Hamburg. 2021 sei jedoch wirtschaftlich ein verlorenes Jahr, sagt HMC-Chef Bernd Aufderheide. Diese Veranstaltungen stehen nun an.

Hamburgs Messe-Chef Bernd Aufderheide neigt zu einer zuversichtlichen Sicht auf die Dinge. Der Geschäftsbericht der Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) für das erste Corona-Jahr 2020 stand unter dem überraschenden Motto „Wir sind Optimisten“ – obwohl die wichtigsten Geschäftszahlen in der Pandemie dramatisch abgestürzt waren. Gerade einmal 20 Millionen Euro statt der erwarteten mehr als 100 Millionen Euro Umsatz standen zu Buche. Der Jahresverlust in Höhe von 58 Millionen Euro war der höchste in der Unternehmensgeschichte.

Da kann man nur optimistisch sein, dass es besser wird, hätte man sagen können. Die HMC-Geschäftsführung hatte eine andere Begründung: „Das zurückliegende Corona-Jahr hat sehr deutlich gemacht, wie groß der Wunsch der Menschen nach persönlichen Begegnungen ist. Wir sind überzeugt, dass die Messe- und Kongressbranche aus dieser Pandemie verändert, aber gestärkt hervorgehen wird“, hieß es.

Hamburgs Messegeschäft läuft wieder an

In diesem Jahr aber gilt das noch nicht für Hamburgs Messegesellschaft, das ist jetzt schon klar. Zwischen Januar und Juli lag das Geschäft mit Fach- und Publikumsmessen, Kongressen und Großveranstaltungen praktisch komplett brach. Nun läuft es langsam wieder an.

Die dreitägige Nordstil am letzten Juliwochenende war eine der ersten Besuchermessen, die in Deutschland stattfinden konnten. Unter ausgefeilten Hygieneregeln und nach umfangreichen Einlasskontrollen kamen an den drei Tagen immerhin 8000 Einzelhändler in die Messehallen unter dem Fernsehturm, um sich mit Ware wie Dekoartikeln für das Weihnachtsgeschäft einzudecken. Doch es waren jeweils ein Drittel weniger Aussteller und Besucher als zuvor.

Photopia: 16.000 Besucher erwartet

„Wichtig war, dass wir endlich wieder richtig loslegen konnten“, sagt Aufderheide. Die bereits mehrfach und zuletzt auf Ende August verschobene Aircraft Interiors Expo, eine Messe für die Innenausstattung von Flugzeugkabinen, dagegen hatte der Veranstalter frühzeitig abgesagt. Die Begründung: Die nicht absehbare Entwicklung der internationalen Corona-Lage.

Die nächste größere Fach- und Besuchermesse in der Stadt ist nun die Photopia Ende September. Vor den Hallen flattern bereits die Fahnen mit dem Messe-Logo im Wind. Es geht um digitale Fotografie mit Smartphone und Profi­kameras, ums Filmen und um digitale Bildbearbeitung. An vier Tagen werden 15.000 bis 16.000 Besucher erwartet. Es ist die Premiere eines von der HMC entwickelten und veranstalteten Konzepts. „Die Idee ist wegen des großen Interesses an Freizeitfotografie bei unserer Reise- und Freizeitwelten-Messe oohh! entstanden. Und die Aussteller sind interessiert, auch weil es die Photokina in Köln nicht mehr gibt“, sagt Aufderheide.

Mobilitäts-Weltkongress ITS in Hamburg

Dann folgt der Mobilitäts-Weltkongress ITS Mitte Oktober mit voraussichtlich 10.000 internationalen Besuchern. Auf dem Programm bis zum Jahresende stehen zudem die Fachmesse Therapie Hamburg, mehrere kleinere Messen wie die Wein Hamburg und die Affordable Art Fair sowie wissenschaftliche und medizinische Kongresse.

Gleichwohl sind die Erwartungen an das Gesamtjahr niedrig. Die HMC-Bilanz für das zweite Jahr der Pandemie wird wohl kaum anders aussehen als die für 2020. „2021 ist im Prinzip nicht besser gelaufen als das Vorjahr“, sagt der Messe-Chef. Seiner ersten Prognose zufolge bleibt der Umsatz in etwa auf dem niedrigen Vorjahresniveau. „Die Verluste werden wir absehbar aber ein Stück weit eindämmen können.“

Optimismus für das Jahr 2022

2022 soll es dann wieder deutlich aufwärts gehen. Auch wenn die Kalkulation für die fünftägige oohh!-Freizeitwelten von 52.000 Besuchern statt der sonst üblichen 75.000 ausgeht. Das beruht auf der Annahme, dass die derzeit geltenden Corona-Auflagen auch Mitte Februar noch gelten. Er gehe davon aus, dass die großen Messen wie die Internorga Mitte März, die Schiffbaumesse SMM und die nun im Juni terminierte Aircraft Interior stattfinden würden, sagt Aufderheide. Die bis zum Jahresende beantragte Kurzarbeit für alle Beschäftigten wird in den Vorbereitungsteams der Veranstaltungen heruntergefahren.

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Ob die 2G- oder die 3G-Regel gilt, das wird je nach Format anders gehandhabt: „Bei der Photopia wird es 3G sein, weil sie sich auch an ein jüngeres Publikum wendet, das gar nicht geimpft sein kann.“ Bei der Internorga dagegen spreche alles für 2G – weil die Impfquote in der Gastrobranche außergewöhnlich hoch sei.

Messe Hamburg: 2022 wieder in Präsenz

Die Vorzeichen seien günstig. „Die Buchungslage für die Internorga ist derzeit auf dem gleichen Stand, wie sie es zu diesem Zeitpunkt in der Vor-Corona-Zeit war.“ Von den Ausstellern kämen klare Signale, dass sie sich wieder Präsenzmessen wünschen. Die während der Lockdownphasen entwickelten digitalen Ausstellungsformate werde es zwar weiterhin geben. Aber als wichtige Ergänzung, nicht als Ersatz für die persönlichen Begegnungen auf einer Messe.

Aufderheides Bilanz und Ausblick nach 19 Monaten Pandemie lautet: „2020 und 2021 sind wirtschaftlich verlorene Jahre, haben uns bei Innovationen aber weitergebracht. 2022 geht es ganz besonders darum, vor allem die großen Messen erfolgreich über die Bühne zu bringen. 2023 und 2024 erwarte ich dann wieder Ergebnisse auf einem vernünftigen Niveau.“ Und was wird das Motto des Geschäftsberichts für das zweite Krisenjahr 2021 sein? „Das entscheiden wir spontan. Vielleicht ja ,Zurück in die Zukunft‘“, sagt er und lächelt. Aber nein, das wird nicht gehen. Zurück in die Zukunft – das ist ja schon das Motto der Internorga im nächsten Jahr.