Hamburg. Garrn beteiligt sich an einem Fintech, das für nachhaltige Finanzen steht und jüngst bei Investoren 14 Millionen Euro einsammelte.

Der „Laufsteg“ – offenbar ein Hotelflur – ist durch Einbaulampen in der Decke relativ schlecht ausgeleuchtet. Toni Garrn schreitet ein paar Schritte auf einem braunen Teppich mit floralem Muster, dreht sich um 90 Grad und wirft die blonden Haare über die Schulter. „Date-Nacht mit meiner Frau“, hat ihr Ehemann Alex Pettyfer zu dem Video gepostet – das erste Mal Ausgehen seit der Geburt von Tochter Luca Malaika Mitte Juli.

Auf ihrem Instagram-Profil direkt darunter ist ein Selfie des Models mit Kinderwagen und Coffee-to-go-Becher im Fahrstuhl zu sehen. Auf dem Foto daneben eine Hand am Po eines Säuglings und ein kleiner Fuß. Wie bei vielen jungen Müttern dreht sich der Alltag bei der 29-Jährigen um das Baby – aber auch geschäftlich gibt es Neuigkeiten bei der gebürtigen Hamburgerin.

Toni Garrn steigt bei Hamburger Tomorrow-Bank eingestiegen

Toni Garrn ist bei dem Fintech Tomorrow eingestiegen, teilte das Start-up mit Sitz am Neuen Pferdemarkt dem Abendblatt mit. Fintechs sind Firmen, die digitale oder technologische Finanzinnovationen anbieten. „Auf lange Sicht wollen wir die führende digitale Nachhaltigkeitsbank Europas werden“, steht auf der Firmenhomepage.

„Tomorrow hat wenig mit traditionellen Banken gemein“, lässt sich Toni Garrn vom Unternehmen zitieren. Das stimmt insofern, weil das Fintech noch keine eigene Banklizenz hat. Daher kooperiere man mit der Berliner Solarisbank, die das Geld der Kunden verwahrt. Tomorrow betreibt die App.

Höhe der Beteiligung von Toni Garrn unbekannt

Ein direktes Gespräch mit Toni Garrn kommt leider nicht zustande. Sie sei durch den Säugling und erste Jobs sehr eingespannt, heißt es. Auch über die Höhe der Beteiligung und deren finanzielle Konditionen gibt es keine Angaben. Der Unternehmenszweck, die digitale Ausrichtung der Organisation und die Werte des Managements stimmten mit ihrer persönlichen Überzeugung überein, so Garrn. „Tomorrow bekämpft aktiv die Klimakrise“ und sei ein sinnstiftendes Investment.

Aber was macht Tomorrow genau? Die St. Paulianer sehen sich als ersten europäischen Akteur, der die Themen mobiles Banking und nachhaltige Finanzen miteinander verbindet. Heißt: Die Kontoverwaltung wird über das Smartphone abgewickelt, und es gibt keine Filialen. Und man stehe für Banking mit Haltung. Es fließe kein Cent in Rüstung, Kohlekraft und Co., sondern in nachhaltige und soziale Projekte wie den Ausbau der erneuerbaren Energien und Schaffung von sozialem Wohnraum.

Tomorrow-Bank will den Regenwald schützen

Klimaschutz sei die größte Herausforderung der heutigen Generation. Dieser werde beispielsweise unterstützt, indem Kunden mit der Tomorrow-Karte zahlen. Dabei handelt es sich um eine Visa-Karte, die überwiegend aus nachhaltigem österreichischen Kirschholz statt aus Plastik besteht. Mit jedem Euro, den man mit dieser Karte zahle, würde ein Quadratmeter Regenwald geschützt.

Das Geld stamme aus der „Interchange Fee“. Das ist eine Gebühr, die die Händler an die Bank zahlen. Normalerweise würden diese 0,2 Prozent des Zahlbetrags von den Geldhäusern komplett einbehalten. Tomorrow berechne nur die tatsächlichen Kosten, sodass 0,13 Prozent jeder Transaktion übrig blieben. Diese Summe werde komplett in Klimaschutzprojekte gesteckt.

Hamburger Bank hat bisher rund 90.000 Kunden

Für jeden Einkauf werde zudem der Kohlendioxid-Fußabdruck berechnet. Rund 90.000 Kunden gebe es bisher. Innerhalb des vergangenen Jahres sei man um 100 Prozent gewachsen.

Erst vor wenigen Tagen wurde eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen. Abacon Capital – das Family Office der Hamburger Familie Büll (Immobilienentwickler B&L Group) – und Torben Schreiter, der Gründer der Softwareschmiede Signavio, investierten zusammen mit bestehenden Investoren 14 Millionen Euro in das Unternehmen, das sich selbst als Social Business bezeichnet.

Tomorrow-Bank: Im Oktober soll ein Crowdinvesting starten

Man freue sich sehr über das Vertrauen der neuen Investoren und der langjährigen Wegbegleiter, sagt Co-Gründer Michael Schweikart. „Ohne sie könnten wir nicht unsere Mission verfolgen und nachhaltiges Banking in den Massenmarkt bringen.“

Im Oktober sollen über ein Crowdinvesting weitere fünf Millionen Euro eingenommen werden. Die Höhe der möglichen Beteiligungen liegt zwischen 100 und 25.000 Euro. Im Gegenzug sollen Mikroinvestoren an der Wertsteigerung der Firma und am Gewinn beteiligt werden. Grundsätzlich ist bei Crowdinvestings der Verlust des eingesetzten Kapitals für Anleger möglich.

Mitarbeiterzahl soll auf 200 im nächsten Jahr steigen

Tomorrow will mit dem Geld Produktangebot und Team ausbauen. So soll in den kommenden Monaten ein nachhaltiger Investmentfonds aufgelegt werden, der ausschließlich in Firmen investiert, die ökologische, soziale und ethische Standards erfüllen. Die Mitarbeiterzahl soll von 75 auf rund 200 im Laufe des nächsten Jahres zulegen. Die Kundenzahl soll weiterhin steigen, obwohl ab Oktober für Neukunden das kostenfreie Girokonto wegfällt.

Das dahintersteckende Ziel: Man will in Richtung Profitabilität steuern. Das Geschäftsmodell mache viel Sinn, sagt Toni Garrn zu ihrem Einstieg: „Nur profitable Unternehmen können nachhaltig und unabhängig agieren.“ Zudem bemühe sich Tomorrow, „den Umgang mit Geld aus der Tabuzone zu holen“.

Toni Garrn kam über persönliche Kontakte auf Tomorrow

Über einen persönlichen Kontakt sei sie mit Jakob Berndt – er bildet mit Michael Schweikart und Inas Nureldin das Gründertrio – ins Gespräch gekommen. Bei den Kernwerten sei man sich schnell einig gewesen. Und es würde viele Anknüpfungspunkte mit der Toni Garrn Foundation geben, die sich um Frauenförderung in Afrika kümmert. „Klima und Bildung in Entwicklungsländern sind stärker miteinander verknüpft, als man zunächst erkennen würde“, sagt Toni Garrn. Man wolle eng miteinander zusammenarbeiten und sich regelmäßig strategisch abstimmen.

Auch wenn das Model viel um die Welt flog – die Verbindung zu ihrer Heimatstadt ist nie abgerissen. Toni Garrn ist in den Walddörfern aufgewachsen und machte ihr Abitur am Gymnasium Ohlstedt. Ihre Hochzeit mit Pettyfer feierte sie im Herbst 2020 im Berner Schloss.

Bereits 2018 stieg Garrn bei Hamburger Start-up Jetlite ein

Auch geschäftlich ist sie bereits in Hamburg investiert. Anfang 2018 erwarb sie fünf Prozent der Anteile am Start-up Jetlite. Die Finkenwerder Firma erforscht die Wirkung des Lichts auf den Menschen bei Langstreckenflügen mit Zeitverschiebung – dabei brachte sie als Vielfliegerin eigene Erfahrungen ein. Jetlite-Gründer Achim Leder weiß, wie die Zusammenarbeit mit Garrn ist: „Sie ist extrem wissensdurstig und aufnahmefähig, hat sich schnell in unsere Thematik hineingearbeitet. Aber seit der Pandemie haben wir nur noch wenig Kontakt.“

Das liege wohl auch daran, dass es seit der Pandemie kaum noch Modenschauen gibt, sie weniger fliegt, sowie an ihrer neuen familiären Situation als Ehefrau und Mutter. An sich sei das Model aber im Umgang sehr angenehm, sagt Leder: „Die Zusammenarbeit mit Toni Garrn ist harmonisch und verläuft reibungslos – wir haben viel miteinander gelacht.“