Hamburg. Gründertrio von Beagle Systems holt den Preis in der Kategorie Existenzgründer. In einem Schweinestall in Quickborn fing alles an.
In einem alten Schweinestall in Quickborn beginnt die Geschichte von Beagle Systems. Für 150 Euro im Monat mieten sich Oliver Lichtenstein (26), Jerry Tang (31) und Mitja Wittersheim (26) im März 2018 auf dem Bauernhof ein. „Es war unbeheizt, gab kein fließendes Wasser und keine Toiletten, aber immerhin Strom“, sagt Lichtenstein. „Da haben wir dann begonnen zu basteln: 3-D-Drucker und Drohnen.“
Dass das Trio zusammenfindet, liegt an einem Auslandsaufenthalt Lichtensteins. Im Sommer 2016 ging der BWL-Student für sechs Monate nach Shanghai. Dort baute er aus Leidenschaft zusammen mit Flugzeugingenieuren Drohnen. Bei einer Konferenz zum Thema lernte er Robotikingenieur Tang kennen. Sie kamen ins Fachsimpeln und wussten, dass sie gemeinsame Sache machen wollten. Nur das Land wurde noch diskutiert.
In Tangs Heimat China fehlte ihnen die Rechtssicherheit, an Tangs Studienort Australien der Markt – daher entschieden sie sich für Deutschland. Zum einen gebe es hier gute Gründungsförderung, zum anderen deutete sich damals schon an, dass es harmonisierte Drohnengesetze in Europa geben wird. Seit Jahresbeginn sind diese umgesetzt. „Man kann den ganzen europäischen Binnenmarkt mit einer Rechtslage bedienen“, so Lichtenstein. Die Drohnen wurden daher so gebaut, dass sie die Wünsche der Europäischen Luftaufsichtsbehörde erfüllen.
Beagle Systems holt den Preis in der Kategorie Existenzgründer
„Wir sind in erster Linie ein Dienstleister und nur zweitrangig Hardwarehersteller“, sagt Lichtenstein, der mit Wittersheim einen Freund an Bord holte, den er beim gemeinsamen Hobby Cheerleading während des Studiums in Elmshorn kennenlernte. Der Rahmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff für die 2,50 Meter breite Drohne wird ebenso dazugekauft wie Motoren, Flugsteuerungscomputer, Transponder und Antennen. Am Firmensitz, der seit August 2019 in Wandsbek ist, bauen zehn Mitarbeiter die Drohnen zusammen.
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Dabei werden selbst im 3-D-Drucker hergestellte Teile wie Halterungen und Drohnenfüße verwendet. Auch die Software ist eine Eigenentwicklung. „Das Beschaffen der Zulassung sowie das Durchführen von Langstreckenflügen ohne Sichtkontakt ist unser Kerngeschäft“, sagt Lichtenstein. Viele Drohnenhersteller würden beide Aufgaben auf potenzielle Kunden abwälzen, die wegen Unkenntnis der Rechtslage und Unerfahrenheit im Flugbetrieb dann häufig zurückzögen.
Die Hamburger machten bisher kommerzielle Flüge über Pipelines und Stromleitungen. So meldete beispielsweise ein Netzbetreiber einen Kurzschluss in einer Stromleitung. Die Software schrieb in wenigen Sekunden die Mission. Nach der Startfreigabe durch den Piloten hob die maximal 13 Kilogramm wiegende Drohne senkrecht ab und flog mit in der Spitze 110 Kilometer pro Stunde zum Einsatzort in 52 Kilometern Entfernung. Dort angekommen sendete sie Livebilder, sodass das Ausmaß des Schadens sofort sichtbar wurde. Rund 200.000 Euro Umsatz will das Unternehmen dieses Jahr machen, 2022 soll es gut das Dreifache sein.