Hamburg. Hamburger Ingenieure stellen Technologien vor, die das Einparken überflüssig machen – und bei Bussen für eine grüne Welle sorgen.

Welcher Autofahrer würde sich das nicht wünschen: Man hält vor der Parkhauseinfahrt an, steigt aus – und das Auto manövriert dann völlig selbstständig, wie von Geisterhand gesteuert, auf einen freien Platz. Kein lästiges Rangieren, kein Herauswinden aus engen Parklücken. An der Elbphilharmonie wird in der nächsten Woche im Rahmen des ITS-Weltkongresses zum Verkehr der Zukunft vorgeführt, wie das in der Praxis geht – sofern die Autos mit der nötigen Technik ausgestattet sind.

Zu den Projektpartnern gehören der Fahrzeugbauer Ford und der Chip-Hersteller NXP, dessen rund 850 Hamburger Experten wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Funkchip-Technologie V2X hatten, die das automatisierte Parken ermöglicht. Ebenfalls beteiligt ist der Parkhausbetreiber Apcoa.

Verkehr Hamburg: Selbstparkende Autos sorgen für mehr Platz im Parkhaus

„Wir sind sehr stolz, dass in einem unserer schönsten Parkhäuser in Hamburg die neuen Technologien zum Einsatz kommen“, sagt Apcoa-Geschäftsführer Hansjoerg Votteler: „Damit machen wir einen Riesenschritt in die Zukunft. In einigen Jahren wird es völlig normal sein, dass sich intelligente Fahrzeuge selbstständig ein- und ausparken.“ Weil der Bordcomputer weder ein- noch aussteigen muss, könne der vorhandene Parkraum in Garagen dann um rund 20 Prozent effizienter genutzt werden.

NXP nutzt die V2X-Technologie auch, um E-Bikes, Lastenfahrräder und E-Roller künftig sicherer machen zu können. So hat das Unternehmen mehrere Prototypen mit einer Elektronik ausgestattet, die ständig Daten zur Position, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung an weitere V2X-fähige Verkehrsteilnehmer in der Nähe sendet, die eine potenzielle Gefahr für den Fahrradfahrer darstellen. Im Fall einer kritischen Annäherung erhalten sowohl der Fahrradfahrer als auch der Auto- oder Busfahrer rechtzeitig eine Kollisionswarnung.

Immer grün: HVV-Busse steuern mit neuer Technik Ampeln

Schon heute sind die Funkchips in allen Golf 8 und den Elektroautos der ID-Reihe von Volkswagen eingebaut. Im Rahmen des ITS-Weltkongresses werde man die Kollisionswarnung auch mit einem HVV-Bus demonstrieren, sagt NXP-Deutschlandchef Lars Reger. Zudem kommunizieren die V2X-Chips mit entsprechend ausgerüsteten Ampeln.

Das bedeutet: Die Ampelschaltung kann so beeinflusst werden, dass ein sich nähernder Bus immer Grün hat. „Das wäre die eleganteste Form der Busbeschleunigung“, sagt Reger, denn eine solche Technik sei nicht nur weitaus günstiger als aufwendige Straßenbaumaßnahmen, sie verringere auch die CO2-Emissionen.

NXP sei an allen Hamburger Projekten beteiligt, die auf dem ITS-Kongress vorgestellt werden, so Reger. Er hat darüber hinaus aber noch andere Anwendungsideen für die V2X-Chips: „Man könnte mehrere Fernlaster auf der Autobahn so in Kolonne fahren lassen, dass der zweite und alle weiteren Lkw jeweils im Windschatten bleiben und damit deutlich weniger Treibstoff verbrauchen.“ Jedes Brems- oder Lenkmanöver des ersten Lkw werde in Millisekunden an den Computer der anderen übermittelt, sodass sich deren Fahrer ausruhen könnten.