Hamburg. Die Lage auf dem Hamburger Arbeitsmarkt verbessert sich weiter. In welchen Bereichen der Trend besonders positiv ist.
Der Hamburger Arbeitsmarkt ist weiterhin auf einem guten Weg. „Im August hat sich die positive Entwicklung der vergangenen Monate am Hamburger Arbeitsmarkt fortgesetzt", sagt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Langsam erholt sich die Beschäftigungslage in der Hansestadt von der Corona-Pandemie.
Zahl der Arbeitslosen in Hamburg geht weiter zurück
Die Zahl der Arbeitslosen ist im vergangenen Monat unter die Marke von 80.000 gesunken. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren in Hamburg noch mehr als 89.900 Personen arbeitslos gemeldet. Im August waren es jetzt 78.572. Das ist ein Rückgang um 12,5 Prozent. Obwohl die Corona-Pandemie auch weiterhin eine Belastung ist, konnten in diesem Jahr bereits 45.721 Hamburger in einen neuen Job starten.
Gesamtbeschäftigung bleibt stabil
Betrachtet man die Beschäftigungslage insgesamt, so bleibt sie weiterhin stabil. Im Juni hatten in Hamburg 1.007.700 Männer und Frauen einen sozialversicherungspflichtigen Job. Das waren 10.200 (ein Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Auch für die von der Corona-Pandemie stark strapazierte Gastronomie gibt es gute Nachrichten: Erstmals nach etwa eineinhalb Jahren weist das Gastgewerbe zum Vormonat ein Beschäftigungsplus von 600 (2,6 Prozent) auf 34.500 aus.
Stärkere Zuwächse im Vergleich zum vergangenen Jahr gibt es in folgenden Branchen:
- Gesundheitswesen (+2.900 Beschäftigte, + 4,2 Prozent auf 72.200)
- Baugewerbe (+1.300, +3,6 Prozent auf 38.000)
- Information und Kommunikation (+3.700, + 5,5 Prozent auf 70.000)
- öffentliche Verwaltung (+2.700, +5,9 Prozent auf 48.600).
Ein Minus im Vergleich zum Vorjahr verbuchen die Industrie (-2.400, -2,3 Prozent auf 102.500), sonstige Dienstleistungen (-500,-1,5 Prozent auf 35.800) und das Gastgewerbe mit minus 3.000 oder 7,9 Prozent auf 34.500.
Stellenangebote wieder auf Vor-Corona-Niveau
Auch die Zahl der Kurzarbeiter geht weiter zurück. Ab März verzeichnet die Agentur für Arbeit einen leichten Rückgang der Betriebe, die Kurzarbeit nutzen. "Aktuell können wir feststellen, dass im Juli (56) und im August (36) deutlich weniger Anzeigen von Hamburger Betrieben eingereicht wurden", so Fock.
Auch bei den offenen Stellenangeboten berichtet Fock von einem erfreulichen Trend. Insgesamt stehen in Hamburg 11.835 freie Jobs zur Verfügung. Das sind fast so viel wie im März 2020 (11.829 Stellen), der noch nicht von der Pandemie betroffen war. Seit Beginn dieses Jahres sind 19.265 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden, etwa 2.600 mehr als im Vorjahreszeitraum. Mehr Jobs gab es vor allem in den Wirtschaftsbereichen Logistik mit Schutz und Sicherheit, Bau und Gebäudetechnik, aber auch kaufmännischen Dienstleistungen mit Handel und Vertrieb.
Ausbildungsmarkt sucht Bewerber
In den kommenden Wochen werden auch die Ausbildungsstellen in den Hamburger Betrieben neu besetzt. "Insgesamt stehen Ende August noch 2.400 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung und bieten praktisch für jeden Schulabschluss, über alle Branchen hinweg und in allen Bezirken, einen guten und attraktiven Berufsstart", so Fock. Die Ausbildung des Nachwuchses liegt den Hamburger Unternehmen besonders am Herzen, denn innerhalb der nächsten sieben Jahre gehen mehr als 67.000 langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand.
"Wöchentlich stellen wir 1.200 Beratungstermine zur Verfügung, die in jedem Einzelfall ausloten, was alles auf dem Ausbildungsmarkt möglich und zu realisieren ist." Beratungstermine können kurzfristig über die Ausbildungshotline 2485-1188 oder über die Homepage der Jugendberufsagentur Hamburg vereinbart werden.
Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt
Sorgen bereitet allerdings der Blick auf die Langzeitarbeitslosen. Aktuell sind 28.700 Hamburgerinnen und Hamburger länger als ein Jahr ohne Anstellung. Das ist ein Anstieg um mehr als 33 Prozent zum August 2020. Bereits 36,5 Prozent aller Erwerbslosen in der Hansestadt sind mittlerweile langfristig ohne Job. Kleiner Lichtblick: Zumindest in den vergangenen drei Monaten ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen kontinuierlich gesunken. Schaut man in die einzelnen Hamburger Bezirke, so schneidet Eimsbüttel mit einer Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent am besten ab. Es folgen Hamburg Nord (6,0 Prozent), Wandsbek (7,0 Prozent), Altona (7,1), Bergedorf (7,4 Prozent) und Hamburg-Mitte (9,1 Prozent). Schlusslicht ist der Bezirk Harburg mit 9,4 Prozent. Erfreulich: In allen Bezirken gehen die Arbeitslosenzahlen sowohl im Vormonats- als auch im Vorjahresvergleich zurück.
Kritik von der Arbeitgeberseite
Von Arbeitgeberseite gab es nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen Kritik an der angeblich unzureichenden Qualifizierung Geflüchteter. „Integrations- und berufsbezogene Deutschkurse wurden während des ersten und zweiten Lockdowns fast vollständig ausgesetzt. Das verzögert den Einstieg qualifizierter Fachkräfte in den deutschen Arbeitsmarkt“, sagt Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung und Arbeitsmarkt der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord. Deutschland brauche „zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen“. Andernfalls lasse sich die Lücke, die der bevorstehende Renteneintritt der sogenannten Babyboomer bei Fachkräften hinterlasse, nicht schließen. Bereits in den kommenden drei Jahren sei mit einem deutlichen Rückgang des Arbeitskräftepotenzials zwischen zwei und sogar zehn Prozent in einigen Regionen in Norddeutschland zu rechnen.
Gewerkschaft: Zahl offener Stellen zu hoch
Gewerkschafter übten derweil Kritik an der aus ihrer Sicht zu großen Zahl befristeter Stellen: So sind nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) allein in Hamburg zuletzt 47 Prozent aller neu abgeschlossenen Arbeitsverträge befristet gewesen. „Befristete Stellen sind im Lebensmittelhandwerk und im Gastgewerbe, aber auch in der Ernährungsindustrie stark verbreitet – und können für die Betroffenen gerade in der Corona-Pandemie zur Falle werden“, sagte Silke Kettner von der NGG-Region Hamburg-Elmshorn. Die nächste Bundesregierung müsse das Problem dringend in den Griff bekommen und prekäre Jobs eindämmen, forderte die Gewerkschafterin.
Übrigens sanken nicht nur in Hamburg die Arbeitslosenzahlen. Auch Schleswig-Holstein meldete im Jahresvergleich einen Rückgang von 12,7 Prozent auf 85.200 Personen. Und bundesweit sind noch 2,58 Millionen Menschen ohne Job – ein Minus von 377.000.