Hamburg. Hamburger Traditionsreederei startet Programm für mehr Fahrplantreue. Auch die Streichung von Häfen ist vorgesehen. Die Hintergründe.

Mit einer Initiative für mehr Fahrplantreue will Hapag-Lloyd gegen die derzeit erheblichen Schiffsverspätungen ankämpfen. Hamburgs Traditionsreederei will damit ihren Platz im oberen Drittel hinsichtlich der Fahrplanzuverlässigkeit der 15 größten Reedereien weltweit halten. Derzeit liegt Hapag-Lloyd auf Platz vier.

Zudem ist das Schifffahrtsunternehmen darauf bedacht eines seiner Qualitätsversprechen einzulösen. „Das klare Ziel von Hapag-Lloyd ist es, die Transparenz hinsichtlich der Einhaltung der Fahrpläne zu verbessern. Indem die Pünktlichkeit der Schiffe erhöht werden soll, beabsichtigt die Reederei, die Zuverlässigkeit der Lieferkette für ihre Kunden zu optimieren“, heißt es in einem Informationsschreiben.

Hapag-Lloyd plant deutliche Änderungen

Um Verspätungen zu reduzieren, nehme man deutliche Änderungen an den operativen Prozessen vor, unter anderem durch eine verbesserte Zusammenarbeit mit Terminals, Häfen und allen landseitigen Partnern. Klares Ziel sei es, dass die Schiffe am oder innerhalb eines Tages nach der in der Buchungsbestätigung angegebenen voraussichtlichen Ankunftszeit auch tatsächlich eintreffen. Das klingt nach Zukunftsmusik, denn derzeit kommt kaum ein Schiff pünktlich im Hamburger Hafen an. Verspätungen von mehreren Tag, ja sogar Wochen, gehören für die Hafenfirmen zum Alltag.

Rolf Habben Jansen ist der Vorstandsvorsitzende der Reederei Hapag-Lloyd.
Rolf Habben Jansen ist der Vorstandsvorsitzende der Reederei Hapag-Lloyd. © Unbekannt | Hapag-Loyd

„Wir sind uns bewusst, dass wir heute noch weit davon entfernt sind, das Zuverlässigkeitsniveau zu erreichen, das unsere Kundschaft von uns und der gesamten Branche erwartet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Habben Jansen: „Derzeit haben wir es mit massiven Überlastungen in den Häfen und Terminals zu tun. Unsere Teams arbeiten jedoch intensiv daran, diese Herausforderungen zu bewältigen und mehr Transparenz für unsere Kundinnen und Kunden zu schaffen.“ Laut einem Firmensprecher gehört dazu auch die Streichung von Hafenanläufen oder ganzer Rundfahrten. Für den Hamburger Hafen gebe es diesbezüglich aber derzeit keine konkreten Pläne.

Hamburger Traditionsreederei reagiert auf Kritik

Hapag-Lloyd reagiert auch auf die harsche Kritik aus der Wirtschaft angesichts starker Verspätungen in der Containerschifffahrt. In einem Brandbrief an die Bundesregierung hatten mehrere Verbände am Donnerstag vor einer Abbremsung des Aufschwungs nach der Corona-Rezession gewarnt.

Lesen Sie auch:

„Es muss unbedingt vermieden werden, durch künstliche Engpässe der Transportkapazitäten in den maritimen Lieferketten den Hochlauf der Industrie ins Stottern zu bringen“, hieß es in dem Schreiben. Die seeverladende Industrie leide seit langem unter einer rapiden Verschlechterung der Zuverlässigkeit und Qualität im Container-Verkehr, insbesondere auf den Strecken zwischen Asien, Nordamerika und Europa.

Kritik an unpünktlichen Schiffsankünften in Hamburg

Konkret ist in dem Schreiben der Verbände die Rede von mangelnder Verfügbarkeit von Containern, fehlenden Transportkapazitäten, unpünktlichen Schiffsankünften sowie Qualitätsdefiziten bei stark ansteigenden Transportkosten. Dies beeinträchtige die Lieferketten und teils auch die Produktionsabläufe. Unterzeichnet ist das Schreiben an die Minister Peter Altmaier (CDU/Wirtschaft) und Andreas Scheuer (CSU/Verkehr) vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sowie den Branchenverbänden der Autoindustrie, des Maschinenbaus und der Chemie.