Berlin. Grillfleisch ist im Supermarkt oft deutlich billiger als vegetarische Alternativen. Das zeigt eine Untersuchung der Organisation WWF.

Zur gerade begonnenen Fußball-EM sind sie besonders präsent: Anzeigen, in denen der Lebensmittelhandel für billiges Grillfleisch wirbt. Zunehmend preisen die Ketten auch vegetarische Alternativen an. Doch während Steaks oder Grillwürstchen vom Schwein durchschnittlich 6,36 Euro je Kilo kosten, werden für Tofuwurst und Sojaburger selbst im Angebot 13,79 Euro fällig.

Diese Zahlen hat die Umweltschutzorganisation WWF ermittelt. Die Studie, für die 922 Grillfleisch-Angebote ausgewertet wurden, lag unserer Redaktion vorab vor. Im Schnitt seien 85 Prozent des rabattierten Grillfleischs günstiger gewesen als die pflanzlichen Alternativen.

Den mit 56 Prozent höchsten Rabatt habe der WWF bei einem Holzfällersteak vom Schwein gefunden – obwohl Fleisch von Schweinen und Hühnern ohnehin zu den niedrigsten Preisen verkauft werde. „Derzeit ist Fleisch für preisbewusste Käufer attraktiver als die umweltfreundlicheren vegetarischen Grillprodukte“, sagt WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger de Teran.

Wer beim Einkauf aufs Geld achten muss, „wird quasi dazu gezwungen, zum billigen Schweinenackensteak zu greifen anstatt zum höherpreisigen Tofu-Würstchen“, sagt sie unserer Redaktion.

Grillfleisch: Nur zwei Prozent hat Bio-Qualität

Doch es gehe beim Billigfleisch um mehr als die soziale Frage, erläutert die WWF-Expertin. Damit Fleisch zu günstigen Preisen angeboten werden kann, müsse massenhaft Vieh gehalten und im großen Stil Futtermittel importiert werden – vor allem Soja. „Das heizt das Klima an und treibt die Zerstörung wertvoller Lebensräume wie etwa Regenwälder und Savannen in Lateinamerika voran“, erläutert Dräger de Teran.

Zudem zeigte sich bei der WWF-Untersuchung: Nur zwei Prozent des beworbenen Grillfleischs hätten Bio-Qualität. Bei zwei Drittel des Fleischs wurde gar keine Angabe zur Haltungsform gemacht. Der Rest entfiel auf die Kategorien „Stallhaltung“, also den gesetzlichen Mindeststandard, und „Stallhaltung Plus“ mit etwas mehr Platz für die Tiere.

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„Wir können also davon ausgehen, dass 98 Prozent des rabattierten Grillfleischs nur die gesetzlichen Mindestkriterien beziehungsweise minimale Zusatzanforderungen erfüllt“, sagt Dräger de Teran. Nachhaltige Fütterung und Haltung scheinen in der Grillsaison keine Rolle zu spielen, bedauert sie. Mehr zum Thema:Warum wir trotz allen Skandalen Billigfleisch essen

Der WWF fordert von der nächsten Bundesregierung eine Ernährungsstrategie, die sich an den ökologischen Grenzen der Erde orientiert. Die Umweltschutzorganisation plädiert für eine Lenkungssteuer für tierische Lebensmittel ab 2023. Diese solle sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren und Produkte aus der ökologischen Landwirtschaft weniger belasten.

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