Hamburg. „Ausbauoffensive“ der Telekom: Alsterdorf, Winterhude und Eppendorf werden zuerst versorgt. Andere Anbieter sind aber längst da.

Für Hamburger, die sich gerne Filme in ultrahoher Bildqualität über Streamingdienste wie Netflix ansehen oder die Videospiele mit fotorealistischer Grafik nutzen, ist das eine gute Nachricht: Die Deutsche Telekom will bis Ende 2025 insgesamt 540.000 Haushalte und Unternehmensstandorte in der Stadt mit einem Glasfaseranschluss bis ins Gebäude versorgen.

Diese sogenannte FTTH-Technik – das Kürzel steht für „Fiber to the Home“ – ermöglicht Surf-Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit (1000 Megabit) pro Sekunde. Zum Vergleich: Haushalte in Großstädten verfügen heute in der Regel über Internetanschlüsse mit 50 oder 100 Megabit pro Sekunde.

Erst Berlin, jetzt Hamburg: „Ausbauoffensive“

Nach Berlin ist Hamburg die zweite deutsche Metropole, in der die Telekom nun eine solche „Ausbauoffensive“ startet. Los geht es in Alsterdorf und im nördlichen Teil von Winterhude. Dort können nach Angaben der Telekom die ersten rund 30.000 Haushalte schon jetzt die neue Technologie nutzen – wenn sie das wollen. Denn der entsprechende Vertrag namens „MagentaZuhause GIGA“ kostet immerhin knapp 80 Euro im Monat.

Im kommenden Jahr soll es dann mit rund 60.000 Haushalten im südlichen Teil von Winterhude mit den Gebieten Goldbek-Nord und Jarrestadt weiter gehen, außerdem im südlichen Teil von Eppendorf (Kellinghusenstraße), im Norden von Hoheluft-Ost, in Harvestehude sowie im Osten von Lok-stedt und in Bergedorf. Die Ausbaugebiete ab 2023 stehen noch nicht fest.

Tschen­tscher begrüßt Vorhaben der Telekom

Für Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD) ist dieses Vorhaben der Telekom „ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die digitale Zukunft der Hansestadt Hamburg“. Der Zugang zu schnellem Internet gehöre heute zur Daseinsvorsorge für Bürger und Unternehmen wie der Anschluss an das Wasser-, Strom- und Sielnetz, sagte Tschentscher beim offiziellen „ersten Spatenstich“ in Alsterdorf: „Gute Datenverbindungen sind eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, für das moderne Arbeitsleben und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.“

Tschentscher wies auch darauf hin, dass Hamburg bereits jetzt „das Bundesland mit der besten Breitbandversorgung in Deutschland“ sei. Bisher hat die Telekom ihr Glas­faserkabel in der Regel aber nur bis zum Vertei­ler­kasten in der Straße gelegt. Jetzt geht es um die letzten Meter bis zum Kunden, die in der Vergangenheit mit Kupferkabeln überbrückt wurden. Die nun beginnenden Bauarbeiten betreffen die Verlegung der Leerrohre zu den einzelnen Häusern. Sobald die erforderlichen Genehmigungen der Eigentümer und Vermieter vorliegen, würden in diese Leerrohre die Glasfaserleitungen in die Gebäude gelegt, heißt es von der Telekom.

Pandemie zeigte Relevanz von schnellem Internet

„Wir haben in der Pandemie gesehen, wie wichtig die Anbindung an schnelles Internet ist“, sagte Srini Gopalan, im Vorstand der Telekom zuständig für das Deutschland-Geschäft. Zwar gehöre die Bundesrepublik zu den Ländern mit der besten Glasfaserkabelversorgung.

„Aber die letzten 200 bis 400 Meter vom Verteilerkasten bis ins Haus kosten hier mehr als überall sonst“, so Gopalan. Schuld daran seien unter anderem die aufwendigen Genehmigungsverfahren. Daher benötige man „die Mithilfe der Kunden, der Vermieter und der Hauseigentümer“, sagte Hagen Rickmann, Mitglied der Geschäftsführung der Telekom Deutschland.

Auch andere Anbieter werden in Hamburg aktiv

Allerdings ist der einstige Staatskonzern keineswegs der einzige Anbieter des ultraschnellen Internets in Hamburg. So hat das Wandsbeker Familienunternehmen willy.tel nach eigenen Angaben schon fast 30.000 der insgesamt gut eine Million Hamburger Haushalte mit der FTTH-Technik und einer Datenrate von bis zu einem Gigabit pro Sekunde an das weltweite Datennetz angebunden – und das für knapp 50 Euro im Monat. „Wir planen, bis zum Jahr 2025 weitere 50.000 Haushalte anzuschließen“, sagte Geschäftsführer Bernd Thielk.

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Das Berliner Unternehmen Tele Columbus, das unter dem Markennamen Pyur auftritt, hat in Hamburg 60.000 Haushalte mit der entsprechenden Technik ausgestattet. „Die Anlagen sind Gigabit-tauglich wir werden diesen Haushalten künftig Gigabitanschlüsse bereitstellen“, sagte Firmensprecher Mario Gongolsky. Ebenfalls im FTTH-Ausbau tätig ist städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga. Sie will bis Ende 2021 alle 130.000 Wohnung mit solchen Anschlüssen ausstatten, wobei das Norderstedter Telekommunikationsunternehmen Wilhelm.tel die Abwicklung übernimmt.

Vodafone setzt in Hamburg auf das Fernsehkabelnetz

Noch größere Zahlen nennt der Vodafone-Konzern. In Hamburg könnten über die Netzinfrastruktur des Unternehmens – jedenfalls theoretisch – schon 581.000 Hamburger Haushalte mit Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde im Internet surfen, sagte ein Firmensprecher. Vodafone setzt dazu jedoch auf eine andere Technik: Für den Anschluss, der knapp 50 Euro pro Monat kostet, nutzt das Unternehmen das Fernsehkabelnetz, das weitgehend aus Glasfasern, auf den letzten Metern aber aus Kupferkabeln besteht.

Wie schnell das Internet aber tatsächlich sein muss, wird in Onlineforen immer wieder diskutiert. Schon mit den heute vielfach verfügbaren 100 Megabit pro Sekunde könne man vier Filme in
Ultra-HD-Qualität (4K) gleichzeitig „streamen“, heißt es da. Aber die Ansprüche wachsen offenbar schnell: Vor zehn Jahren verfügte nur eine Minderheit der Haushalte in Deutschland über einen Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von mehr als zehn Megabit pro Sekunde.