Hamburg. Die Zahlen steigen in der Hansestadt deutlich stärker als in anderen Bundesländer. Dafür gibt es eine Erklärung.
Die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland ist im ersten Quartal 2021 sprunghaft angestiegen. Zwischen Anfang Januar und Ende März meldeten in Deutschland insgesamt 31.821 Männer und Frauen ihre Zahlungsunfähigkeit an. Das waren 56,5 Prozent mehr als im ersten Quartal des vergangenen Jahres, ermittelte die in Hamburg ansässige Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel.
Zahl der Privatinsolvenzen in Hamburg mehr als verdoppelt
Das Unternehmen erwartet, dass sich dieser Trend fortsetzt. Nach zehn Jahren sinkender Fallzahlen werden die Privatinsolvenzen 2021 wieder steigen, heißt es. „Aktuell gehen wir von bis zu 110.000 Privatinsolvenzen und damit von einer Verdopplung der Zahlen in diesem Jahr aus“, sagt Crifbürgel-Geschäftsführer Frank Schlein.
In Hamburg ist die Entwicklung sogar noch dramatischer als bundesweit. Laut Crifbürgel wurden in der Hansestadt im ersten Quartal insgesamt 1047 Privatinsolvenzen angemeldet – 77,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz war die Steigerungsrate mit jeweils mehr als 80 Prozent noch besorgniserregender.
Anstieg bei Privatinsolvenzen – nur ein Nachholeffekt?
Einen unrühmlichen Spitzenplatz nimmt Hamburg in der Bundesländer-Rangliste auch ein, wenn man die Zahl der Fälle auf die Bevölkerung umrechnet. 57 von 100.000 Hamburgerinnen und Hamburgern erklärten demnach ihre Zahlungsunfähigkeit. Nur in Bremen (76) war die Quote höher.
Die Wirtschaftsauskunftei sieht als wichtigste Ursache einen Nachholeffekt: „Der deutliche Anstieg an Insolvenzen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen letztes Jahr entsprechende Anträge zurückgehalten haben. Sie wollten von einer Gesetzesreform profitieren, die künftig schon nach drei Jahren eine Restschuldbefreiung ermöglicht. Viele Antragssteller haben auf den Beschluss des Bundestages gewartet“, sagt Schlein.
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Warum die Zahl in Hamburg stärker steigt als andernorts, erklärt das nicht. Dazu gibt es bei Crifbürgel eine andere Vermutung: In der Hansestadt hatte es in den Jahren zuvor besonders wenige Privatinsolvenzen gegeben.