Hamburg. An sich waren sich beide Seiten schon einig. Doch über den Lohn für Verkäuferinnen gibt es seit Monaten Streit. Die Hintergründe.

Der 6. Mai war ein guter Tag für mehrere Tausend Beschäftigte im Bäckerhandwerk in Hamburg und Schleswig-Holstein. So jedenfalls schien es, als die Verhandlungsführer von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und des Bäckereiverbandes und der Innungen in den beiden Ländern auseinandergingen.

Bereits in der zweiten Verhandlungsrunde über einen neuen Lohn- und Gehaltstarifvertrag hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter verständigt: 25 Cent mehr pro Arbeitsstunde sollte es geben für die Beschäftigten in den Backstuben und hinter den Verkaufstresen, zudem einen einmaligen Corona-Bonus in Höhe von 150 Euro.

Und was der Gewerkschaft besonders wichtig war: Verkäuferinnen und Verkäufer ohne Ausbildung sollen künftig ebenso viel verdienen wie ihre Kolleginnen und Kollegen mit abgeschlossener Lehre. Voraussetzung: Die Ungelernten haben mindestens zehn Jahre Berufserfahrung.

Gewerkschaft verklagt Bäcker in Hamburg

„Als wir auseinandergingen, waren eigentlich alle glücklich“, erinnert sich Rajko Pientka, der Verhandlungsführer der NGG, an das Gespräch, an dem für die Arbeitgeber unter anderem Katharina Daube, die Obermeisterin der Bäcker-Innung Hamburg, und Jan Loleit, der Geschäftsführer des Bäcker- und Konditorenverbands Nord, teilnahmen. Er sagt: „Wir stehen weiterhin voll und ganz zu dem Absichtspapier, das wir damals unterschrieben haben.“

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Trotzdem gibt es auch fast vier Monate später immer noch keinen unterschriebenen neuen Gehaltstarifvertrag. Mehr noch: Die ganze Angelegenheit wird jetzt zu einer Sache für die Justiz. Die NGG habe „nach wochenlanger Hängepartie Klage beim zuständigen Arbeitsgericht Elmshorn eingereicht, um die Bäckerinnungen per Gericht zum Abschluss des Tarifvertrages zu verpflichten“, teilte die Gewerkschaft mit. Der Streit dreht sich darum, wie genau und in welchem Zeitraum Prämie und Angleichung der Gehälter erfolgen sollen, und wie gewichtig das Anfang Mai von beiden Seiten unterzeichnete Verhandlungsergebnis ist.

Seit vier Monaten Streit über Details des Tarifvertrags

„Das ist wie ein Vorvertrag“, sagt Gewerkschafter Pientka. Der müsse jetzt umgesetzt werden. Sein Gegenüber Loleit spricht von einem „Absichtspapier“, das erst noch in einen ausformulierten Tarifvertrag umgearbeitet werden müsse. Das haben die Tarifpartner versucht – und sind gescheitert. Die NGG will eine sofortige Lohnangleichung, Bäckerverband und -Innungen denken eher langfristig. „Ein Gehaltssprung von 400 Euro pro Monat ist Firmen mit vielen langjährig beschäftigten ungelernten Verkäuferinnen wirtschaftlich nicht zuzumuten“, sagt Loleit.

Der Verband hat den Firmen empfohlen, nur den Stundenlohn um 25 Cent anzuheben. Gewerkschafter Pientka sagt, eine Reihe von Hamburger Bäckern hätten auch Prämie und Lohnangleichung freiwillig umgesetzt. Geht es nach der NGG, wird das Urteil des Arbeitsgerichts alle dazu verpflichten.