, 2G umzusetzen. „Aber wenn sich der Trend im Handel in die Richtung entwickelt, werden wir die Entscheidung überprüfen“, so die Einzelhändlerin.

2G-Regel: Eingangskontrollen sind sehr aufwendig

Die Ausweitung des 2G-Zugangs­modells, das bislang vor allem in Restaurants, Kultureinrichtungen wie Kinos und Theatern sowie bei größeren Veranstaltungen angewendet wird, soll vom kommenden Sonnabend an im Hamburger Handel gelten. Die Gewerbetreibenden müssen die Teilnahme bei der Stadt anmelden, im Schaufenster kenntlich machen und Impfnachweise und Ausweise beim Betreten des Ladens kontrollieren.

Im Gegenzug entfallen die Maskenpflicht und die Zugangsbeschränkungen von aktuell einer Person pro zehn Quadratmetern. Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Drogerien oder Apotheken sind von der 2G-Regeln ausgenommen. Die entsprechende Verordnung ist für Freitag angekündigt.

„Es ist gut, dass es eine zusätzliche Option gibt“, sagt die Hamburger Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord, Brigitte Nolte. Sie rechnet allerdings damit, dass der Großteil der Geschäfte das 2G-Zugangsmodell nicht umsetzen wird. Bei großen Geschäften mit mehreren Eingängen seien die Eingangskontrollen sehr aufwendig – vor allem im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft. Dagegen hätten in den vergangenen Wochen einige kleinere Händler wie Herrenausstatter oder Juweliere Interesse an der zusätzlichen Option angemeldet.

Händler klagen über ausbleibende Umsätze

„Eine entscheidende Frage wird sein, ob auch ein tageweiser Wechsel zwischen 2G und 3G möglich ist“, sagt Brigitte Nolte. Fünf Monate nach dem Ende des Corona-Lockdowns erreichen die Kunden­frequenzen in den bekannten Einkaufsstraßen in der Innenstadt wieder Vor-Corona-Niveau. Allerdings klagen Händler über ausbleibende Umsätze. „Es ist eine individuelle Abwägung“, sagt Handelsexpertin Nolte. Eine Empfehlung des Handelsverbands gibt es nicht.

Bislang hat nur das Bundesland Hessen als Zugangsmodell im Handel eine 2G-Option. Diese wird von Händlern allerdings kaum angewendet. Nach einer aktuellen Blitzumfrage des Handelsverbands Hessen ist 2G für vier von fünf Betrieben keine Option. Die Umsetzung können sich demnach nur Händler mit beratungsintensiven Sortimenten wie Brautmoden- und Fotofachgeschäfte oder Einrichtungsläden vorstellen.

Das kleinere Übel ist Maske zu tragen

Auf Anfrage des Abendblatts erklären mehrere Hamburger Händler in der Innenstadt, das 2G-Modell nicht umsetzen zu wollen – vom Modegiganten Zara bis zum Hutfachgeschäft Falkenhagen. „Wir sehen die Gefahr, Kunden zu verprellen“, sagt auch René Burg, Geschäftsführer des Fotohändlers Wiesenhavern. „Aus unserer Sicht ist es das kleinere Übel Maske zu tragen, als wenn wir Menschen ausfiltern müssen.“

Auch in den großen Hamburger Einkaufscentern wird es keine Zugangsbeschränkungen geben. „Das ist für uns nicht machbar, schon allein weil wir immer auch Grundversorger als Mieter haben“, sagt Lukas Nemela, Sprecher der ECE-Gruppe, die in Hamburg unter anderem die Europa Passage, das Alstertal-Einkaufszentrum und das Phoenix-Center betreibt. Ob es einzelne Händler gibt, die die 2G-Regel einführen, konnte er nicht sagen.