Hamburg. Kreuzfahrten gelten als äußerst klimaschädlich. Wie die Reederei ihr hoch gestecktes Ziel erreichen will, ist noch unklar.
Ihre Abgase verunreinigen die Luft vieler Hafenstädte wie Hamburg, ihr hoher Treibhausgasausstoß trägt zur Verschärfung der Klimakrise bei: Kreuzfahrtschiffe gehören nach wie vor zu den Reiseformen mit der schlechtesten Umweltbilanz. Inzwischen stellt die Branche Bemühungen an, ihr Image grüner zu färben – nun macht Aida Cruises eine große Ansage.
Bis 2030 will die Reederei ihr erstes "Zero-Emissionen-Schiff" in Auftrag gegeben und in Dienst gestellt haben. Wie genau das aussehen soll, dazu teilte Aida bislang keine Details mit. Man arbeite aber mit Forschern und der Industrie an neuen Technologien. Bis 2040 wolle man dann mit der gesamten Aida-Flotte emissionsneutral auf Kurs sein.
Klimaneutrale Kreuzfahrt? Aida arbeitet an Technologie
Ein emissionsfreies Kreuzfahrtschiff bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Reise auch klimaneutral stattfinden kann. Dazu müsste beispielsweise auch der Treibstoff auf klimaneutrale Art erzeugt und bereitgestellt werden. Ebenso spielt die Anreise und Abreise der Kreuzfahrtgäste – etwa per Flugzeug – eine Rolle.
Zusammen mit Wirtschaft und Wissenschaft werde bei Aida Cruises an Lösungen für eine CO-freie Gewinnung von Flüssiggas gearbeitet. Im Rahmen seiner Green Cruising Strategie investiere das Unternehmen aber nicht nur in seine Neubauten, sondern auch in technische Lösungen für Schiffe der bestehenden Flotte.
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"Es geht dabei zum Beispiel um die Frage, ob man bereits in naher Zukunft so effiziente Brennstoffzellen auf einem Schiff nachrüsten kann, dass diese einen großen Teil des Energiebedarfs wie etwa für den Hotelbetrieb liefern könnten. Oder wie man Abfälle als Wertstoffe an Bord zur Energiegewinnung wiederverwerten kann", teilte ein Aida-Sprecher mit.
Nabu: Kreuzfahrten weiterhin umweltschädlich
Der Hamburger Nabu-Landesvorsitzende Malte Siegert zeigte sich zuletzt in einem Abendblatt-Interview zum Thema noch skeptisch: "Kreuzfahrtschiffe, die heute gebaut werden, sind ungefähr 30 Jahre unterwegs. Es ist momentan keine Technik verfügbar, von der ich sagen kann, dass die Schiffe im Jahr 2050 klimaneutral fahren können", sagte Siegert. "Wir haben fast nur die fossilen Brennstoffe, unter Umständen künftig verstärkt auch mehr Wasserstoff, Methanol und Batterien für die Spitzenzeiten. Diese Energieträger sind aber noch sehr teuer."
Aida Cruises zählt die bisherigen Maßnahmen auf
- 2004: Seit dem Auftrag für die "Aida Diva" und bei allen weiteren Neubauten werde die Landstromnutzung berücksichtigt.
- 2011: Auftragsvergabe für die weltweit ersten Schiffe, die im Hafen mit Flüssigerdgas (LNG) oder Landstrom versorgt werden können.
- 2016: Indienststellung der "Aida Prima": Neben der Möglichkeit zur LNG-Versorgung im Hafen verfügt das Schiff auch über einen Landstromanschluss und ein Abgasreinigungssystem.
- 2017: Premiere in Hamburg: "Aida Sol" nutze als erstes Kreuzfahrtschiff Europas die erste Landstromanlage.
- 2018: Weltpremiere: Indienststellung der "Aida Nova", des ersten Kreuzfahrtschiffes, das mit emissionsarmem LNG angetrieben wird und 2019 mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet wurde.
- 2019: Zehn Schiffe der Aida-Flotte seien landstromfähig beziehungsweise technisch darauf vorbereitet.
- 2021: In Kiel und Rostock werden Landstromanlagen eröffnet. An Bord der "Aida Nova" kommen erstmals Brennstoffzellen zum Einsatz. Mit der "Aida Cosma" wird das zweite LNG-Kreuzfahrtschiff in Dienst gestellt.
- 2022: Ein Aida-Schiff erhält das bisher größte Batteriespeichersystem in der Kreuzfahrt.