Ebru Erkunt überzeugt Investor Ralf Dümmel mit einer Nuss-Nougat-Creme in der “Höhle der Löwen“. Auf diese Strategie setzen sie nun.

  • HaselHerz-Produktion professionalisiert: Cremes werden jetzt in Hamburg und im europäischen Ausland hergestellt
  • HaselHerz-Produkte sollen bald bundesweit verfügbar sein
  • Gründerin Ebru Erkunt studierte an der renommierten Berkeley-Universität

„Ich war wie in Trance, stand praktisch neben mir“, sagt Ebru Erkunt über ihren Auftritt in der „Höhle der Löwen“. Immerhin fünfmal hatte sich die Hamburgerin für die Vox-Show beworben, immer vergeblich. Nun, nach fünf Jahren des bangen Hoffens, durfte sich die 42-Jährige vor den Löwen präsentieren.

Mit einem mulmigen Gefühl trat sie vor die Prominenten. „Der Augenblick, in dem man durch die Tür tritt, ich hatte ihn so oft im Fernsehen gesehen, und jetzt musste ich selber den Schritt gehen“, sagt die Unternehmerin im Gespräch mit dem Abendblatt, als sie sich an die Aufzeichnung der Sendung vor längerer Zeit erinnert. „Denn immerhin werden manche Gründer ja auch zusammengefaltet in der Show.“

HaselHerz: Ralf Dümmel beteiligt sich mit 80.000 Euro

Doch mit ihrem HaselHerz gewann die Diplomkauffrau auch die Herzen der Juroren, darunter Beauty-Expertin Judith Williams, Ernährungsprofi Nils Glagau, Wirtschaftsgröße Carsten Maschmeyer, Medienunternehmer Georg Kofler und Handelsmogul Ralf Dümmel. Sie präsentierte Nuss-Nougat-Cremes, die zu hundert Prozent aus zertifizierten Bio-Zutaten bestehen und auf Palmöl verzichten. Für das Aroma sorgen Kokosblütenzucker und ein hoher Nussanteil von 35 Prozent.

„Das war jetzt wirklich Gänsehaut pur“, sagt Ralf Dümmel über den Auftritt der Hanseatin. „Ebru kämpfte fünf Jahre lang wie eine Löwin, um in diese Sendung zu kommen, und entwickelte ihr Produkt immer weiter“, beschreibt der Investor das beharrliche Bemühen der Bewerberin.

„Jetzt kam sie in die ,Höhle der Löwen‘ mit der Geschichte, dass sie immer wieder versuchte, hierherzukommen, und das hat uns Löwen alle bewegt“, fasst der Juror die großen Emotionen bei der Show am Montagabend zusammen.

„Und dann präsentiert sie uns auch noch eine Schoko-Nuss-Creme, einen Brotaufstrich, und wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich dann kaum noch zu halten bin“, verrät der 54-Jährige sein Faible für Süßes. „Es schmeckt fantastisch, und jetzt bin ich glücklich und dankbar, dass ich sie auf ihrer weiteren Reise begleiten darf.“ Der Millionär beteiligt sich mit 80.000 Euro an HaselHerz, bekommt dafür 25 Prozent der Firmenanteile.

Inspiration für HaselHerz kam durch eine Türkeireise

Für die Hamburgerin geht damit ein Traum in Erfüllung. „Den Moment werde ich nie vergessen“, sagt sie lächelnd über ihren Auftritt, mit dem sie die Juroren für sich und ihre Produkte einnehmen konnte. Immerhin hat sie auch eine sympathische Geschichte zu ihrer Firma zu erzählen: „In jedem Sommerurlaub in der Türkei, der Heimat meiner Eltern, inspirierte mich mein Lieblingsnussaufstrich, den ich dann für den deutschen Gaumen adaptiert habe“, sagt die gebürtige Essenerin.

„Ich habe das Fundament des Hauses aufgebaut, wir können es jetzt zusammen einrichten“, hatte Ebru Erkunt für eine Beteiligung der Juroren geworben. „Ich habe ja noch keine eigenen Mitarbeiter, noch kein Büro“, berichtet sie über den Betrieb, den sie aus eigenen Ersparnissen gegründet hat.

Mit einem Eichhörnchen im Logo, vielleicht neben der Nussverliebtheit eine Anspielung auf ihr Lebensmotto. „Ich gehe lieber kleine Schritte“, sagt die Gründerin, die eher mit vorsichtiger Vorausplanung agiert, als alles auf einmal zu setzen.

Vor Aufregung kamen Erkunt in der Höhle der Löwen die Tränen

Trotz aller Planung sei ihr in der Show vor lauter Aufregung dann die vorher wohlüberlegte Beteiligungssumme entfallen. Vor den Kameras ist sie so aufgeregt, dass sie Tränen in den Augen hat und um Fassung ringt. Doch die Löwen übergehen diese Momente mit einem Lächeln und machen ihr Mut.

Ebru Erkunt beschreibt sich selber als beharrlich, als einen Menschen, der an seinen Zielen festhält. Dabei hatte sie sich schon manches Mal gegen Zweifler durchsetzen müssen, nicht nur bei Vox.

Die Unternehmerin hat eine mehr als solide Ausbildung, sie krönte ihr Wirtschaftsstudium noch mit einem Marketing-Abschluss an der renommierten Berkeley-Universität, arbeitete dann lange Jahre in einer Hamburger Werbeagentur und war dort für große Konsumgüterkonzerne verantwortlich.

HaselHerz ist jetzt in vielen Geschäften erhältlich

„Meine Mutter sagte daher auch: Du hast so eine gute Ausbildung, wäre dein Leben nicht angenehmer ohne die Firma?“, erzählt die dunkelhaarige Frau lachend. Doch ihre Idee habe sie immer bewegt, weiterzumachen. Neben dem Job bei einem Start-up verfolgt sie die eigene Selbstständigkeit in den vergangenen Jahren weiter, zum Teil bis zur Erschöpfung.

„Meine Mutter und meine Schwester sind gekommen, um mir bei der Produktion zu helfen, als einmal ein Großauftrag von mehr als 3000 Gläsern von einem Händler hereinkam. Es gab Arbeit für mehrere Monate, wir haben alles in meiner kleinen angemieteten gewerblichen Küche im Grindelviertel angerührt.“

Inzwischen ist die Produktion bei HaselHerz professioneller, die Cremes werden in Hamburg und im europäischen Ausland hergestellt. Im vergangenen Jahr hat HaselHerz 30.000 Gläser verkauft. Bisher sind die Nusscremes und die Schokoladen, die Erkunt ebenfalls im Sortiment hat, in allen Denn’s Biomärkten erhältlich.

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Die Cremes gibt es neuerdings auch bei Budnikowsky, dort werden ab Ende Mai auch die Schokoladen im Sortiment zu finden sein. Ebenfalls erhältlich sind einige der HaselHerz-Produkte auch bei Alnatura, Tjaden’s Biomärkten sowie in ausgewählten Geschäften der Handelskette Rewe.

Höhle-der-Löwen-Jury kritisiert hohen Preis von HaselHerz

Die Kunden müssen für ein 220-Gramm-Glas mit einem Preis von etwa 4,99 Euro rechnen, die Schokoladen mit ganzen Nüssen kosten 1,99 Euro. Den relativ hohen Preis haben einige Löwen in der Show kritisiert, doch Judith Williams betont, im Bio-Segment seien die Produkte eben etwas teurer.

Das Geld von Investor Ralf Dümmel will Ebru Erkunt für die weiteren Marketingaktivitäten und den Aufbau eines Teams verwenden. „Also für die Zukunft von HaselHerz“, sagt die Unternehmerin, die mittlerweile in der HafenCity lebt.

Das Ziel: Die Produkte sollen bald bundesweit verfügbar sein. Sie möchte, sagt die Firmenchefin, dass bald viele Menschen sagen: „Ich bin mit HaselHerz aufgewachsen.“ Und allen Gründern möchte sie nach der Erfahrung ihrer Rückschläge ebenfalls etwas auf den Weg geben: „Macht einfach weiter, bloß nicht aufgeben.“